"Nicht die meisten. Die besten."

Die manager-lounge ist das erste Online-Karriere-Netzwerk für Führungskräfte in Deutschland.

Von Peter Felixberger

Die Münchner manager-lounge AG widmet sich der Vermittlung von Führungskräften via Internet.

Die Gäste der Eröffnungsparty der Münchner manager-lounge AG durften im positiven Sinne richtig aufeinander losgehen. Blöd rumstehen galt an diesem Abend als verpönt, "netzwerkt miteinander" hieß es im Bubble, der Münchner Party-Location an der Alten Messe. Jeder Gast erhielt hierfür 20 Karten, auf denen jeweils hübsche Symbole gedruckt waren: Eine Krone stand für Topmanager, ein Geldsack für Investor, ein Mikrofon wies auf einen Pressevertreter hin, Aktenkoffer stand für Old und ein Computersymbol für New Economy. Und los ging's! Ziel war es, andere im freien Gespräch zu überzeugen, eine ihrer Karten auszuhändigen. Doch nicht, wer die meisten Karten hortete, durfte den Smart Cabrio als Hauptgewinn nach Hause fahren. "Die meisten Besten" musste man aufspüren. Jedes Symbol wurde nämlich unterschiedlich gewichtet - was die fleißigen Gäste aber vorher nicht wussten. Am Schluss hatte eine Assistentin vom Management-Lehrstuhl der Universität Konstanz die Nase vorne. "So sammelt man Kontakte", kommentierten Gäste die gelungene Aktion.
Die Kunst des Networkings ist in der New Economy oft die Eintrittskarte zu mehr Erfolg im Business. Helfen und geholfen werden ist der Eckpfeiler dieser neuen Verbrüderungskultur. Kleine und größere Communitys, in denen man sich gegenseitig unterstützt, sprießen derzeit an allen Ecken und Enden hervor - allerdings mit unterschiedlichen Konzepten. Networking hat sich Peter Bachsleitner in München auf die Fahnen geschrieben. Seine Idee war es, eine Community zum Zwecke der Jobvermittlung zu gründen. Er und seine Mitstreiter begeben sich indes auf virtuelle Pfade. Seit Oktober 2000 ist manager-lounge.de online. Geworben wird mit der einfachen Logik: "Wer drin ist, kann groß rauskommen." Fragt sich nur, wer rein will. 50 Manager waren es am ersten Wochenende. Doch die Zahl ist seither kräftig gestiegen. Mittlerweile haben sich über 2.300 angemeldet; ihr Durchschnittsalter liegt bei 36,5 Jahren. Es sind nicht zuletzt so viele, weil auch zahlreiche Medien an der Geschäftsidee ihren Gefallen fanden und ausführlich berichteten. Zudem prangt das kleine Firmenlogo mittlerweile selbstbewusst auf einigen Meist-Click-Seiten der .de-Republik, etwa bei Spiegel online.
Eine Einschränkung gilt allerdings vorneweg: Das erste Online-Karriere-Netzwerk für Führungskräfte in Deutschland kommt nur für jene Jobnomaden in Frage, die ihre Karriere gezielt selbst in die Hand nehmen wollen. Diese werden jedoch immer mehr. Das Hamburger Marketing- und Medienforschungsinstitut IPSOS bestätigt, dass bereits zwölf Prozent der Führungskräfte das Internet für Karriereplanung und Stellensuche nutzen. Tendenz steigend! Topmanager vertrauen also immer stärker der Selbstvermarktung. Ganz nach dem Motto: "Jeder führt sich selbst." Platz nehmen kann man neuerdings in den virtuellen Schaufenstern der manager-lounge AG. Aber wie reinkommen?

Unteres Limit: 150.00 brutto im Jahr.


