Sie lesen diesen Artikel kostenlos
Vielen Dank für Ihr Interesse! Sie rufen diesen Beitrag über einen Link auf, der Ihnen einen
freien Zugang ermöglicht. Sonst sind die Beiträge auf changeX unseren Abonnenten vorbehalten, die mit
ihrem Abo zur Finanzierung unserer Arbeit beitragen.
Wie Sie changeX nutzen können, erfahren Sie hier: Über uns
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Kurz, aber oho
Für Pausen habe ich keine Zeit. Der Standardspruch Vielbeschäftigter. Und so werden Pausen auf die große Pause, das Wochenende oder gar die Ferien verschoben - wo dann doch wieder die Arbeit einsickert. Muss nicht sein: Mikropausen sind eine kondensierte Alternative. Eine Mikropause geht immer.
Der Klassiker: Man hat Termindruck, müsste dringend mit der Arbeit vorankommen - räumt aber erst mal die Spülmaschine aus. Oder die Waschmaschine. Solche Unterbrechungen im Arbeitsablauf können natürlich als Störung wirken: Man wird aus der Arbeit gerissen. "Andererseits kann das Ausräumen der Waschmaschine auch eine Denkpause sein, nach der man wieder frischer ans Werk geht", sagt die Kreativitätsforscherin Desiree Bender im Interview. Solche Unterbrechungen - wie auch Wäscheaufhängen, Teekochen, Nägellackieren, Duschen - sind kleine Arbeitspausen, die man sich eher intuitiv nimmt, und deshalb werden sie oft als Verdaddeln der Arbeitszeit verunglimpft.
Aber man kann solche kleinen Pausen auch bewusst in den Arbeitsalltag einbauen: als kleine Auszeit von der Arbeit. Als Mikropause.
In diesem Sinne kann man "Mikropause" definieren als eine bewusst gesetzte kurze Unterbrechung zielgerichteten Tuns mit dem Ziel, zu entspannen, sich zu erholen, Abstand zu gewinnen sowie Kreativität und Produktivität zu fördern. Die Dauer einer Mikropause wird mit einigen Sekunden bis wenigen Minuten angegeben - vom bewusst ausgeführten Atemzug bis hin zum kleinen Stretching- oder Yoga-Programm.
Was anderes tun, was anderes denken, woanders sein
Recherchiert man zum Thema, fällt zunächst auf, dass viele Links in die Schweiz führen. Das mag damit zusammenhängen, dass sich das dortige Staatssekretariat für Wirtschaft vor einigen Jahren schon des Themas angenommen hat, aber auch damit, dass der Zürcher Coach Claude Weill sich einen gewissen Expertenstatus für dieses Thema erarbeitet hat. Er sagt: "Wissenschaftliche Studien belegen seit Langem, dass jemand, der regelmäßig Kurzpausen, sogenannte Mikropausen macht, sich und seinem Unternehmen gleichermaßen nützt." Denn regelmäßige kurze Mikropausen erlaubten dem Organismus, sich im Verlauf eines Arbeitstages immer wieder zu regenerieren. "Mit solchen Mikropausen findet man (wieder) zu sich und bekommt einen tieferen Zugang zu seinen geistigen Ressourcen", sagt Weill. Als Beispiel nennt er Übungen zur Atemregulierung, zum Entspannen der Augen, Dehn- und Lockerungsübungen, Muskelentspannungsübungen und mentale Entspannungstechniken.
Worauf kommt es nun an? Wie gestaltet man sein Mikropause? Die Seite ergonomie am arbeitsplatz hat drei Regeln für Mikropausen zusammengestellt:
Was anderes tun: Nicht die gleiche oder eine ähnliche Tätigkeit während der Pause verrichten.
Was anders denken: Nicht an die Arbeit denken, sondern abschalten und an etwas anderes, am besten an gar nichts denken.
Woanders sein: Die Pause nicht am Arbeitsplatz verbringen, sondern den Ort wechseln.
