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Kurz, aber oho

Shortcut: Die Mikropause - Break mit Potenzial
Text: Winfried Kretschmer

Für Pausen habe ich keine Zeit. Der Standardspruch Vielbeschäftigter. Und so werden Pausen auf die große Pause, das Wochenende oder gar die Ferien verschoben - wo dann doch wieder die Arbeit einsickert. Muss nicht sein: Mikropausen sind eine kondensierte Alternative. Eine Mikropause geht immer.

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Der Klassiker: Man hat Termindruck, müsste dringend mit der Arbeit vorankommen - räumt aber erst mal die Spülmaschine aus. Oder die Waschmaschine. Solche Unterbrechungen im Arbeitsablauf können natürlich als Störung wirken: Man wird aus der Arbeit gerissen. "Andererseits kann das Ausräumen der Waschmaschine auch eine Denkpause sein, nach der man wieder frischer ans Werk geht", sagt die Kreativitätsforscherin Desiree Bender im Interview. Solche Unterbrechungen - wie auch Wäscheaufhängen, Teekochen, Nägellackieren, Duschen - sind kleine Arbeitspausen, die man sich eher intuitiv nimmt, und deshalb werden sie oft als Verdaddeln der Arbeitszeit verunglimpft.  

Aber man kann solche kleinen Pausen auch bewusst in den Arbeitsalltag einbauen: als kleine Auszeit von der Arbeit. Als Mikropause.  

In diesem Sinne kann man "Mikropause" definieren als eine bewusst gesetzte kurze Unterbrechung zielgerichteten Tuns mit dem Ziel, zu entspannen, sich zu erholen, Abstand zu gewinnen sowie Kreativität und Produktivität zu fördern. Die Dauer einer Mikropause wird mit einigen Sekunden bis wenigen Minuten angegeben - vom bewusst ausgeführten Atemzug bis hin zum kleinen Stretching- oder Yoga-Programm.


Was anderes tun, was anderes denken, woanders sein


Recherchiert man zum Thema, fällt zunächst auf, dass viele Links in die Schweiz führen. Das mag damit zusammenhängen, dass sich das dortige Staatssekretariat für Wirtschaft vor einigen Jahren schon des Themas angenommen hat, aber auch damit, dass der Zürcher Coach Claude Weill sich einen gewissen Expertenstatus für dieses Thema erarbeitet hat. Er sagt: "Wissenschaftliche Studien belegen seit Langem, dass jemand, der regelmäßig Kurzpausen, sogenannte Mikropausen macht, sich und seinem Unternehmen gleichermaßen nützt." Denn regelmäßige kurze Mikropausen erlaubten dem Organismus, sich im Verlauf eines Arbeitstages immer wieder zu regenerieren. "Mit solchen Mikropausen findet man (wieder) zu sich und bekommt einen tieferen Zugang zu seinen geistigen Ressourcen", sagt Weill. Als Beispiel nennt er Übungen zur Atemregulierung, zum Entspannen der Augen, Dehn- und Lockerungsübungen, Muskelentspannungsübungen und mentale Entspannungstechniken.  

Worauf kommt es nun an? Wie gestaltet man sein Mikropause? Die Seite ergonomie am arbeitsplatz hat drei Regeln für Mikropausen zusammengestellt:  

Was anderes tun: Nicht die gleiche oder eine ähnliche Tätigkeit während der Pause verrichten.
Was anders denken: Nicht an die Arbeit denken, sondern abschalten und an etwas anderes, am besten an gar nichts denken.
Woanders sein: Die Pause nicht am Arbeitsplatz verbringen, sondern den Ort wechseln.  

Der erste und der zweite Punkt sind unverzichtbar, ein Ortswechsel ist es nicht unbedingt. Manche Mikropausen-Ideen lassen sich auch unmittelbar am Arbeitsplatz umsetzen. Und es gilt: Mehrere kleine Pausen bringen mehr als wenige große.


Die Mikropause hat Potenzial


Wenn es um die Mikropause geht, steht meist die bewusste, methodisch eingesetzte Unterbrechung der Arbeit im Vordergrund. Davon lassen sich zwei andere Ausrichtungen unterscheiden: eine körperbetonte Form, die aus dem Fundus von Stretching- und Entspannungstechniken schöpft, sowie eine an Achtsamkeitspraktiken orientierte Form, die auf eine unmittelbare Beeinflussung des mentalen Zustands zielt. So sieht die Schweizer Coachin Corinne E. Sutter das Ziel der Mikropause darin, bewusst mit sich selbst in Kontakt zu treten: "Mehrmals am Tag eingebaut dient die bewusste Mikropause der Selbstwahrnehmung - und dies ist ein wertvoller Schlüssel zu Schaffenskraft, Sinnerfüllung und Erfolg im Beruf beziehungsweise im Leben." Hier rückt in den Vordergrund, was bei anderen Pausenpraktiken eher als Nebeneffekt auftritt: der Einfluss auf den Geist. Mindfulness.  

Wie auch immer - die Mikropause hat Potenzial. Mikropausen steigern Kreativität und Produktivität, helfen unser Potenzial besser auszuschöpfen, beugen Erschöpfung vor und lassen sich doch einfach in den Arbeitsalltag integrieren. Für alle, die im Unternehmenskontext arbeiten, müssen Pausen jedoch in der Unternehmenskultur verankert werden. Es braucht eine Pausenkultur.  


Zitate


Mikropause: eine bewusst gesetzte kurze Unterbrechung zielgerichteten Tuns mit dem Ziel, zu entspannen, sich zu erholen, Abstand zu gewinnen sowie Kreativität und Produktivität zu fördern. Shortcut Mikropause

 

changeX 09.06.2017. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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