Das Prinzip ist ziemlich einfach, die Hürde indes für manche zu hoch: Nur wer mehr als 150.000 Mark brutto im Jahr verdient, kann sich registrieren lassen. Darüber hinaus sollte der Kandidat auf eine bisher erfolgreiche Berufskarriere zurückblicken können. In einem einstündigen persönlichen Coachinggespräch, gleichzeitig Voraussetzung für die Aufnahme und Service für die Mitglieder, werden Erfolge und Ziele noch einmal analysiert und ein optimales Profil für die Datenbank erarbeitet. Damit es sich für das neue Mitglied lohnt, öfter mal in der Online-Community vorbeizuschauen, kann es dort exklusive Beiträge lesen, in Themenforen netzwerken und Zusatzservices wie die travel lounge nutzen. Rasch und einfach kann man darin seinen Flug aus den aktuellen Angeboten von 500 Airlines weltweit heraussuchen und gleich online buchen.
Schon 50 Unternehmen sind Mitglied bei manager-lounge geworden, um diesen exklusiven Pool von interessanten Führungskräften anzapfen zu können. In einer eigenen Nische der Community, der "profi lounge", können die Human-Resources-Profis der Unternehmen Suchprofile anlegen und Ergebnisse verwalten, sich aber auch virtuell zum Gedankenaustausch zurückziehen und über Neues in ihrem Fachgebiet informieren. Nur zu einem Drittel, so erwarten es die beiden Vorstände, werden die Mitgliedsunternehmen aus der New Economy stammen. Vielfalt und Pluralismus bei Firmen und Kandidaten sollen das Netzwerk auszeichnen. Fragt sich nur, ob die Aspiranten der Old Economy hier mitziehen. Gerade erst haben Bertelsmann-Stiftung und Medienakademie Köln in ihrer Studie Fit für die New Economy? festgestellt, dass Deutschlands Führungskräfte das Internet verschlafen.

"Nicht die meisten. Die besten."


"Nicht die meisten. Die besten" will man in die manager-lounge ziehen und setzt sich damit von anderen Stellenbörsen ab: Die exklusive Zielgruppe der lounge will nicht unbedingt mit einer Sekretärin im gleichen Pool angeboten werden. Dem Hauptkonkurrenten, sprich der Stellenanzeige in den großen Tages- und Wochenzeitungen, will man hingegen mit geringeren Kosten und höherer Informationstiefe Paroli bieten. "Wir bieten erfolgreiche Vermittlung zu einem Drittel der Kosten von Personalberatungen", behauptet Bachsleitner. Zum Vergleich: Je nach Anzahl der Mitarbeiter muss ein Mitgliedsunternehmen in der manager-lounge zwischen 6.000 und 12.000 Euro jährlich hinblättern, das Placement-Fee beträgt immerhin zusätzlich zehn Prozent der Gesamtbezüge des Managers. Vorteil 2: Der Streuverlust von Stellenanzeigen in den Printmedien ist deutlich höher als in der virtuellen Community, in der man letztlich ständig präsent(iert) ist.

60 Prozent aller Jobs hierzulande werden über Networking und Kontakte vermittelt.


Trotz Start-up-Optimismus will man auf dem Boden bleiben. "Nur wenn es uns gelingt, eine höhere Vermittlungsquote als die Konkurrenz sowie eine ausreichend hohe Anzahl von Mitgliedern zu erreichen", werden die Träume des Segment-Portals wahr. Ein solches Netzwerk, das ist dem Start-up klar, überlebt darüber hinaus aber nur als verlässliches Beziehungsgeflecht. Deswegen planen die Münchner Karriere-Netzwerker auch außerhalb der Online-Community eine Vielzahl von Aktivitäten: Ende April findet das erste Networking-Treffen statt, als Gelegenheit, sich persönlich kennen zu lernen und aus dem virtuellen Off zu treten. Dem gleichen Zweck dienen die ab Mitte Mai monatlich stattfindenden "Business Breakfasts", bei denen jeweils ein Thema im Mittelpunkt steht. Gesicht zeigen bleibt offenbar auch in Online-Karrieremärkten unverzichtbar.

Peter Felixberger ist Publizist und Geschäftsführer der changeX GmbH.

www.manager-lounge.com

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Peter Felixberger

Peter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.

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