Packen wir's an!
UNEP und Wuppertal Institut gründen ein gemeinsames Centre für nachhaltige Entwicklung.
Von Nina Hesse
Armut, Krieg, Ausbeutung der Ressourcen - die Nachrichten, die aus den Ländern der Dritten Welt dringen, sind selten positiv. Doch auch in den armen Ländern des Südens gibt es, so das Wuppertal Institut, große Möglichkeiten, durch gezielte Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen Umweltschäden von vornherein zu vermeiden. Das neue Zentrum soll dafür Handlungsstrategien und konkrete Projekte entwickeln.
Armutsbekämpfung sowie Aktivitäten zum Thema nachhaltiges Konsumieren und Produzieren gehören zu den Hauptaufgaben des neuen Zentrums, das kürzlich gemeinsam vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie eröffnet wurde. "Wir sollten keine Angst davor haben, dass jeder in der Welt ein Konsument wird", erklärte Prof. Dr. Klaus Töpfer, Exekutiv-Direktor von UNEP. "Die Armen brauchen mehr als Nahrung und Schutz. Sie müssen in die Lage versetzt werden, selbstbestimmt über ihr materielles und immaterielles Wohlergehen zu bestimmen, so, wie wir alle das auch können. Das ist natürlich eine sehr große Aufgabe. Das ist die Herausforderung von nachhaltigem Produzieren und Konsumieren. Und genau das ist der Fokus des neuen Wuppertaler Centres."
Töpfer war eigens nach Düsseldorf gereist, um das Gründungsmemorandum zu unterzeichnen. In seiner Rede plädierte er noch einmal eindringlich für die Ziele des Centres. "Wir brauchen bessere wissenschaftlich fundierte Ansätze, um Entwicklungsländer in die Lage zu versetzen, die Millennium Development Goals zu erreichen. Die Menschen dort sollen ein normales Leben mit Gesundheitsvorsorge und Zugang zu sauberem Trinkwasser führen können, so, wie wir es hier in Deutschland gewohnt sind."

Gute Vorarbeit des Wuppertal Instituts.


Das neue UNEP-Centre baut auf den langjährigen Forschungsaktivitäten des Wuppertal Instituts im Bereich nachhaltigen Produzierens und Konsumierens auf und kooperiert eng mit ihm. "Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wuppertal Instituts bedeutet die Gründung des Centres eine große Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Kooperation mit UNEP. Wir fühlen uns sehr ermutigt, unseren erfolgreich eingeschlagenen Weg der Neukonzipierung zusammen mit dem CSCP weiterzugehen", freute sich der Präsident des Wuppertal Instituts, Prof. Peter Hennicke. "Unsere Forschungsgruppen haben die Verpflichtung des UN-Umweltgipfels von Johannesburg aus dem Jahre 2002 ernst genommen und können mit konkreten Beispielen angewandter Nachhaltigkeitsforschung aufwarten." Beispielsweise hatte das Institut im Energiebereich nachgewiesen, dass ein deutscher Durchschnittshaushalt mit vier Personen nur etwa 600 Kilowattstunden pro Jahr benötigt, wenn er mit den modernsten, auf dem Markt verfügbaren Haushaltsgeräten ausgestattet ist. Heute verbraucht dieser Haushalt noch stolze 3.500 Kilowattstunden jährlich. Das kann und muss nicht so bleiben, denn energiesparende Geräte entlasten den Geldbeutel und die Umwelt.
Auch in den armen Ländern des Südens sieht Hennicke große Möglichkeiten, durch gezielte Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen Umweltschäden und Kosten von vornherein zu vermeiden: "Wir vom Wuppertal Institut versuchen zusammen mit dem CSCP, technische und soziale Entwicklungssprünge ('leap frogging') in den aufstrebenden armen Ländern mit wissenschaftlichen Impulsen zu beschleunigen - in einem partnerschaftlichen Prozess."

Konkrete Projekte.


Nordrhein-Westfalens Umweltminister Eckhard Uhlenberg wünschte dem CSCP für seine Arbeit viel Erfolg. "Wir in Nordrhein-Westfalen unterstützen Ihre Arbeit gerne. Nachhaltige Verhaltensweisen in Unternehmen und bei den Verbrauchern sind global wie regional von großer Bedeutung, wenn wir die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen. Nicht zuletzt verbinden wir mit dem CSCP die Chance zur Eröffnung neuer Marktchancen und Arbeitsplätze am Unternehmens- und Forschungsstandort NRW", erklärte Uhlenberg.
Seine neue Aufgabe umschrieb CSCP-Leiter Michael Kuhndt so: "Als ein weiteres Mitglied in der internationalen Gemeinschaft der weltweit kooperierenden UNEP-Centres hat das CSCP die Aufgabe, dazu beizutragen, die auf dem Johannesburg-Gipfel verabschiedeten Ziele zu konkretisieren und in Handlungsstrategien und konkrete Projekte umzusetzen. Ein Handy beispielsweise ist ein überall auf der Welt genutztes Produkt. Versteht man, wie ein Handy heute produziert wird, wird deutlich, dass praktisch die ganze Welt in diesem kleinen Produkt steckt - zirka 200 Zulieferer sind an der Herstellung beteiligt. Nachhaltiges Produzieren erfordert also, mit einer Vielzahl von Beteiligten zu kommunizieren und bei ihnen ein Bewusstsein für Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu schaffen. Das CSCP will hierzu beitragen."
Sitz des CSCP ist Wuppertal. Es wird vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft Wuppertal unterstützt.

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

www.wupperinst.org

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