Echte Durchstarter

Serie Umschulung: Folge 1 - Neue Maßstäbe in der Ausbildung.

Zwei Jahre IHK-geprüfte Ausbildung ohne Berufsschule, Lernen in selbstorganisierten Projektteams mit realen Aufgabenstellungen, Einbindung in die künftige Arbeitsumgebung und sofortige Einsetzbarkeit der Teilnehmer - das neue Modell, das bei der Allianz in der Fachinformatiker-Ausbildung umgesetzt wird, könnte besonders für Großunternehmen eine gute Alternative zum herkömmlichen System darstellen.

Sie kennen die eigenen Systeme so gut, dass sie sofort einsetzbar sind - gleichzeitig verfügen sie über ein breites Basis-Know-how, das sie überall wertvoll macht. Sie sind nicht nur teamfähig, sondern können auch in allen Rollen innerhalb eines Projektteams überzeugen. Sie wissen viel, aber am besten wissen sie, wie man neues Wissen schnell organisiert. Lebenslanges Lernen ist eine Selbstverständlichkeit für sie, sie stehen dem Arbeitgeber schnellstmöglich zur Verfügung und schaffen schon während der Ausbildung messbare Werte. So sehen am Ende ihrer Ausbildung die idealen Azubis der Informationstechnologie (IT) aus - aber kann es sie wirklich geben, gerade am überreglementierten Standort Deutschland? Auf jeden Fall, erklären die Ausbildungsexperten von Siemens und Allianz. Gemeinsam haben sie auf der Basis des anerkannten Ausbildungsberufs "Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung" ein Konzept entwickelt, das dank seiner Qualität und Effektivität Maßstäbe setzt - und bald auch anderen Firmen Wettbewerbsvorteile bringen könnte.

Neues Ausbildungskonzept - maßgeschneidert.


"Wir sind ein Unternehmen, das seinen IT-Nachwuchs selbst ausbildet", sagt Michael Skala, 43, der verantwortliche Education Manager der Allianz Versicherungs-AG. "Dafür haben wir ein neues Ausbildungskonzept gesucht, das nicht nur unsere Anforderungen abdeckt, sondern auch für mögliche Partner interessant ist, die vor ähnlichen Anforderungen stehen wie wir." Eine Ausschreibung ging im Herbst 1999 an alle wichtigen Ausbildungsdienstleister - Siemens bot den überzeugendsten konzeptionellen Ansatz. "Wir haben die Chance bekommen, unseren handlungsorientierten Trainingsansatz in einmaliger Konsequenz umzusetzen", sagt Wolfgang Kohnle, 48, der Projektleiter, der sich bei Siemens Business Services, Training and Services, mit den theoretischen Grundlagen des Lernens und deren Umsetzung beschäftigt. "Dazu kam als entscheidender Vorteil unsere langjährige Erfahrung in der Erstausbildung", ergänzt Konrad Maierhofer, 55, der bei Siemens Professional Education auch für die Ausbildung des Siemens-eigenen IT-Nachwuchses zuständig ist. Nur das gebündelte Know-how aus den Bereichen Aus- und Weiterbildung von Siemens erlaubte es, den hohen Anforderungen der Allianz gerecht zu werden.

Lernen in Projekten.


