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Produktiv faulenzen

Erfolgsstrategien für Faulenzer - das neue Buch von Peter Taylor
Rezension: Sascha Hellmann

Faul sein kann jeder. Der Kniff besteht darin, intelligenter zu faulenzen als andere. Sagt ein Ratgeberautor. Und zeigt, wie man damit gleichzeitig privat und beruflich erfolgreich sein kann.

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Faulheit gilt nicht gerade als Tugend. Manchen scheint diese selbst verordnete Unterbeschäftigung gar als Todsünde. Ganz anders sieht das Peter Taylor, Projektmanager, Wirtschaftsexperte und Vortragsredner, der mit seinem neuen Buch Erfolgsstrategien für Faulenzer. Wie Sie beruflich und privat mit weniger Aufwand mehr erreichen als überzeugter Strategiegeber für die Haltung des "weniger ist mehr" auftritt.  

Sein Credo: "Einfach nur faul sein kann jeder. Die Kunst besteht darin, intelligenter zu faulenzen als andere. Produktives Faulenzen besteht aus der unschlagbar wirkungsvollen Kombination von Bequemlichkeit und Intelligenz, die eine geradezu magische Wirkung entfaltet." So subversiv diese Einstellung einem Vertreter des klassischen Leistungsgedankens erscheinen mag, kopflos und fremdausbeuterisch ist sie nicht. Es geht weder darum, sich rücksichtslos und auf Kosten anderer einen lauen Lenz zu machen, noch sich ohne Blick für die Konsequenzen in die Hängematte zu legen. Nein: Was dem Autor vorschwebt, ist ein überlegtes, taktisches Abhängen.  

Und wie man es zu diesem elaborierten Stil der Gammelei bringt, lehrt die entspannte Lektüre von Taylors Buch, zu der der Autor empfiehlt: "Suchen Sie sich den bequemsten Sessel, den Sie finden können, und lesen Sie dieses Buch. Und dann liegt es ganz allein in Ihrer Hand, die Erfolgsstrategien für Faulenzer umzusetzen, um Ihrem Leben eine gemütliche neue Wendung zu geben." Dabei ist an diejenigen, die als angehende Profilenzer die bevorstehende Lektüre eines ganzen Buches als Zumutung empfinden mögen, bereits vorauseilend gedacht: Am Ende des Buches sind die zentralen Ideen nochmals in einer "Schnellübersicht" zusammengefasst.


Verfolgen, was man will - meiden, was man nicht will


Zunächst liegt es an jedem selbst, herauszufinden, ob in ihm ein Faulenzer angelegt ist. Klarheit verschafft die ehrliche Beantwortung einiger Fragen vor Beginn einer Arbeit: "Möchte ich diese Aufgabe überhaupt übernehmen? Wenn ja, ist es notwendig, dass ich das tue? Lohnt das voraussichtliche Ergebnis die Mühe? Muss ich das unbedingt selbst erledigen? Wie komme ich am schnellsten und einfachsten zum Ziel, wenn ich mich selbst darum kümmern muss? Wann genau ist die Ziellinie erreicht, und ab wann vergeude ich nur meine Zeit?" Wer nicht bereits die ersten Fragen mit einem Ja beantwortet (und weiter rackert), für den heißt es nun, den eigenen Standort bestimmen sowie berufliche und private Ziele setzen. Das mag vielleicht zunächst etwas anstrengend klingen, lohnt sich aber langfristig.  

Denn: Es geht ja um ein "produktives Faulenzen", das Müßiggang mit Effizienzsteigerung zu verbinden sucht. Der Autor rät: "Da Sie sicherlich weder Zeit noch Energie vergeuden möchten, ist ein entscheidender Aspekt bei der Routenplanung, nur die Dinge anzusteuern, die Sie wollen, und alles zu vermeiden, was Sie nicht wollen." Den theoretischen Hintergrund für Taylors Vision bildet unter anderem das Pareto-Prinzip, auch bekannt als 80:20-Regel, die besagt, dass Wirkung und Ursache in einer Vielzahl von Fällen in einem Verhältnis von 80 zu 20 stehen. Für den Faulpelz bedeutet das konkret: Man nehme nur noch die 20 Prozent der Aufgaben ins Visier, die 80 Prozent des Erfolgs ausmachen.


Lob des Neinsagers


Strategisch nicht zu unterschätzen für die Karriere des ambitionierten Gammlers ist ein kleines Wort: Nein. Wer dieses Wort nicht zu verwenden weiß, der läuft Gefahr, in Aufgaben verwickelt zu werden, die ihn vom rechten Weg abbringen. Das muss entschieden vermieden werden - und zwar durch ein entschiedenes Nein in den Fällen, in denen man mit Arbeiten wieder einmal überrannt wird.  

Die zweite Seite der Medaille ist das kleine Wort "Ja", das nicht minder wichtig ist: Wer einmal entschieden Nein sagt, soll auch entschieden Ja sagen, wenn eine Aufgabe gut zu erledigen ist, in den eigenen Plan passt und so fort. Damit ist das Faultier den Verdacht der permanenten Drückebergerei schon mal los. Insbesondere dann, wenn es die Aufgaben, die es ausführt, pünktlich, korrekt und verlässlich erledigt.


Seine Haltung zur Arbeit überdenken


Der Autor versteht sein Buch als ein Navigationsinstrument - und das ist es auch: Es führt zielsicher durch die Tücken des beruflichen Alltags und rät überall dort zum zügigen Abbiegen oder Umkehren, wo man Gefahr läuft, sich in Arbeit zu verheddern. Doch ist es kein Aufruf zum Zero-Tasking. Die Arbeit bleibt, doch die Haltung zu ihr will überdacht sein. So gibt es viele anschauliche Tipps, wie man entschieden eine 100-Prozent-Auslastung vermeidet, Flexibilität im Jonglieren von Aufgaben gewinnt, die Fähigkeit im Setzen von Prioritäten erhöht sowie Aufwand und Nutzen in ein vertretbares Verhältnis bringt (aus Sicht des Faulpelzes, versteht sich).  

Seiner eigenen Devise treu, rät Taylor zu langsamen, schrittweisen Veränderungen auf dem Weg zum intelligenten Faulenzer. Nichts soll überstürzt werden. Und jeder, der sich durch die Lektüre inspirieren lässt, dürfte zumindest einen kritischen Blick auf die blinde Arbeitswut bekommen. Und vielleicht hier und da an einem Schräubchen drehen, damit es in seinem Leben entspannter und gleichzeitig erfolgreicher zugehe.  



changeX 08.03.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Erfolgsstrategien für Faulenzer. Wie Sie beruflich und privat mit weniger Aufwand mehr erreichen. GABAL Verlag, Offenbach 2013, 216 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86936-474-2

Erfolgsstrategien für Faulenzer

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Autor

Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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