Auf den Mix kommt es an

Der GABAL Verlag ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden.
Text: Winfried Kretschmer

Programmleiterin Ute Flockenhaus sagt, was ihr wichtig ist: Die Konzentration auf Kernthemen. Ein guter Mix aus Highlights, innovativen Titeln und Basics. Und die Arbeit mit einem engagierten Team.

3406_flockenhaus_275.jpg

Ute Flockenhaus ist Programmleiterin beim GABAL Verlag.

Was zeichnet Ihr Programm aus?
GABAL ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden und wurde mit der Ambition gegründet, eine Brücke zwischen den Bereichen Bildung und Beruf zu schaffen. Der Claim damals lautete „aus der Praxis für die Praxis“ und er gilt für uns heute noch. GABAL publiziert Bücher und Medien für Wirtschaft und Weiterbildung. Programmatische Stringenz und der Nutzen für unsere Leser sind wichtige Grundlagen für die Ausrichtung unseres Programms.

Worin liegt das Differenzkriterium zu anderen Verlagen, die im selben Marktsegment unterwegs sind?
GABAL konzentriert sich auf seine Kernthemen. Hier können wir einen guten Beitrag mit unseren Büchern leisten. Gesellschaftspolitische Themen und den weiten Bereich der Ratgeber bedienen wir ebenso wenig wie reine BWL-Themen.

Was ist Ihre Leitlinie bei der Programmplanung?
Eine gute Mischung aus Highlights, innovativen Titeln und Basics. Wenn ich das veranschaulichen darf: Im aktuellen Frühjahrsprogramm ist der neue Covey Führen unter neuen Bedingungen sicher ein Highlight, weil es zu aktuellen Führungsfragen Stellung nimmt und interessanten Antworten anbietet. Ein weiteres Highlight ist das Buch des niederländischen Trainers Ben Tiggelaar, der in den Niederlanden zu den ganz Großen im Trainingsgeschäft zählt. Ein schönes Basic-Thema wird das Buch von Gitte Härter Nerv nicht!, um stressigen Nervensägen besser Paroli bieten zu können. Und innovativ ist unsere neue Reihe „Business Classics“, in denen Klassiker wie Marx’ Das Kapital oder Machiavellis Der Fürst für das heutige Business neu interpretiert werden.

Welches Buch haben Sie besonders gern gemacht?
Besonders gern macht man immer die aktuellen Projekte. Wenn diese dann auf dem Markt erscheinen, sind wir im Lektorat ja schon wieder beim nächsten Programm mit neuen spannenden Titeln. Viel Zeit, um sich mit einem Titel zu beschäftigen, bleibt dadurch nicht. Sehr lustig war allerdings unser Best-of-55-Projekt auf der Zugspitze, wo wir mit 55 Autoren in 2.936 Metern Höhe mit Panoramablick auf die verschneite Zugspitze saßen und in 555 Minuten ein Buch geschrieben haben, das anschließend in 555 Stunden produziert wurde. Das war eine irre Arbeitsatmosphäre, jeder an seinem Laptop, man sah förmlich die Gedanken durch den Raum schwirren. Anschließend war das Team aus Lektorat, Satz, Korrektur und Druck gefordert, Hand in Hand zu arbeiten. Ich liebe es, wenn das Team um mich herum hoch engagiert ist und Spaß an der Arbeit hat. Und ich bin wirklich sehr glücklich, dass dies in unserem Team – intern wie bei den externen Mitarbeitern – der Fall ist.

Welches Buch eines anderen Verlages hätte Sie gerne gemacht?
Das sind eine ganze Reihe. Nämlich all diejenigen, die ich aufschlage und auf Anhieb sehe, wie leicht man etwas hätte optimieren können. Neulich habe ich ein Geschenk für einen Freund gesucht, der wie ich Barcelona liebt und sich für Architektur interessiert. Nach einiger Sucherei habe ich dann tatsächlich einen großformatigen Band über moderne Architektur in Barcelona gefunden. Tolle Fotos, aber die Infos waren so spärlich, dass nicht einmal angegeben war, wo die einzelnen Gebäude stehen. Nicht dass ich Architekturbücher machen möchte, das ist nicht der Punkt. Aber bei einigen Büchern frage ich mich einfach, welchen Stellenwert der Leser hat.

Wann merken Sie, dass ein Manuskript wirklich gut ist?
Wenn man ein wirklich gutes Manuskript in den Händen hat, merkt man das im Grunde sofort, auf der ersten Seite. Woran man es merkt, ist schwieriger zu beantworten, weil die Kriterien für die Güte eines Manuskriptes vielfältig und bei jedem Skript ein klein wenig anders sind. Die Idee, das Konzept, der Aufbau, der Stil, die Inhalte – alles muss stimmig sein und es muss den Nerv der Leserschaft treffen.

... und wann, dass es Mist ist?
Ja, das merkt man meist auch ziemlich schnell. Häufig schon anhand des Exposés, aber es gibt auch vielversprechende Exposés, die an den Probeseiten scheitern.

Sagen wir, jemand möchte Autor bei GABAL werden – was raten Sie ihm oder ihr?
In erster Linie rate ich, sich mit dem Buchmarkt vertraut zu machen. Bei 120.000 Neuerscheinungen jährlich ist es unabdingbar, sich darüber klar zu sein, weshalb man diesem enormen Output ein eigenes Buch hinzufügen möchte. Ein weiterer sinnvoller Schritt ist, sich via Homepage oder Katalog mit unserem Programm vertraut zu machen. Gibt es ähnliche Themen schon, wie kann ich mich differenzieren, welches Format könnte infrage kommen, gefällt mir die Aufmachung der Bücher et cetera? Ebenfalls auf unserer Homepage gibt es unter der Rubrik „Hinweise für Autoren“ eine Checkliste zur Erstellung eines Exposés, die sich interessierte Leser downloaden können. Die hier abgefragten Informationen helfen uns, eine erste Einschätzung des Buchprojektes vornehmen zu können. Je strukturierter und prägnanter die Informationen sind, desto besser ist es. Einen sehr guten Einblick in die Verlagsarbeit und in die Schritte von der Buchidee bis zur Vermarktung bietet übrigens das Buch von Oliver Gorus und Jörg Achim Zoll Erfolgreich als Sachbuchautor. Jedem angehenden Autor kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.


changeX 21.12.2009. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

Artikeltools

PDF öffnen

gabal

GABAL Verlag

Weitere Artikel dieses Partners

Zzzzzzzzzzz

Ein Hoch auf den Kurzschlaf - fünfeinhalb Fragen an Stefanie Demmler zum Kurzinterview

Öfter mal die Perspektive wechseln

Fünfeinhalb Fragen an Frauke Ion zum Interview

Von der Generation Y lernen

Fünfeinhalb Fragen an Martina Mangelsdorf zum Interview

nach oben