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Personaler helfen

Ideen für Geflüchtete 13: Personal-Profis unterstützen geflüchtete Menschen bei der Integration ins Berufsleben
Text: Winfried Kretschmer

Die Aufnahme und Integration zahlreicher Geflüchteter verlangt neue Ideen, neue Lösungen und neue Wege. Kurz: soziale Innovationen. changeX trägt die besten Ideen zusammen. Folge 13: Personal-Profis unterstützen geflüchtete Menschen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in Deutschland und begleiten ihre Integration in das Berufsleben.

Das Problem:Integration heißt auch und vor allem Integration in den Arbeitsmarkt. Nur wenn Geflüchtete eine Arbeit finden und ihr Potenzial einbringen können, haben sie eine Zukunft in Deutschland. Doch der hoch entwickelte Arbeitsmarkt setzt hohe Hürden. Wohl die meisten Geflüchteten sind mit Verfahren und Konventionen bei Jobsuche, Bewerbung und Berufseinstieg nicht vertraut. Orientierung auf dem Jobmarkt ist selbst eine Basisqualifikation.  


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Die Idee:Die Initiative HR_integrate bietet mit ihrer Website eine Plattform, auf der Personal-Profis und Geflüchtete, die eine Arbeitsstelle in Deutschland suchen, miteinander in Kontakt kommen können. Ziel ist, dass deutsche Personaler geflüchtete Menschen auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt individuell beraten, unterstützen und begleiten. Jeweils ein Personaler soll als Mentor einem Geflüchteten zur Seite stehen - vor Ort, persönlich und bis zur erfolgreichen Integration in den Job.  


Konzept und Umsetzung: Es war im vergangenen Sommer, als der Treck der Geflüchteten immer größer wurde und immer mehr Entwurzelte an deutschen Grenzen und Bahnhöfen, dem in München vor allem, strandeten. Thomas Batsching wollte helfen, wie viele. "Ich hätte natürlich in ein Erstaufnahmelager gehen und dort Betten aufbauen können", erinnert sich der Personalberater, "aber ich dachte mir: Mit deinen Kontakten, mit deinen Kompetenzen und deiner Erfahrung kannst du möglicherweise mehr tun." Für ihn, der 35 Jahre Berufserfahrung im Human-Resources-Bereich mitbringt, zuletzt in international leitender Funktion tätig war und heute eine kleine Personalberatung in Karlsruhe betreibt, lag es nahe, sein Wissen und seine Kontakte im Personalsektor zu nutzen. Er entwickelte Ideen, diskutierte mit Personalerkollegen, selektierte und wägte ab. Übrig blieb dann HR_integrate, "die Idee, die mir am erfolgversprechendsten erschien", so Batsching. Kern seines Konzepts: "die deutsche Personalercommunity zu aktivieren". Sein Gedanke knüpft an den ideellen Kern der Profession an - die unmittelbare Beziehung zu Menschen: "Die Idee ist, dass ein Personaler einen geflüchteten Menschen an die Hand nimmt und ihn als Mentor in den deutschen Arbeitsmarkt begleitet." 

Auf der Webplattform hr-integrate.com sollen Geflüchtete, die eine Arbeitsstelle in Deutschland suchen und sich qualifiziert bewerben wollen, und Personalmanagement-Professionals, die diese Arbeitsuchenden persönlich unterstützen möchten, zusammengeführt werden. Als Mentoren sollen die Personaler die Geflüchteten dabei unterstützen, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, und sie auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt individuell beraten und begleiten. Ein Personal-Profi soll dabei jeweils einen Schützling vor Ort unter seine Fittiche nehmen. Dazu gehören die Klärung des Qualifikationsprofils, die Identifikation geeigneter Unternehmen, die Ausarbeitung von Bewerbungsunterlagen, die Unterstützung bei Aktivitäten in Jobportalen und sozialen Netzwerken sowie die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche bis hin zur Begleitung während der Anfangszeit im neuen Unternehmen. Ein "Marathon von drei bis fünf Jahren" könne das werden, ist sich Batsching bewusst. Gleichwohl soll der Aufwand überschaubar bleiben. "HR_integrate schafft die Möglichkeit, auch mit einem geringen Zeitbudget jemanden zu betreuen", sagt Batsching, der das Projekt professionell aufgebaut hat und derzeit die Vernetzung mit Personalverbänden und Hilfsorganisationen vorantreibt.  

Website, Logo, Flyer, AGBs, alles haben Bekannte aus dem Netzwerk des Gründers auf ehrenamtlicher Basis erstellt. Erste Mentoren stehen bereit, und ein prominenter Unterstützer hat sich auch bereits eingefunden: Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand der Deutschen Telekom AG, unterstützt die Initiative und hofft, dass sich viele seiner Personalerkollegen als Mentoren zur Verfügung stellen. Ab kommenden Montag wird es auf der Website möglich sein, Profile anzulegen. Es kann losgehen. 


Potenzial und Perspektiven: Die digitale Technologie macht es möglich, nationale Reichweite mit regionalem Bezug zu verknüpfen. "Die Beratung soll deutschlandweit stattfinden. Ziel ist es, dass ein Geflüchteter jemanden in seiner Region findet, mit dem er eine Partnerschaft eingeht", beschreibt Batsching das Konzept. Dazu passt die Ausrichtung auf klein- und mittelständische Unternehmen. Sinnvoll auch, weil etliche Konzerne bereits eigene Programme in Angriff genommen haben.  

Dass Firmen auf seine Initiative aufspringen, hofft insgeheim auch Thomas Batsching. Ein Sponsorenprogramm gibt es bereits. Aber natürlich könnten Unternehmen ihre HR-Mitarbeiter auch mit einem bestimmten Stundenkontingent für HR_integrate freistellen - eine CSR-Schiene für kleine Unternehmen sozusagen, die sich große eigene Programme nicht leisten können. Natürlich sieht diese Option auch Thomas Batsching. Doch er bleibt zurückhaltend. "Ich will den Unternehmen nicht vorgreifen", sagt er, "aber wenn eine Firma bereit ist, Mitarbeiter zwei Stunden die Woche für die Betreuung eines Geflüchteten freizustellen, dann mache ich einen Luftsprung und rufe: ‚Hurra!‘"  


changeX 04.03.2016. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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