Zwei Jahre, dann müssen die Auszubildenden als vollwertige Fachkräfte zur Verfügung stehen - diese Forderung stellt höchste Ansprüche. Der Aufwand, der in dieser Zeit betrieben wird, ist allerdings auch enorm - eine anspruchsvolle und didaktisch höchst effiziente Ausbildung ist die Bedingung für das Gelingen. Voraussetzung ist Abitur oder Fachabitur, Software-Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich - dafür aber entsprechende Begabung und ein klares Interesse am künftigen, weitgehend krisensicheren Job im Softwareentwicklungsbereich. Nach der Vermittlung der wichtigsten Grundkenntnisse wird das Lernen in Form von Projektteams vorangetrieben: Die Rollenverteilung (Projektleitung, Programmierung, Testen, Dokumentation) entspricht bereits der Realität. Die Aufgabenstellung verlangt Zusatzwissen, das die Projektleiter in Form von Workshops eigenständig anfordern müssen, der Wissenstransfer im Team wird selbst organisiert - die Software-Produktionsumgebung entspricht unverfälschten IBM-Standards (Mainframe) sowie aktueller Web-Technologie wie Java Enterprise Beans (J2EE). Unternehmensspezifika, wie sie in jedem Großunternehmen üblich sind, bleiben in der Basisausbildung bewusst unberücksichtigt und werden erst in der Praxis vermittelt. Das garantiert die universale Einsetzbarkeit nach dieser Berufsausbildung. "Wir sind schließlich sehr daran interessiert", erklärt Skala, "für dieses überzeugende Konzept demnächst andere Unternehmen zu gewinnen."
Eine Schlüsselrolle spielen die Projekte, die während der Basisausbildung realisiert werden. Diese präsentieren die Teams zum Abschluss ihren künftigen Chefs - das sorgt für besondere Motivation. Und spätestens hier zeigte sich im ersten Jahrgang, dass mit dem neuen Konzept echte Durchstarter produziert werden. "Praktisch schon vollwertige Mitarbeiter", "wirklich an den realen Problemen orientiert", "sofort einsetzbar" - so die Urteile der IT-Abteilungsleiter. Eine Konsequenz dieser Erfahrungen war die zeitliche Optimierung des Pilotprojekts von 2 1/2 auf zwei Jahre, die einen weiteren Schritt nach sich zog - den Abschied von der Berufsschule. "Die Rechtslage in Bayern erlaubt es, dass wir die Vermittlung des Berufsschulstoffs bei Abiturienten selbst übernehmen", sagt Maierhofer. "Wir haben damit die Möglichkeit genutzt, auch diesen Anteil praxisnäher zu gestalten." Ein Unternehmen, das auf staatliche Leistungen verzichtet und dabei sogar ein Jahr Ausbildungszeit einspart: Das zeigt, was passieren kann, wenn modernste Standards gefordert und auch umgesetzt werden - eine implizite Herausforderung an das Innovationspotenzial der Berufsschulen.

Betreuung rund um die Uhr.


"Unsere Ausbilder waren praktisch 24 Stunden erreichbar - ich kam mir vor wie ein Kunde, der Forderungen stellen kann", berichtet Manuel Klostermeier, 23, aus dem bayerischen Hohenthann, der im September 2000 begann und zu den ersten 18 Teilnehmern gehört. Er arbeitet inzwischen produktiv in einem Referat der Allianz-Informationssysteme und erzählt vom "starken Zusammenhalt", der sich in den Projektgruppen während der Ausbildung entwickelt habe. "Man ist auf die anderen angewiesen, um Resultate zu erzielen. Jede Lösung sieht etwas anders aus - aber der Stolz ist besonders groß, wenn man etwas vorstellen kann, das man selbst entwickelt hat." Den "Fachinformatiker Anwendungsentwicklung" bezeichnet er als idealen Weg in den Beruf - das Informatikstudium, das eine Alternative gewesen wäre, verschreckte ihn durch "zu viel Theorie und Mathematik". Die Allianz hat er als Arbeitgeber schätzen gelernt, aber er weiß auch, was er anderswo wert wäre. "Java Enterprise Beans ist der neueste Schrei im E-Commerce", sagt er. "Nennen Sie mir mal einen anderen Azubi, der darin schon ausgebildet ist."

Neue Maßstäbe.


Das Selbstbewusstsein ist begründet. "Mit dieser Ausbildung hat die Allianz Maßstäbe gesetzt", sagt Projektleiter Kohnle. "In einer Zeit, in der die Halbwertszeit des IT-Wissens zum Teil gerade noch sechs Monate beträgt, liegt der wesentliche Erfolgsfaktor in der Fähigkeit, sich schnell neues Wissen anzueignen. Besonders effektiv geschieht das, wenn der Wissenstransfer zwischen den Auszubildenden und nicht zwischen Trainer und Auszubildenden erfolgt."
So klar wie hier ist das im deutschen Ausbildungswesen selten zu sehen, weshalb auch die Wissenschaft bereits Interesse angemeldet hat. Professor Dr. Heinz Mandl, Lehrstuhlinhaber am Institut für Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, lässt den neuen Ausbildungsweg gerade in einer Magisterarbeit untersuchen. "Wenn das Ergebnis unseres pragmatischen Vorgehens den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen genügt", sagt Allianz-Manager Skala, "müssen wir hier etwas richtig gemacht haben."

Zur Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge der "Serie Umschulung".

Kontakt:
michael.skala@allianz.de
fleischmannjosef@siemens.com
wolfgang.kohnle@siemens.com

www.siemens.com/learning

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