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Reiseführer für Geflüchtete

Ideen für Geflüchtete 15: das Willkommens-Gesprächsbuch
Text: Winfried Kretschmer

Die Aufnahme und Integration zahlreicher Geflüchteter verlangt neue Ideen, neue Lösungen und neue Wege. Kurz: soziale Innovationen. changeX trägt die besten Ideen zusammen. Folge 16: Das Willkommens-Gesprächsbuch des Hamburger Afghanistik Verlags bietet einen Sprach- und Kulturführer für Alltagssituationen in mehreren Sprachen. Als Starthilfe für Gespräche.

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Das Problem ist bekannt. Es ist das zentrale Problem in der Flüchtlingsfrage: Ohne Sprachkenntnisse keine Integration, keine Arbeit, keine Perspektive. Schnell Sprachkenntnisse zu vermitteln, ist deshalb das A und O aller Integrationsbemühungen.  


Die Idee: Reiseführer für Geflüchtete, das klingt zynisch. Und doch lässt sich die Grundidee so umschreiben. Wie die meisten Reiseführer auch, vermittelt das Willkommens-Gesprächsbuch des Hamburger Afghanistik Verlags erste Sprachkenntnisse anhand typischer Alltagssituationen. Das Ziel: Geflohene in die Lage zu versetzen, Begegnungen im Alltag eigenständig zu meistern. Und ihnen zudem Wissen über Werte und Kultur des Landes zu vermitteln.  


Konzept und Umsetzung: Wer das Inhaltsverzeichnis überfliegt, wird sich in der Tat an einen Reiseführer erinnert fühlen. Denn viele der Alltagssituationen im Willkommens-Gesprächsbuch gehören auch zur Grundausstattung eines guten Reisehandbuchs: nützliche Sätze beim Einkaufen, im Supermarkt, auf der Post, auf der Bank, für Zug und Nahverkehr, dazu Informationen, wie man sich begrüßt und nach dem Weg fragt. Aber natürlich kommt anderes hinzu: Alltagssituationen im Flüchtlingsheim und auf der Ausländerbehörde, Angaben zum Asylantrag zum Beispiel oder eine ausführliche Vorstellung der Grundwerte des deutschen Grundgesetzes.  

Und der Hintergrund ist ein anderer. Es geht nicht um die immer gleichen Standardsituationen eines Touristen, sondern um die ganz spezifischen Probleme und Fragen, mit denen Geflüchtete im Ankunftsland konfrontiert sind. Um sie kennenzulernen, hat sich der Buchautor Noor Nazrabi, Geschäftsleiter des Afghanistik Verlags und zugleich Doktorand im Fach Kommunikationswissenschaft, Medien- und Sicherheitsforschung an der Universität Siegen, an die Brennpunkte der Flüchtlingshilfe begeben. Er hat selbst als Helfer und Dolmetscher gearbeitet und dabei mit vielen Geflüchteten gesprochen. Um einen systematischen Zugang zu finden, hat Noor zudem Angehörige der Berufsgruppen, die professionell im Erstkontakt mit Geflüchteten stehen, interviewt, hat Standardsätze erfragt, deren Relevanz und Häufigkeit erfasst und sie thematisch sortiert.  

Das Ergebnis: 2000 Standardsätze aus über hundert Alltagssituationen. Sie sind im mittleren Teil des 360-seitigen Buches nach Themen zusammengefasst aufgelistet. Im vorderen Teil geht es um die Abläufe des Asylverfahrens sowie um die Werte und Normen der deutschen Gesellschaft. Der dritte Teil widmet sich dann der deutschen Grammatik und allgemeinen Sprachinformationen wie Zahlen, Tageszeit, Wochentage und wichtige Abkürzungen. Das Buch eigne sich für das Selbststudium und könne auch in Integrationskursen eingesetzt werden, betont der Autor, der seinen Verlag als Social Business für die Förderung einer multikulturellen Gesellschaft begreift.  


Potenzial und Perspektiven: Der Gesprächsratgeber für neue Mitbürger, so der Untertitel, erschien im Dezember 2015 in einer ersten Ausgabe Deutsch-Afghanisch/Paschtu; im Januar folgten Ausgaben für Afghanisch/Dari und Persisch/Farsi, im März dann ein Band für Flüchtlinge aus Syrien und Irak. Die Ausgaben Deutsch-Tigrinisch für Flüchtlinge aus Eritrea und Äthiopien, eine Ausgabe Deutsch-Urdu für Pakistaner sowie eine internationale Ausgabe Deutsch-Englisch sind im Erscheinen. Als Sozialunternehmen will der Verlag die Bücher Kommunen, Gemeinden und Hilfsorganisationen kostengünstig zur Verfügung stellen und spendet auch Bücher an Flüchtlinge, die keine Möglichkeit haben, Integrationskurse zu besuchen. 

Das Buch bietet ganz konkrete Anregungen zum Deutschlernen - und liefert zudem gleich zu Beginn 14 zwingende Gründe, warum Geflüchtete dies tun sollten. Vor allem, um Gespräche führen zu können.  


changeX 01.07.2016. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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