Bremse im Kopf
Lexikon der Karriere-Irrtümer. Worauf es im Job wirklich ankommt. Das neue Buch von Martin Wehrle.
Von Sascha Hellmann
Der Weg zum Misserfolg ist mit Irrtümern gepflastert: Praktika sind Karrierefallen. Kritik wehrt man am besten ab. Ein Fernstudium gilt als Studium zweiter Klasse. Falsch! Sagt ein Karriereberater. Sein Credo: Das Einzige, was die Karriere verbaut, sind falsche Annahmen im eigenen Kopf. Und damit räumt man besser auf. Was er in seinem neuen Buch auch tut. / 27.02.09
Martin Wehrle CoverMit ihrer Hilfsbereitschaft hätte sich die 27-Jährige beinahe ins berufliche Abseits katapultiert. Und als ihr auffiel, dass sie keinem mehr auffiel, dass sie keiner mehr ernst nahm, war es schon fast zu spät: Nach ihrem BWL-Studium hatte sie einen begehrten Job in der Marketingabteilung eines Autokonzerns ergattert und ließ ihrer sozialen Ader freien Lauf. Sie kochte Kaffee, organisierte Geburtstage, kaufte Geschenke und half, wo sie konnte. In Meetings konnte sie gut zuhören, auch wenn sie selbst ständig unterbrochen wurde. Nach einem Jahr kam sie ins Grübeln: Ihre eigene Arbeit blieb immer öfter liegen und gleichaltrige Kollegen nahmen an wichtigen Konferenzen teil, während sie für Kaffee und Kuchen zuständig war. Was war da los? "Hilfsbereitschaft wird in der Arbeitswelt schnell mit Schwäche verwechselt", schreibt der Karriereberater Martin Wehrle in seinem neuen Buch Lexikon der Karriere-Irrtümer. Worauf es im Job wirklich ankommt. Wer wie ein harmloses Schaf wirkt, locke die Wölfe an. Und wird oft zum Sündenbock gestempelt. Zumindest traue man ihm keine Karriere zu. Weil man bezweifelt, dass ein ewig freundlicher Mensch auch unerfreuliche Entscheidungen durchsetzen kann. "Seien Sie nett zu denen, die auch nett zu Ihnen sind. Helfen Sie Kollegen, die auch Sie unterstützen. Aber zeigen Sie all jenen, die Sie ausnutzen wollen oder Ihnen ständig ins Wort fallen, dass Sie Ellbogen haben. Sagen Sie nein, wenn Sie überfordert werden. Seien Sie hart, wenn Ihnen jemand Härten zumuten will. Keine Skrupel gegenüber Skrupellosen!", rät Wehrle, der in seinem Buch das Dickicht der Karrieremythen wie mit einer Machete lichtet.

Was Sie schon immer über Karriere wissen wollten.


In alphabetisch sortierten Einträgen von A wie Abmahnung bis Z wie Zeitarbeit räumt der Autor mit ernsthaften Irrtümern auf unterhaltsame Art auf. Seine Basis für beruflichen Durchblick bilden wissenschaftliche Studien, Gespräche mit Personalchefs, Abteilungsleitern und Geschäftsführen - und nicht zuletzt Wehrles eigene Erfahrungen als Chef und Karriereberater. Sein Credo: Es sind nicht der Chef, die Firma oder die Umstände, die die Menschen im Beruf ausbremsen. Sondern: "Es sind Annahmen im eigenen Kopf. Es sind Karriere-Irrtümer!" Beim Anfangsgehalt geht's schon los. Eine Klientin von Wehrle fragte: "Fänden Sie es o. k., wenn ich zum alten Gehalt anfange? Ich möchte erst mal zeigen, was ich kann - dann habe ich später eine bessere Verhandlungsbasis." Das findet der Autor ganz und gar nicht okay. Denn einen einmal eingehandelten Rückstand hole man nie wieder auf. Überhaupt gelte, den Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen: Auch wenn Bewerbungsratgeber oft flüstern, auf Wunsch direkt im Anschreiben eine Gehaltsvorstellung anzugeben, rät Wehrle davon ab. Wenn in der Stellenausschreibung von einer "angemessenen Vergütung" die Rede ist, schreibt der pfiffige Bewerber: "Ich stelle mir ein Gehalt vor, das meiner Qualifikation und der Verantwortung der Position entspricht." Damit geht man auf den Wunsch der Firma ein, verbaut sich nix - und ist für die Gehaltsverhandlung nach oben offen.

Wo es langgeht.


E wie "Ehrlich währt am längsten", D wie "Disziplin ist ein Karrieremotor", L wie "Leistung spricht für sich" oder S wie "Smalltalk ist überflüssig", die Liste der Irrtümer ist lang. Ganz und gar nicht langatmig, sondern auf erfrischende und beinahe sportliche Weise nimmt Martin Wehrle den Leser mit in den alltäglichen Berufsdschungel, zeigt, wo es langgeht - und wo die Fallstricke lauern. Gegen die dürfte der Leser nach der Lektüre bestens gewappnet sein.

Sascha Hellmanny ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Martin Wehrle:
Lexikon der Karriere-Irrtümer.
Worauf es im Job wirklich ankommt.

Econ Verlag, Berlin 2009,
272 Seiten, 16.90 Euro.
ISBN 978-3-430-20059-2
www.ullsteinbuchverlage.de/econ

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: Lexikon der Karriere-Irrtümer. . Worauf es im Job wirklich ankommt. . Econ Verlag, Berlin 2008, 272 Seiten, ISBN 978-3-430-20059-2

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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