Reise ins Männerland
Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf. Wie Frauen in Führung gehen - das neue Buch von Barbara Schneider.
Von Annegret Nill
Männer kommunizieren anders als Frauen. Und deshalb tun sich Letztere noch immer schwer, in klassischen Männerdomänen Fuß zu fassen - Führungspositionen vor allem. Eine Führungskräftetrainerin hat einen originellen Vorschlag, wie sich das ändern lässt: Frauen sollten sich auf die männliche Kommunikationskultur vorbereiten wie auf eine Reise in ein fremdes Land. Bon voyage! / 13.02.09
Barbara Schneider CoverMänner leben auf dem Hühnerhof, Frauen in einem Korb voller Krabben. In diese Bilder bannt die Führungskräftetrainerin und Autorin Barbara Schneider in ihrem Buch Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf. Wie Frauen in Führung gehen das traditionell unterschiedliche Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern. Männer brauchen eine Hackordnung, an die man(n) sich halten muss. Frauen dagegen betonen: "Wir sind doch alle gleich" und ebnen Unterschiede ein. Ihr Motto: Nein, du darfst mich nicht überholen und aus dem Korb herausklettern. So weit, so bekannt, möchte man sagen - und auch so klischeehaft, mittlerweile.
Doch Schneider bleibt hier zum Glück nicht stehen. Der viel beschworene "weibliche" Führungsstil? Pustekuchen, gibt es nicht! Laut einer Studie schreiben Topmanager Führungskräften folgende Eigenschaften zu, die als "typisch männlich" gelten: Entschlussfähigkeit, Delegationsfähigkeit, Durchsetzungskraft, Selbstvertrauen. Und wie beschreiben sie die Frauen, die in ihren Unternehmen die Karriereleiter bis nach oben geklettert sind? Genau: Sie sind entschlussstark, delegationsfähig und durchsetzungsstark.
Tja, was Wunder, könnte man nun sagen. Unternehmen sind schlicht traditionelle Männerdomänen. Hoch kommt also nur, wer "männliche" Eigenschaften aufweist. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Denn diese Eigenschaften sind nur die eine Seite. Genauso wichtig ist, was unterschwellig abläuft: Seilschaften, Netzwerke, "männliche" Rituale und Verhaltensweisen. Wie war das noch mit dem Hühnerhof? Ach ja: Es ist wichtig zu wissen, wer weiter oben steht und wer weiter unten. Daher kommt es in Meetings zunächst nicht auf die berühmten Inhalte an, auf die viele Frauen sich gerne konzentrieren. Nein - wichtig ist, dass am Anfang die Hackordnung bestätigt und erneut festgeklopft wird. Erst danach geht's zur Sache. Und: Verstöße gegen diese Regel werden übel genommen.

Auf die fremde Kultur vorbereiten.


Die Schlussfolgerung ist nun einfach: Frauen, die Erfolg haben wollen, müssen die männliche Art zu kommunizieren lernen. Führungskräfteberaterin Schneider empfiehlt daher: Setzen Sie sich mit den männlichen Eigenheiten bewusst auseinander und lernen Sie, Rituale und Verhaltensweisen zu erkennen, zu verstehen und souverän damit umzugehen. Ihr originelles Rezept: die "männliche" Kommunikationskultur in Unternehmen wie die Kultur eines anderen Landes betrachten - und sich gezielt darauf vorbereiten. Denn, so argumentiert sie: "Wenn Sie Geschäfte mit Japan oder China machen wollen, bereiten Sie sich doch auch auf das ferne Land mit seinen unbekannten Sitten und Bräuchen vor."
Wer also nach oben möchte, sollte die Rituale im eigenen Unternehmen kennen und auf ihrer Klaviatur spielen lernen. Was dabei wichtig ist und mit welchen Schritten Frauen einem Aufstieg näher kommen, schildert Schneider in ihrem Buch. Dabei müssen dann auch einige "weibliche" Muster fallen - wie die innere Ablehnung von Macht und chronische Bescheidenheit. Klappern gehört zum Handwerk, hält Schneider dagegen. Denn der Prinz, der Dornröschen aus dem Schlaf küsst, komme in Unternehmen nur selten vorbei. Dies zeigt sich auch an Untersuchungen darüber, was bei der Karriere wirklich zählt. Das Fachwissen schlägt nämlich nur mit zehn Prozent zu Buche. 30 Prozent entfallen dagegen auf das Image, und gar 60 Prozent auf den Bekanntheitsgrad und geschicktes Networking. Dem faktischen Teil - in dem Schneider den aktuellen Wissensstand präsentiert und das Problem von verschiedenen Seiten und mit vielen O-Tönen schildert - folgt konsequenterweise eine praktische Handlungsanleitung zum Selbstmarketing in zehn Schritten. Denn wie Schneider immer wieder betont: Wissen allein reicht nicht. Es muss auch umgesetzt werden.

In die Führungsetagen vorkämpfen.


Wie groß die Kluft zwischen Wissen und Handeln noch ist, zeigt der nach wie vor geringe Frauenanteil in Führungsetagen. Theoretisch ist längst klar: Unternehmen, die mehr Frauen in Führungspositionen haben, sind erfolgreicher und für die Zukunft besser aufgestellt. Aber Widerstände wie männliche Seilschaften, unbewusste Vorurteile gegen Frauen und diskriminierende Gesellschafts- und Unternehmensstrukturen bleiben weiterhin als Hürden bestehen. Unterschwellige Mechanismen wie die Suche nach dem Kronprinzen, der möglichst ähnlich tickt, sind schwer zu durchbrechen. Noch immer, so Schneider, werden Personalentscheidungen auf dem Golfplatz und beim Kaminabend entschieden. Das wiederum kann sich nur ändern, wenn sich mehr Frauen entgegen allen Widerständen - darunter eben nicht zuletzt den eigenen - in die Führungsetagen vorkämpfen.

Annegret Nill ist Journalistin in Berlin und schreibt als freie Autorin für changeX.

Barbara Schneider:
Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf.
Wie Frauen in Führung gehen.

Gabal Verlag, Offenbach 2009,
224 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-912-6
www.gabal.de

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: Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf. . Wie Frauen in Führung gehen.. Gabal Verlag, Offenbach 2009, 224 Seiten, ISBN 978-3-89749-912-6

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Annegret Nill arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Moderatorin in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin für changeX.

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