Der Endspurt beginnt
Die Firma Think programmiert den virtuellen Qualifizierungscoach ViCO - keine leichte Aufgabe.
Von Nina Hesse
ViCO, das steht für "virtueller Qualifizierungscoach" - eine intelligente Software, die Mitarbeiter virtueller Unternehmen künftig bei der Weiterbildung unterstützen soll. Weil sich ein solches Projekt nur transdisziplinär anpacken lässt, arbeiten sechs Kooperationspartner aus der Wissenschaft und zwei Unternehmen aus der Wirtschaft in dem Verbundprojekt mit. Zum derzeitigen Projektstatus übernimmt die Firma Think GmbH die wichtige Aufgabe der Programmierung.
Wer eignet sich besser für ein Projekt über und für virtuelle Unternehmen als ein virtuelles Unternehmen selbst? Im Raster, das die Forscher für das Projekt ViCO entwickelt haben, würde sich die Think GmbH in der Kategorie "langfristig orientierter Netzwerk-Pool" wiederfinden. "Wir verfügen über ein großes Netzwerk an Mitarbeitern, von Coachs bis hin zu Akteuren im künstlerischen Bereich", erklärt Mario E. Beck, Betriebswirtschaftler mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Softwareentwicklung und Konzeption elektronischer Lernmedien, bei der Think GmbH Projektleiter für ViCO. "Solche Unternehmen wird es meiner Meinung nach immer mehr geben, weil man auf diese Weise äußerst flexibel arbeiten kann." Etwa 70 Prozent der Mitarbeiter sind fest angestellt, 30 Prozent arbeiten freiberuflich.

Erfahrung mit Lernsoftware.


Gegründet wurde die Think GmbH - Gesellschaft für neue Kommunikationsstrategien - 1991 von Franz Stowasser, einem Betriebswirt und Diplom-Soziologen mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Kommunikation und Philosophie. Stowasser ist bekannt als Coach und Trainer im Businessbereich, zu seinen Kunden gehörten Konzerne wie Bayer und Opel. Die Think GmbH ist aktiv in der Aus- und Weiterbildung im Kommunikationsbereich, agiert als Beratungspool für Organisationen und hat beispielsweise das virtuelle Unternehmen tpm-systems organisiert.
Da die Think GmbH schon viele E-Learning-Projekte mitinitiiert und Lernsoftware programmiert hat, eignet sich das Unternehmen gut als Partner im Verbundvorhaben ViCO. So hat die Think GmbH beispielsweise zusammen mit der schweizerischen BEST Consult im Jahr 2000 ein computergestütztes Tool für die Personalentwicklung umgesetzt: die LernNavigatoren. Diese basieren auf dem von Stowasser und anderen entwickelten, ressourcenorientierten Ansatz beim Coaching. "Dieser Ansatz konzentriert sich darauf, wie Menschen Daten aufnehmen, Informationen verarbeiten, denken und entscheiden", erklärt Mario Beck. Inzwischen ist der LernNavigator seit drei Jahren auf dem Markt und in zahlreichen Unternehmen im In- und Ausland für die Personalentwicklung eingesetzt. Zudem gibt es das Programm schon in zahlreichen Varianten für die berufliche, schulische und private Anwendung.

Die Programmierung beginnt.