Der erste und der zweite Punkt sind unverzichtbar, ein Ortswechsel ist es nicht unbedingt. Manche Mikropausen-Ideen lassen sich auch unmittelbar am Arbeitsplatz umsetzen. Und es gilt: Mehrere kleine Pausen bringen mehr als wenige große.
Die Mikropause hat Potenzial
Wenn es um die Mikropause geht, steht meist die bewusste, methodisch eingesetzte Unterbrechung der Arbeit im Vordergrund. Davon lassen sich zwei andere Ausrichtungen unterscheiden: eine körperbetonte Form, die aus dem Fundus von Stretching- und Entspannungstechniken schöpft, sowie eine an Achtsamkeitspraktiken orientierte Form, die auf eine unmittelbare Beeinflussung des mentalen Zustands zielt. So sieht die Schweizer Coachin Corinne E. Sutter das Ziel der Mikropause darin, bewusst mit sich selbst in Kontakt zu treten: "Mehrmals am Tag eingebaut dient die bewusste Mikropause der Selbstwahrnehmung - und dies ist ein wertvoller Schlüssel zu Schaffenskraft, Sinnerfüllung und Erfolg im Beruf beziehungsweise im Leben." Hier rückt in den Vordergrund, was bei anderen Pausenpraktiken eher als Nebeneffekt auftritt: der Einfluss auf den Geist. Mindfulness.
Wie auch immer - die Mikropause hat Potenzial. Mikropausen steigern Kreativität und Produktivität, helfen unser Potenzial besser auszuschöpfen, beugen Erschöpfung vor und lassen sich doch einfach in den Arbeitsalltag integrieren. Für alle, die im Unternehmenskontext arbeiten, müssen Pausen jedoch in der Unternehmenskultur verankert werden. Es braucht eine Pausenkultur.
Zitate
Mikropause: eine bewusst gesetzte kurze Unterbrechung zielgerichteten Tuns mit dem Ziel, zu entspannen, sich zu erholen, Abstand zu gewinnen sowie Kreativität und Produktivität zu fördern. Shortcut Mikropause
changeX 09.06.2017. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Ausgewählte Beiträge zum Thema
Mit Pausen mehr erreichen - ein Essay von Ulrike Reiche zum Essay
Pause - das neue Buch von Alex Soojung-Kim Pang zur Rezension
Ein Werkstattgespräch über soziale Mikroinnovation zum Werkstattgespräch
Auf sein Wohlbefinden zu achten wird in der Arbeitswelt der Zukunft immer wichtiger - ein Gespräch mit Désirée Bender zum Interview
Ausgewählte Links zum Thema
-
"Mit Mikropausen entspannter durch den Arbeitstag", Beitrag von Claude Weill auf interview onlineinterviewonline.ch
-
Es gibt auch Computerprogramme, die, auf dem Desktoprechner installiert, regelmäßig daran erinnern, eine kurze Pause einzulegen. Die bekanntesten sind Workrave für Windows und Linux sowie Time Out für Mac. Das PC Magazin stellt sie vorwww.pc-magazin.de/...
-
Die Praxis Integri für Chiropraktik mit Sitz in Bern und Thun hat ein PDF mit zwölf Mikropausen-Übungen aus dem Bereich Dehnung und Entspannung zusammengestelltwww.integri.ch/...
-
Die Coachin Corinne E. Sutter nähert sich dem Thema aus der Perspektive Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung: "Auszeit für mehr Lebensfreude: Die Mikropause"PDF
-
"Pausen erhöhen die Produktivität" auf der Seite ergonomie am arbeitsplatzergonomie-am-arbeitsplatz.de/...
-
Ideen für Mikropausen finden sich auch auf der Seite Azubifit: Kurze Pause - große Wirkungwww.azubifit.com/...
-
Die Online-Dienstleistung micropause® bietet Augen-, Entspannungs- und Koordinationstrainings am PCwww.micropause.ch