close

changeX Login

Bitte loggen Sie sich ein, wenn Sie Artikel lesen und changeX nutzen wollen.

Sie haben Ihr Passwort vergessen?
Jetzt neu registrieren.
Barrierefreier Login

Integration als Dienstleistung

Ideen für Geflüchtete 22: das Zeitarbeits-Start-up Social-Bee
Text: Winfried Kretschmer

Die Aufnahme und Integration zahlreicher Geflüchteter verlangt neue Ideen, neue Lösungen und neue Wege. Kurz: soziale Innovationen. changeX trägt die besten Ideen zusammen. Folge 22: Das Münchner Start-up Social-Bee will Geflüchteten helfen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen - durch "soziale Zeitarbeit".

social-bee_620c.jpg

Das Problem: Viele Geflüchtete drohen in die Langzeitarbeitslosigkeit abzurutschen. Sprachbarrieren sowie fehlende schulische und berufliche Zeugnisse machen es ihnen schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zwar wollen viele Unternehmen Flüchtlinge beschäftigen, scheuen aber bürokratische Hürden und den Aufwand, in eigener Regie geeignete Kandidaten zu rekrutieren.  


Die Idee: Das Münchner Start-up Social-Bee will die Hürden aus dem Weg räumen, die einer Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt entgegenstehen. Der Hebel: Zeitarbeit. Unternehmen finden bei Social-Bee sprachlich und fachlich geeignete Bewerber und können Geflüchtete einfach und unkompliziert als Mitarbeiter kennenlernen. Und Social-Bee wiederum kümmert sich mit einem eigenen Integrationsprogramm um Begleitung und Förderung. In dieser Kombination sieht das Start-up sein Alleinstellungsmerkmal: "Die Kombination aus Zeitarbeit und Integrationskonzept nennen wir soziale Zeitarbeit", sagt Zarah Bruhn, die zusammen mit Maximilian Felsner, beide Mitte 20, das Sozialunternehmen gegründet hat, das sich als "Deutschlands erster Integrationsdienstleister" versteht.  


Konzept und Umsetzung: Zeitarbeit hat keinen besonders guten Ruf in Deutschland. Das wissen auch die beiden Gründer. Doch ist Zeitarbeit für sie das ideale Instrument, als Arbeitgeber Integration selbst in die Hand zu nehmen. "Wir machen es den Firmen kinderleicht, mit Geflüchteten zu arbeiten", sagt Bruhn. Denn die Zeitarbeitsfirma übernimmt die Auswahl geeigneter Bewerber, kümmert sich um alle bürokratischen und rechtlichen Fragen und bereitet die Geflüchteten individuell auf den Arbeitseinsatz in den betreffenden Unternehmen vor. Die Geflüchteten sind dabei fest und nach Tarifvertrag bezahlt bei der Zeitarbeitsfirma angestellt und werden nur zeitweise an die Unternehmen ausgeliehen. "Arbeitnehmerüberlassung" heißt das im juristischen Fachjargon. Bei der Auswahl geeigneter Bewerber arbeitet Social-Bee mit Helferkreisen, sozialen Einrichtungen und öffentlichen Trägern zusammen und fungiert so als Vermittlungsstelle zur Wirtschaft. Die soziale Komponente des Zeitarbeitsmodells liegt in dem Integrationsansatz. Social-Bee kümmert sich um die Begleitung und Förderung der Geflüchteten durch Sprachkurse, sorgt für ihre pädagogische Betreuung und Weiterqualifikation und bietet ihnen ein Kultur- und Freizeitprogramm. Nicht zuletzt soll Zeitarbeit nur als Sprungbrett dienen und eine Brücke in den regulären Arbeitsmarkt bauen. "Unser oberstes Ziel ist es, die Flüchtlinge allerspätestens nach eineinhalb Jahren in eine Ausbildung oder eine weiterqualifizierende Festanstellung zu bringen", betont Bruhn. Gestartet ist Social-Bee im Frühjahr 2016; mittlerweile arbeiten sechs Mitarbeiter für das Start-up. Mitte 2016 wurden die ersten Geflüchteten vermittelt, zunächst in der Logistikbranche. Der Lieferservice Foodora, der warme Mahlzeiten an die Haustüre bringt, war einer der ersten Kunden. Derzeit arbeiten die Gründer daran, das Modell auf andere Städte auszuweiten und weitere Arbeitgeber zu gewinnen.  


Potenzial und Perspektiven: In der Skalierung liegt auch das Potenzial der Idee. Zeitarbeit ist eine Branche mit einem funktionierenden Geschäftsmodell, das sich gut adaptieren lässt. Und das Modell der sozialen Zeitarbeit lässt sich auf andere Städten und Regionen übertragen, entweder in einem Finalkonzept oder auch in Form eines Social-Franchise-Modells. Die Krux ist nur, dass das Unternehmen sein Angebot an die Wirtschaft zunächst vorfinanzieren muss, indem es Geflüchtete in Festanstellung nimmt. Das Risiko liegt bei Social-Bee. Funktionieren wird das Modell also nur, wenn die Unternehmen das Angebot auch annehmen. Uns sei es wegen seiner sozialen Komponente.  


Zitate


"Die Ersthilfe hat perfekt funktioniert. Was fehlt, sind Konzepte für die langfristige Integration." Zarah Bruhn, Mitgründerin von Social-Bee

"Social-Bee ist Deutschlands erster Integrationsdienstleister. Durch soziale Arbeitnehmerüberlassung ermöglichen wir Unternehmen die nachhaltige Integration von Geflüchteten - einfach und professionell." Claim des Unternehmens

 

changeX 03.02.2017. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

Artikeltools

PDF öffnen

Ausgewählte Beiträge zum Thema

Das ist ein Hammer

Ideen für Geflüchtete 21: das Bildwörterbuch Willkommen im Handwerk zum Bericht

Beginne ein Praktikum

Ideen für Geflüchtete 20: die Online-Plattform JOIN zum Bericht

Brücke zwischen Online und Uni

Ideen für Geflüchtete 19: Kiron Open Higher Education zum Bericht

Ideen für Geflüchtete

Die changeX-Serie im Überblick zur Übersicht

Ausgewählte Links zum Thema

nach oben