Die Erfahrungen bei der Programmierung komplexer Lernanwendungen, die die Think GmbH bei der Entwicklung ihrer eigenen Software sammeln konnte, fließen jetzt in den virtuellen Qualifizierungscoach ViCO ein. Die theoretische Basis des virtuellen Qualifizierungscoachs ViCO wurde von den Verbundpartnern an den Universitäten Dortmund und Oldenburg sowie am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik erarbeitet. Anders als bei den Navigatoren geht es bei ViCO um eine webbasierte Software, die Mitarbeitende (Akteure) in virtuellen Unternehmen bei ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung unterstützen soll. Hierzu sind spezifische Schnittstellen (Softwareagenten) angedacht, die den selbstgesteuerten Coachingprozess strukturieren helfen. So wird es beispielsweise einen Agenten geben, der die Mitarbeitenden bei der Erstellung eines individuellen Kompetenzprofils unterstützt. Dadurch werden vorhandene Kompetenzpotenziale und auch mögliche Defizite sichtbar. Ein weiterer Agent wird die Akteure bei der Optimierung und Erweiterung ihres individuellen Kompetenzmusters begleiten, indem er zum Beispiel auf der Basis der Kompetenzmuster passende Weiterbildungsalternativen aufzeigt und konkrete am Markt vorhandene Seminare empfiehlt. Nach langer Forschung rückt das Endprodukt, der virtuelle Coach, nun in greifbare Nähe: Bis Ende des Jahres 2005 soll die Think GmbH einen ersten Prototyp programmiert haben. Im nächsten Mai wird sich das Projekt der Öffentlichkeit präsentieren, bis zu diesem Zeitpunkt muss eine Beta-Version für die Vorstellung des virtuellen Qualifizierungscoachs vorliegen. Die Endversion soll bis zum 30. Juni 2006 fertig gestellt sein.
Think entwickelt ViCO auf Basis von Java und XML, da der Coach über das Internet laufen muss. Insgesamt vier Mitarbeiter von Think arbeiten an dem Projekt - nicht nur Programmierer mit Erfahrung in Java Runtime und Datenbank-Technologien, sondern auch Grafiker, denn nun werden auch das Erscheinungsbild und die Bedienoberfläche des ViCO-Prototyps konkreter.
Ein einfacher Auftrag ist die Beteiligung an ViCO nicht. "Die Institute haben sehr viel Grundlagenarbeit geleistet, und all diese komplexen Aspekte müssen wir aufbereiten, um daraus eine funktionsfähige Software zu machen", erklärt Mario E. Beck.

Mit besten Empfehlungen des virtuellen Coachs.


Der Nutzer braucht von dem geballten Know-how, das unter der Oberfläche der Software liegt, nichts zu ahnen. Für ihn wird eine einfach strukturierte, übersichtliche Benutzeroberfläche gestaltet, die intuitiv bedient werden kann.
So kann der Nutzer zum Beispiel nach der Anmeldung entscheiden, ob er über die Beschreibung seiner aktueller Weiterbildungswünsche eine Direktsuche startet oder ob er zur Identifikation seines Kompetenzentwicklungsbedarfs zunächst über ein Self-Assessment sein persönliches Kompetenzprofil erstellt, um seine individuellen Entwicklungspotenziale und -bedarfe zu erkennen. Anhand der Beschreibungen (Weiterbildungswunsch oder Kompetenzmuster) kann die Software für den Nutzer konkrete Empfehlungen ableiten und einen individuell zugeschnittenen Maßnahmenkatalog zusammenstellen. Praktischerweise kann man das Self-Assessment auch mehrmals absolvieren, zum Beispiel nach einem halben Jahr oder nachdem man an einer Weiterbildung teilgenommen hat. Anhand der Veränderungen im eigenen Kompetenzprofil lässt sich sofort feststellen, ob sich mit dem eingeschlagenen Weg der gewünschte Erfolg einstellt oder ob gegebenenfalls Korrekturen und Kursveränderungen vorgenommen werden müssen.
Da ViCO die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit dem besuchten Kurs abfragt, ist es für die Bildungsanbieter gleichzeitig ein Rückkopplungsinstrument zur Qualitätssicherung - und natürlich fließen die Bewertungen des Bildungsangebots auch in die Vorschläge ein, die das Programm anderen Nutzern macht. Für Firma und Forschung hat ViCO ebenfalls Vorteile: Aus den Daten ermittelt die Software anonymisiert den allgemeinen Qualifizierungsbedarf in virtuellen Unternehmen und bestimmt allgemeine Trends.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

www.think-seminars.com
www.virtueller-coach.de

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