Heimwerker des eigenen Lebens

Selbstcoaching - das neue Buch von Stefanie Demann
Rezension: Sascha Hellmann

Do it yourself liegt im Trend. Auch in Sachen persönlicher Weiterentwicklung. Ein neuer Ratgeber zeigt, wie man zum Selbstcoacher wird und das Beste aus sich macht - ein Leben lang.

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Do it yourself liegt mehr als im Trend. Allein die Zuwachsraten der Baumärkte zeigen: Die Heimwerker sind unter uns. Und wer sein Heim selber bauen kann, der kann sich auch das eigene Leben selbst zusammenbasteln. Diesen Nerv der Zeit dürfte Stefanie Demann, ihres Zeichens Kommunikationstrainerin, Vortragsrednerin und Coach, mit ihrem neuen Buch Selbstcoaching. Die 86 besten Tools treffen.  

Darin plädiert sie nämlich für Coach und Coachee in Personalunion: "Ja, Sie können sich selbst coachen. Sie können natürlich auch einen Coach hinzuziehen, müssen aber nicht. Denn das klassische Coaching zwischen Coach und Coachee hat ja ohnehin zum Ziel, dass der Coachee (also in diesem Fall Sie) in die Lage versetzt wird, sich selbst voranzubringen. Ein Coach unterstützt Sie dabei, zu reflektieren, zu erkennen, sich zu entscheiden und zu handeln, um anschließend das Handeln wieder zu reflektieren - und so weiter." Wer das möchte, so die Autorin, könne ebenso gut zum Selbstcoacher werden. Für diese neuen Heimwerker des eigenen Lebens legt Demann einen Bauplan in vier Schritten vor, die mit jeweils entsprechenden Tools bestückt sind, um den gewünschten Prozess besser in Schwung zu bringen. Für Eilige sind diese Tools am Ende des Buches tabellarisch zusammengefasst und den entsprechenden Kapiteln genau zugeordnet, um einen flotten Quereinstieg - je nach Entwicklungsstand des Selbstcoachings - zu ermöglichen.


"Egal, wie Sie ticken, es ist gut so"


Die Phasen des Selbstcoaching heißen ganz pragmatisch: sich Klarheit verschaffen, sich entscheiden, loslegen und dranbleiben. Doch Obacht: Selbstcoaching hat keine lineare Ablaufgarantie, sprich: Es fängt nicht immer am Anfang an und endet am Ende! So wie das Leben oftmals wild durcheinandergewürfelt verläuft, geht es auch im Coaching nicht immer schnurgerade von einem Abschnitt zum nächsten. Mal steigt man hier ein und nutzt diese Tools, mal dort und verwendet jene. Entscheidend ist: "Selbstcoaching begleitet Sie Ihr Leben lang: sich Klarheit verschaffen, Entscheidungen treffen, allen Mut zusammennehmen, loslegen, sich immer wieder neu motivieren, innehalten, Inventur machen ... Das alles passiert nicht an einem Tag und auch nicht in einem Workshop oder Seminar. Selbstcoacher coachen sich ihr Leben lang, um das Beste aus sich und ihrem Potenzial zu machen."  

Wer noch nicht so oft mit Tools sich selbst zu Leibe gerückt ist, wer also noch nicht im Voraus genau weiß, welche Schraube locker oder wo ein Fundament nötig ist, fängt am besten vorne an: Hier steht nun erst mal eine ehrliche und kritische Bestandsaufnahme an, um herauszufinden, was alles so in einem steckt. Wenn diese Analyse erfolgreich abgeschlossen ist, sieht man klarer, insofern man dann weiß, was einen motiviert, ausbremst und mit welchem Potenzial man arbeiten kann. Dieses identifizierte Potenzial ist so etwas wie ein Fundament, die Grundsteinlegung für den Rohbau. Für Zweifler ob der Güte des verwertbaren Materials hat die Autorin folgenden Rat: "Es gibt weder Richtig noch Falsch. Egal, wie Sie ticken, es ist gut so. Selbstcoacher hadern nicht, sie machen das Beste draus."


Wieder Herr im eigenen Haus


Das gilt auch für den zweiten Schritt: aus vollem Herzen entscheiden, also nicht halbherzig! Davor noch kurz zurück: Wie habe ich Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen? Hier gilt es, Entscheidungen als vornehmsten Hebel der Selbstwirksamkeit wieder voll ins Spiel zu bringen. Unbewusstes, Ablenkungen, Anbiederungen und Fremdeinwirkungen müssen erkannt werden, um schlussendlich wieder Herr im eigenen Haus zu sein.  

Im dritten Schritt darf der Do-it-yourself-Kandidat loslegen: Mit der neu entdeckten Entscheidungswut im Bauch gilt es nun, die Komplexität zu steigern und eine Strategie zu entwickeln. Am Ende winkt das selbst gesteckte Ziel. Doch eine bloße Strategie kann nicht befriedigen: Ohne konkrete Taktik und noch konkretere Maßnahmen bleibt sie ein Luftschloss. Für diesen dritten Schritt hat die Autorin alles auf dem Radar, was als Widrigkeit oder Chance in der Wirklichkeit vorkommt - von Risiken über ungesunden Druck bis hin zu sinnvollem Netzwerken. Kurz: Der Werkzeugkasten ist gut gefüllt.


Nicht nur ein Strohfeuer


Der vierte Schritt ist der Appell an einen Langstreckenbastler: Dranbleiben! Gleichzeitig heißt es aber auch: Tempo rausnehmen! Der motivierte Selbstcoacher muss mit Blick auf die Langstrecke Leben mit seinen Kräften haushalten lernen. Hierzu gehören auch Pausen und die Kenntnis der eigenen Kraftquellen, damit die Motivation nicht am Beginn bloß in einem Strohfeuer auflodert, sondern stetig brennt.  

Wohltuend ist die ganzheitliche Perspektive, die die Autorin in diesem letzten Kapitel einnimmt und dem Selbstcoacher einen Horizont zur Lebenszufriedenheit aufspannt. In anschaulicher, überaus gut strukturierter und leicht zugänglicher Weise legt die Autorin hier einen überzeugenden Plan für künftige Selbstcoacher vor. Und macht deutlich, dass ein Plan alleine nichts nützt. Es braucht schon die Bereitschaft, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.  


changeX 27.02.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Selbstcoaching. Die 86 besten Tools. GABAL Verlag, Offenbach 2013, 216 Seiten, 19.90 Euro, ISBN 978-3-86936-483-4

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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