Sterben im eigenen Bett
Palliativ-Care-Teams ermöglichen eine ambulante Versorgung von Schwerstkranken in ihrer gewohnten Umgebung.
Von Sascha Hellmann
Wenn es ans Sterben geht, sind die meisten Menschen lieber in ihrer gewohnten Umgebung, zu Hause, im Kreis ihrer Familie. Doch sind die Angehörigen mit Pflege und Betreuung meist überfordert. Palliativ-Care-Teams sollen Abhilfe schaffen und eine ambulante Versorgung von Schwerstkranken zu Hause ermöglichen. Im Kreis Pinneberg sind die Regio Kliniken Teil des Kooperationsnetzwerks. / 12.12.08
"Es ist eine Horrorvorstellung für alle, im Sterben noch irgendwohin gefahren zu werden", sagt Diakonin Ulrike Wohlgemuth. Doch das kommt leider häufig vor. "Im letzten Augenblick fühlen sich Angehörige überfordert, der Schwerstkranke wird ins Krankenhaus gefahren und stirbt dann dort." Die Einrichtung von Palliativ-Care-Teams (PCT), wie sie in Schleswig-Holstein in einem Pilotprojekt erprobt wird, soll Abhilfe schaffen. Palliativ-Care-Teams sind koordinierte Netzwerke unterschiedlichster Fachkräfte, die die Behandlung von Schwerstkranken ambulant gewährleisten sollen. Dabei arbeiten Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger, Pastoren und Ergotherapeuten zusammen. Unterstützt werden sie von ehrenamtlichen Hospizhelfern. Bei palliativer Behandlung steht dabei die Linderung von Schmerzen und Symptomen im Vordergrund, nicht so sehr eine heilende oder vorbeugende Behandlung wie in der klassischen Medizin. Diakonin Wohlgemuth, die den Sozialen Dienst im Johannis Hospiz in Elmshorn leitet, organisiert den Aufbau des PCT im Kreis Pinneberg. Ziel ist es, dass die betroffenen Personen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. "Es soll nicht mehr vorkommen, dass am Wochenende aufgrund plötzlich auftretender unbeherrschbarer Schmerzen ein schwerstkranker Patient ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Durch die Einbindung des Patienten ins PCT-Netzwerk soll die Versorgung zu Hause möglich sein." Darüber hinaus soll das PCT eine unkomplizierte Aufnahme im Hospiz möglich machen. Wenn ambulante Pflegekräfte in Rücksprache mit den Angehörigen zu dem Ergebnis kommen, dass die Situation zu Hause nicht mehr tragbar ist, soll eine Aufnahme im Hospiz auch ohne das übliche aufwendige Aufnahmeverfahren möglich sein.

Optimierte Versorgung zu Hause.


Zurzeit befindet sich das PCT noch im Aufbau. Die Fachkräfte stehen zwar bereit, doch die Verhandlungen mit den Kostenträgern dauern noch an. Dabei besteht seit einem Jahr bundesweit ein Rechtsanspruch, dass jedem sterbenden Menschen auf eigenen Wunsch eine ambulante Palliativ-Versorgung ermöglicht werden soll. Und Studien belegen, dass jeder Mensch lieber zu Hause als in einer ihm fremden Einrichtung sterben möchte. "Ein Palliativ-Care-Team ist genau das, was wir brauchen - eine optimierte Versorgung zu Hause, die gewährleistet, dass sich der schwerkranke Mensch sicher fühlt und seine Angehörigen begleitet und unterstützt werden." Denn neben dem Patienten selbst stünden bei der Hospizarbeit auch immer die Angehörigen mit im Zentrum. Neben pflegerischer Unterstützung kann das PCT auch Ansprechpartner für rechtliche und organisatorische Fragen stellen. Darüber hinaus haben Pflegekräfte und Seelsorger auch ein offenes Ohr für die Ängste und Unsicherheiten der Angehörigen. "Das ist natürlich ein Bündel von Begleitung und Angeboten", sagt Wohlgemuth. "Da reicht es nicht, wenn einmal am Tag der Arzt kommt und viermal am Tag der Pflegedienst. Es muss eine psychosoziale Begleitung geben und Seelsorger müssen erreichbar sein. All das macht natürlich diese Arbeit qualitativ anspruchsvoll und auch kostenträchtig."

Humane Sterbebegleitung.


Palliative Care versteht sich als ganzheitliche Behandlung auf körperlicher, sozialer, psychischer und spiritueller Ebene. Das Ziel ist ambitioniert: Die gesellschaftlichen Versorgungssysteme wie Familie, Nachbarschaft, Pflege- und Altenheime, ambulante Pflegedienste, Sozialstationen und ambulante Hospizgruppen so zu verknüpfen, dass eine humane und angemessene Sterbebegleitung realisiert werden kann. Das setzt eine anspruchsvolle Koordination zwischen Krankenhaus, Hospiz, niedergelassenen Ärzten und ambulanten Pflegediensten voraus. "Es ist doch wunderschön", sagt Wohlgemuth, "wenn derjenige in seinem eigenen Bett sterben darf und die Angehörigen das miterleben können, weil sie gut begleitet werden."

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Susanne Eyrich
Pressesprecher
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25436 Uetersen
Telefon 04122/469-1764
Telefax 04122/469-1822
Susanne.Eyrich@regiokliniken.de
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Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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