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VUCA ausbuchstabiert

Shortcut: Was VUCA wirklich bedeutet
Text: Jost Burger

VUCA wird zum trendigen Managementakronym. Es passt ja auch immer und sagt sich entsprechend leicht, dass heute alles so volatil, unsicher, komplex und uneindeutig sei. Doch gilt es genau hinzuschauen. Zumal das Verständnis von Komplexität die Krux ist.

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Nicht zunehmende Kompliziertheit, sondern steigende Komplexität ist die Herausforderung für alle, die heute die Welt verstehen wollen. Ein Grad an Komplexität, der es - so empfinden viele - mittlerweile unmöglich macht, Ursache und Wirkung, Handlung und Folgen abzuschätzen. So bleibt nichts, als die Grundcharakteristika unserer Umwelt möglichst präzise zu beschreiben und fürs Leben und Wirtschaften Strategien zu entwickeln, damit umzugehen.  

Genau das versucht seit einigen Jahren ein Konzept des US-amerikanischen Militärs. Demnach ist die Welt VUCA: volatile, uncertain, complex und ambiguous. VUCA ist zur Grundlage der aktuellen US-Militärdoktrin geworden. Charles-Edouard Bouée leistet in seinem Buch Light Footprint Management nun die erste brauchbare "zivile" Umsetzung dieser Weltsicht.


Die VUCA-Welt


So lässt sich die VUCA-Welt beschreiben:  

Volatility: Die Verhältnisse verändern sich innerhalb kurzer Zeit und in hohem Maß. Unkontrollierbare Ereignisse ereignen sich häufiger als früher - etwa Naturkatastrophen, Finanz- und Wirtschaftskrisen oder politische Umbrüche. Zugleich sind die Folgen weitreichender, die Extreme liegen weiter auseinander. Börsenkurse und Preisentwicklungen machen innerhalb kurzer Zeit große Sprünge, Märkte verändern sich innerhalb weniger Jahre von Grund auf, disruptive Technologien definieren ganze Branchen in kurzer Zeit neu - an die Stelle langsamer Entwicklung ist plötzliche Veränderung getreten.  

Uncertainty: Volatilität führt auch zu Unsicherheit über die Zukunft. Voraussagen über die Entwicklung von Märkten oder Technologien werden immer schwieriger. Dieselben Beobachtungsdaten werden von jedem Experten anders interpretiert, führen zu anderen Schlüssen - wer mit größerer Wahrscheinlichkeit recht haben wird, ist kaum noch zu entscheiden. Langfristige Strategien werden obsolet, wenn sich kaum noch verlässliche Szenarien entwickeln lassen.  

Complexity: Dem VUCA-Konzept zentral ist der Begriff der Komplexität. Entscheidend ist der Unterschied zur Kompliziertheit: Kompliziertes ist zwar schwierig zu durchschauen, grundsätzlich aber erklärbar, da von linearen Regeln bestimmt und somit vorhersehbar. Komplexität hingegen bedeutet: Ursachen und ihre Wirkungen stehen in keinem linearen Verhältnis und können somit weder erklärt noch vorausgesagt werden. In einer Welt der Vernetzung und der Datenfluten wird dieser Effekt umso deutlicher und zugleich verstärkt.  

Ambiguity: Wenn Ursache und Wirkung immer schwieriger oder gar nicht mehr zu bestimmen sind, wird es auch schwieriger, Bedeutung und Auswirkung jedweden Ereignisses für die eigene Organisation einzuschätzen. Wer "Freund", wer "Feind" ist, was günstig oder ungünstig ist, lässt sich in einer Welt wechselnder Bedeutungen und sich wandelnder Umstände kaum noch sagen. Und mehr noch: Ambiguität bezeichnet mehr als eine Schwierigkeit des Erkennens: Es stellt infrage, dass eine einzige "richtige" Interpretation überhaupt möglich ist.


Einer komplexen Wirklichkeit angepasst


Die Krux ist wie gesagt der Begriff der Komplexität. Versteht man darunter Kompliziertheit, versprechen mehr Informationen und eine bessere Analyse Abhilfe. Komplexität als Nichtlinearität verstanden stellt hingegen die gewohnten Methoden und Herangehensweisen infrage.  

In diesem Sinne beschreibt Charles-Edouard Bouée seine "Light Footprint"-Organisationen als "intrinsisch instabil, aber durch ihre tägliche Flexibilität gut ausbalanciert, an der Realität und nicht an Idealen orientiert, modular, selbstorganisierend, sehr erpicht auf Daten und auf das Ausschauhalten nach Gelegenheiten". Kurzum: Flexible, offene, selbstorganisierende Strukturen sind einer komplexen Wirklichkeit besser angepasst.  


changeX 14.02.2014. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Ausgewählte Links zum Thema

Zum Buch

: Light Footprint Management. Leadership in times of change. Bloomsbury Publishing, London 2013, 208 Seiten, 29 Euro, ISBN 9-781-4729-0005-0

Light Footprint Management

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Autor

Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

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