Frauen haben es schwer: Stehen sie zu ihren Wünschen, wirken sie zickig, hart, maskulin. Solche Frauen, heißt es, gurgeln mit Schotter, fressen kleine Kinder, hätten eigentlich Jungs werden sollen, haben Haare auf den Zähnen, sind Männerhasserinnen oder gar Emanzen. Eine trübe Ausgangslage für das weibliche Geschlecht skizziert da Cornelia Topf. Sie erinnert aber auch: "Alles Quatsch und männliche Propaganda, die leider von zu vielen Müttern bei der Erziehung übernommen wird. Claudia Schiffer ist sehr selbstbewusst. Heidi Klum auch. Und? Haben Sie das Gefühl, dass die beiden 'unweiblich' sind? Zum Brüllen komisch, nicht? Daran sehen wir, wie abwegig solche Vorurteile sind."
Cornelia Topf sagt den Frauen-Fallstricken gesellschaftlicher Prägung den Kampf an: "Bloß nicht selbstbewusst auftreten! Das wirkt unweiblich", werde schon Mädchen eingetrichtert. Und Frauen verfangen sich immer noch darin. Grund genug, etwas dagegen zu tun. Selbstbewusstsein aufbauen, Durchsetzungsfähigkeit stärken. Denn das ist lernbar, sagt die Coaching-Trainerin und vergleicht ein starkes Selbstwertgefühl mit einer schlanken Figur: "Macht zwar etwas Mühe, doch Sie und nur Sie allein haben den größten Einfluss darauf. Es liegt in Ihrer Hand." Was aber können Frauen mit schwachem Ego für ihr Selbstbewusstsein tun?

Den eigenen Film drehen.

Zum Beispiel sich die richtige Körperhaltung zulegen. Wer mit gebeugtem Kopf "ich bin so deprimiert" murmelt, fühlt sich auch so. Wer es hingegen mit einem Lächeln, den Kopf im Nacken, versucht, muss über diesen Satz fast unwillkürlich grinsen. Fazit: Gerade stehen, Gewicht auf beiden Beinen, Bauchmuskeln leicht anspannen, Kopf hoch, Kinn zurück, lächeln. Na bitte. Das Selbstwertgefühl folgt dem Körper.
Oder legen Sie sich ein Mantra zu. Wie Senta, bei der vor Durchsetzungssituationen am besten der Satz "ich bin wie Bambus" wirkt. Mantras, sagt Cornelia Topf, wirken Wunder - wenn sie nicht abgekupfert sind.
Oder visualisieren Sie! In weiblichen Gehirnen läuft unbewusst im Kopf ein Katastrophenfilm ab, wenn es um die Wurst geht: "Was ist, wenn er total sauer reagiert?" Keine Stütze fürs Selbstwertgefühl. Besser ist da ein Erfolgsfilm: "Stellen Sie sich die Situation in allen Details so lebhaft und positiv wie möglich vor. Sie sprechen mutig, freundlich und offen welche Worte - mit welcher Körperhaltung? Ihr Partner reagiert sehr positiv darauf: Was sagt er? Wie reagiert seine Mimik? Erschütternd an der Visualisierung ist ihre Wirkung. Manchmal berichten mir Coachs völlig verdattert, dass der Partner 'exakt die Worte sagte, die ich vorausgeträumt habe ...' Die Kraft der Selffulfilling Prophecy."
Cornelia Topf liefert eine Fülle von Tipps, wie sich Frauen besser durchsetzen und andere überzeugen können, ohne unglaubwürdig zu wirken. Sie zerrt an die Oberfläche, was als typisch weibliche Schwächen gelten: Frauen wollen gemocht werden, Frauen fallen auf Tricks der Männer rein, Frauen verharren in der Dornröschenhaltung und warten auf den weißen Prinzen, auch im Job, und so weiter. Und sie zeigt, mit welchen Strategien Frauen erfolgreich dagegen angehen können. Ob mit der Salamitaktik (scheibchenweise Raum gewinnen), der Fremdworttaktik (größere Sprachgewandtheit von Frauen im Umgang mit Männern ausnutzen) oder sibyllinischem Schweigen im richtigen Augenblick.

Die Butter im Auge behalten.

Was Cornelia Topf in diesem Buch allen Frauen mit auf den Weg geben will, hat sie zuvor schon maßgeschneidert für eine spezielle Zielgruppe gemeinsam mit ihrem Kollegen Rolf Gawrich mit der (jetzt aktualisiert aufgelegten) Publikation Das Führungsbuch für freche Frauen getan. Hier geht es um kluge Taktiken für Chefinnen, die auf dem Weg nach oben nicht an der viel zitierten "gläsernen Decke" - dem abrupten Ende der Karriereleiter - abprallen wollen: Sich richtig informieren, statt Wissensvorteile aus der Hand zu geben. Effektiv delegieren, statt freundlich auf den Aufgaben sitzen zu bleiben. Konsequent und klar führen und motivieren, statt konfliktscheu und indirekt durch den Mitarbeiterdschungel zu rudern. Gesundes Durchsetzungsvermögen trainieren, statt sich von den Spielen der Männer einschüchtern zu lassen. Effizient kontrollieren, statt erfolglos zu appellieren. Durch diese fünf Karrierestrategien soll frechen Frauen der Weg auf den Chefinnensessel nicht länger versperrt bleiben. In der soeben erschienenen vierten Neuauflage haben die Autoren ihr Buch um das Thema Selbstcoaching für Führungsfrauen ergänzt.
Keine Frage, beide Bücher "für freche Frauen" sind voll von anregenden, sehr pragmatischen und bereichernden Tipps für Frauen, die sich nicht mehr das Leben vom Butterbrot klauen lassen möchten. Schade, dass die Autorin in Durchsetzungsfähigkeit für freche Frauen nicht ihrem Stil treu geblieben ist: Das Führungsbuch liest sich wesentlich pragmatischer, sachlicher, erwachsener als sein Nachfolger - und es kommt ohne den männerverspottenden Ton des zweiten Titels aus, der sicher nicht jederfraus Sache ist. Dennoch bieten beide Bücher eine Fülle hilfreicher Tipps und Anregungen, wie Frauen ihre Durchsetzungsfähigkeit verbessern können.

Anja Dilk ist freie Redakteurin bei changeX.

Cornelia Topf / Rolf Gawrich:
Das Führungsbuch für freche Frauen,
4., aktualisierte und erweiterte Auflage,
Redline Wirtschaft, Heidelberg 2007,
251 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 978-3-636-01466-5

Cornelia Topf:
Durchsetzungsfähigkeit für freche Frauen.
Charmant, souverän und vor allem überzeugend,
Redline Wirtschaft, Heidelberg 2006,
251 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 978-3-636-01356-9
www.redline-wirtschaft.de

© changeX Partnerforum [21.09.2007] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.