Dein Freund, der Schweinehund

So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund, das neue Buch von Marco von Münchhausen.

Von Sylvia Englert

Wetten, dass auch Ihre guten Vorsätze für das neue Jahr schon längst Schnee von gestern sind? Gegen den inneren Schweinehund kommt man eben nicht so leicht an. Doch jetzt ist ein Buch erschienen, das dem hinterlistigen Tierchen Angst machen wird: Marco von Münchhausen legt Tricks und Taktiken des Schweinehunds bloß und hat auch ein paar überraschende Empfehlungen für den Umgang mit ihm.

Wir alle haben ihn. Und die meisten haben Probleme mit ihm. Münchhausens Buch über den inneren Schweinehund dürfte vom Thema her eine große Zielgruppe ansprechen. Umso besser, dass es auch noch durch eine spritzig-leichte Sprache und sinnvolle Tipps glänzt. Entstanden ist es aus den Seminaren zu Motivation und Selbstmanagement, die der Jurist Münchhausen gibt.

Vernebelungstaktiken und Ausreden.


Die meisten begegnen ihrem inneren Schweinehund, wenn sie versuchen, etwas in ihrem Leben zu verändern. Ob es ums tägliche Joggen geht, um den guten Vorsatz, endlich mal die Garage zu entrümpeln oder ein großes berufliches Projekt anzugehen. Münchhausen leitet dazu an, die Aktivitäten des perfiden Tiers zu erkennen - denn oft merkt man erst nachher, dass es am Werke gewesen ist und uns an etwas gehindert hat. Zur Verschleierungstaktik des Schweinehunds gehört es, kreative Ausreden zu produzieren: "Ich könnte so vieles tun, aber ich muss ja erst so vieles andere erledigen." - "Ich würde mich ja gerne scheiden lassen, aber das kann ich meinen Eltern nicht antun." Et cetera, et cetera. Glaubt man an solche Sprüche selbst, ist man der inneren Sabotage ausgeliefert.

Die Schweinehund-Abwehr beginnt bei der Sprache.


Hat man mit Münchhausens Hilfe die Strategien und Taktiken durchschaut, die der ganz persönliche Schweinehund aus dem Effeff beherrscht, kann man ernsthaft beginnen, das eigene Verhalten zu ändern. Besonders Sprache und Einstellung sollte man auf optimale Schweinehund-Abwehr trimmen. Münchhausen taucht tief in die Kunst der Selbstmotivation ein und gibt dem Leser eine Flut von Ratschlägen mit: Nicht zu viel vornehmen, sonst hält man es nicht durch. Konkrete Entschlüsse fassen und sich selbst feste Termine setzen. Weg mit dem Konjunktiv, wenn man gute Vorsätze formuliert. "Müssen" durch "Dürfen" ersetzen, "ich muss" durch "ich will". Denn wer mit zögerlichem "eigentlich müsste ich ..." und "ich will versuchen ..." daherkommt, dessen Vorsätze lösen sich gewöhnlich auf wie Schnee in der Sommersonne.

Wer sich bewusst wird, was abläuft, hat schon halb gewonnen.


Auch Ablenkungsmanöver sollte man sich verkneifen. Beispiel: Gerade, wenn Sie anfangen wollen, die dringend benötigte Präsentation zu entwerfen, überfällt Sie der unwiderstehliche Drang, die Wohnung zu putzen. In Flussdiagrammen seziert Münchhausen, was bei solchen Ablenkungsvorgängen und anderen Manövern des inneren Schweinehunds abläuft, und deckt so die Dynamik auf, die dahinter steht.
Ist ein Vorhaben, zum Beispiel sich endlich gesund zu ernähren, endgültig der Aufschieberitis zum Opfer gefallen, dann ist ein Sündenbock leicht gefunden ("In der heutigen Zeit kann man ja gar nicht gesund leben!"). Auch diesen "Opfer-Kreislauf" führt Münchhausen seinen Lesern per Diagramm gnadenlos vor Augen. Was sinnvoll ist, denn wird man sich dieser Muster nicht bewusst, zieht sich der gleiche Fehler unter Umständen wie ein roter Faden durchs ganze Leben. Wie Reinhard Sprenger plädiert Münchhausen dafür, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich nicht in die Tasche zu lügen. Nur so behält man den inneren Schweinehund unter Kontrolle.

Den Schweinehund akzeptieren lernen.


Doch der grundlegendste Trick beim Umgang mit dem Tierchen ist, es nicht mit allen Mitteln zu bekämpfen, sondern ihn zum Verbündeten zu machen. Denn der Kampf gegen den Schweinehund (einen störenden Teilaspekt der eigenen Persönlichkeit) ist nicht zu gewinnen. Wer ihm Druck macht, der bekommt auch einen immensen Druck zurück und hat dann immer häufiger mit ihm zu tun. Wer ihn, wie so mancher eisenharte Workaholic, gar mit allen Mitteln töten will, der übersieht, dass der Schweinehund eine Art inneres Kind ist und manchmal auch vor Überforderung warnt. Wer seinen Schweinehund dagegen akzeptiert und sich ehrlich mit ihm auseinander setzt, der kann Strategien für den Umgang mit ihm entwickeln. Münchhausens Tipp: "Lassen Sie Ihren Schweinehund ruhig ab und zu gewinnen, dann wird auch er Sie gewinnen lassen." Er empfiehlt täglich eine kleine Schweinehund-Übung, das heißt etwas Ungewohntes, Herausforderndes oder Verrücktes zu tun. So trainiert man, die gewohnten Bahnen zu verlassen und etwas zu tun, wobei man sich überwinden muss. Mindestens einmal im Jahr ist dann eine größere Schweinehund-Übung fällig, von der Entrümpelung bis zur sportlichen Herausforderung.

Marco Freiherr von Münchhausen:
So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund.
Vom ärgsten Feind zum besten Freund,

Campus Verlag, Frankfurt/New York 2002,
229 Seiten, 19,90 Euro,
ISBN 3-593-36922-2

Sylvia Englert, Journalistin und Buchautorin, ist Redakteurin bei changeX.

Lesen Sie auch das Interview mit Marco von Münchhausen: Verhandeln mit dem inneren Schweinehund.

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: So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund. . Vom ärgsten Feind zum besten Freund.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 229 Seiten, ISBN 3-593-36922-2

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