Einmarsch im Pantherclub

Eine Fortsetzungsreportage über die Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke. | Folge 2 |

Von Winfried Kretschmer

In Köln ist fünfte Jahreszeit: Karneval. Ausnahmezustand für alles Normale. Jeder macht sich über jeden lustig. Da wird über Prominente und Politiker hergezogen - und aus einer aufstrebenden Anwaltskanzlei eine "Karnevalskanzlei". Wie es dazu kam, lesen Sie in der zweiten Folge unserer Serie über das Kölner Anwaltsbüro Osborne Clarke.

Im normalen Leben arbeitet Sandra Kampner als Rechtsanwaltsfachangestellte. Aber zur Zeit ist nichts normal in Sandra Kampners Leben. Es herrschen die Narren am Rhein, es ist Karneval, und die 26-Jährige ist ganz vorne mit dabei. Ein prunkvolles rot-weißes Kostüm mit Pluderärmeln, ein funkelndes Diadem im hochgesteckten Haar, ein strahlendes Lächeln auf den rotgeschminkten Lippen - Sandra Kampner ist die Jungfrau im "Porzer Dreigestirn". Prinz, Bauer und Jungfrau sind die höchsten Repräsentanten des Kölner Karnevals, und das ist im Kölner Stadtteil Porz nicht anders. Seit 20 Jahren lebt Sandra Kampner dort, seit zwölf Jahren ist sie Mitglied im örtlichen Karnevalsverein, und nun geht für sie ein Jugendtraum in Erfüllung: einmal die Jungfrau zu sein. Es ist ein etwas stressiger Traum, denn das Dreigestirn ist in der närrischen Zeit tagtäglich im Einsatz, die Karnevalisten hetzen von Termin zu Termin.

Der orange Panther ist das Logo von Osborne Clarke.


Einer ihrer ersten Karnevalseinsätze galt ihrer Arbeitsstelle, der Anwaltskanzlei Osborne Clarke in der Inneren Kanalstraße in Köln. Dort hat die neu gegründete Kanzlei am 1. August des vergangenen Jahres ihre Büroräume bezogen, die zehnte und elfte Etage in einem 13-stöckigen frisch renovierten Bürohochhaus mit einem weiten Blick über die Domstadt. Oben in der elften Etage am Ende des langen Büroflures gibt es einen Gemeinschaftsraum, den "Pantherclub", benannt nach dem Logo von Osborne Clarke, das einen orangefarbenen Panther zeigt. Tatsächlich trifft "Club" mehr zu als "Gemeinschaftsraum". Der Pantherclub ist kein dröger Belegschaftsraum, eher wirkt er wie eine Mischung aus Bar und Café: ein großzügiger, heller Raum mit einem langen Tresen, Caféhaustischen und gut ausgestatteter Theke. Jeden Freitagabend treffen sich hier die Anwälte der Kanzlei zum gemütlichen Wochenausklang bei einem Glas Kölsch, Platz ist aber auch für größere Feiern. Zum Beispiel den Einmarsch des Dreigestirns samt Hofstaat vor der versammelten Belegschaft der Kanzlei.

Eine Kölner Karnevalskanzlei.


Zusammen mit Clowns, zwei Fahrern und zwei Vertretern des Festausschusses gehören sieben Mann und die Jungfrau zu der karnevalistischen Einmarschtruppe. Diesmal ist sogar der Präsident der Karnevalsgesellschaft dabei, der mit seinem Versprecher bei der Inthronisation für Furore gesorgt hatte. "Sandra arbeitet in einer Kölner Karnevalskanzlei", hatte der Präsident die diesjährige Jungfrau vorgestellt. Ob es ein wirklicher Versprecher war oder einer jener wohlkalkulierten Gags, wie man sie von den Karnevalssitzungen kennt, ist indes umstritten. "Ich glaube, das war geplant", hält Sandra Kampner ihrem Präsidenten zugute. Michaela Fischer, die Assistentin des Managing Partners der Kanzlei, meint hingegen, der Karnevalist habe sich im Eifer des Gefechts tatsächlich verplappert. Egal - der Versprecher kam an, nicht nur unter den versammelten Jecken, sondern auch in der so verspotteten Kanzlei Osborne Clarke. Bei seinem Auftritt dort ließ es sich der Präsident natürlich nicht nehmen, sein Bonmot zu wiederholen und Orden für die Repräsentanten des Büros zu verteilen - von Karnevalist zu Karnevalist sozusagen. Dann gab es Kölsch für alle, "und es wurden furchtbar viele Büzjer, also Küsschen, gegeben, wie das halt so ist im Kölner Karneval", berichtet Michaela Fischer. Nach rund einer Stunde war alles vorbei.

Traum erfüllt.


Solche Auftritte bestimmen den Alltag der Porzer Jungfrau in den närrischen Wochen, vom frühen Nachmittag bis spät in die Nacht. Zum Interview kommt Sandra eigens ins Büro, um 8 Uhr 30 morgens. Danach muss sie zum Friseur und wenig später wartet schon der nächste Einsatz auf sie, in einem Altenheim. Etwas unausgeschlafen wirkt sie noch, im Haar hängt noch der Glitter von der letzten Nacht. Unausgeschlafen, aber zufrieden. "Es war immer ein Traum von mir, dass ich mal die Jungfrau im Porzer Karneval werde", berichtet sie, "und das habe ich jetzt geschafft." Für ihren Karnevalseinsatz hat sie Urlaub genommen. Nach dem Aschermittwoch noch ein paar Tage zum Ausspannen, dann beginnt auch für sie wieder der Arbeitsalltag.
In der nächsten Folge wenden wir uns der Entstehungsgeschichte von Osborne Clarke Deutschland zu. Die wiederum ist nicht zu verstehen, wenn man nicht von den gravierenden Veränderungen weiß, die der deutsche Anwaltsmarkt in den letzten Jahren erlebt hat.

Winfried Kretschmer, Journalist und Autor, arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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Mit einer Illustration von Limo Lechner.

© changeX [11.02.2002] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Winfried Kretschmer
Kretschmer

Winfried Kretschmer ist Chefredakteur und Geschäftsführer von changeX.

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