Emotionen sind kein Wischiwaschi

Das Geheimnis erfolgreicher Manager, das neue Buch von Manfred Kets de Vries.

Von Peter Felixberger

Manfred Kets de Vries gehört zu den außergewöhnlichen Querdenkern, denen der berühmte Blick über den Tellerrand gelingt. Als Psychoanalytiker, der an einer berühmten Business School lehrt, schreibt er über Management, als sei er von früh bis abends in Chefetagen und Businessbüros zugange. Berühmt ist er deswegen hierzulande zwar noch nicht, aber was nicht ist, kann ja mit seinem neuen Buch allemal noch werden.

"Linkshirnige Denker" - und von ihnen finden sich viele in den Führungsetagen - lieben harte Fakten, Analyse, Rationalität. Emotion und Einfühlungsvermögen? Für so manchen Manager Wischiwaschi. Doch das bedeutet oft, dass er seinen Aufgaben nicht wirklich gerecht wird. "An den Soft Skills scheitert so manche Karriere, und deswegen gebe ich meinen Studenten (und Kollegen) ganz gern mal einen leichten Klaps auf den Kopf, damit ihr Gehirn wieder ins Gleichgewicht kommt und sie beide Hälften dieses lebenswichtigen Organs benutzen", schreibt Manfred Kets de Vries mit einem Augenzwinkern. Er gehört zu den seltenen und wichtigen Querdenkern, die interdisziplinäre Brücken schlagen. Einerseits ist er Psychoanalytiker, andererseits ein Ökonom, der an an der berühmten INSEAD-Business School lehrt. Seit Jahren analysiert er das, was in Organisationen und Chefetagen so vor sich geht. Ein ergiebiges Tummelfeld für de Vries, denn Organisationen bestehen nun einmal zum größten Teil aus Menschen mit ihren ganz eigenen Verhaltensprofilen, Neurosen, inneren Drehbüchern.

Psychologischer Blickwinkel.


De Vries' psychologischer Blickwinkel auf Management und Führung erweist sich als äußerst wertvoll. Kapitel für Kapitel weiß er Fallbeispiele, Erkenntnisrätsel und Psychofragen so geschickt zu mischen, dass der Leser wirklich etwas lernt. Das Geschriebene ist zwar nicht ganz leichter Tobak, aber wer sich darauf einlässt, wird belohnt. Angesprochen sind nicht Manager, die ihre Mitarbeiter auf Trab bringen und halten wollen, sondern jene, die zu Begeisterung und außerordentlichen Anstrengungen motivieren. Als Führungspersönlichkeiten, die emotionaler Intelligenz und psychologischem Gespür Raum geben.
De Vries führt den Leser überwiegend durch bekanntes Terrain. Er zeigt, wie Mitarbeiter sich warum gegen Veränderungen wehren, wie Organisationen ihre Mitarbeiter aussaugen und ihnen dann wieder verzweifelt Leben einzuhauchen versuchen, stellt neurotische Führungsstile vor und skizziert Kompetenzen, die gute von schlechten Managern unterscheiden. Zum Schluss wird gar eine Lanze für den Hofnarren in der Vorstandsetage gebrochen.
Fazit: Ein ziemlich anregendes Buch, das mit leichter Hand durch das komplizierte Wechselspiel zwischen Führung und Geführtwerden lenkt. Ein Buch, das intelligent zusammenbringt, was zusammengehört. Und in vielerlei Hinsicht erstaunlich unakademisch wirkt. Selbst hartgesottene Zahlenmanager dürften davon profitieren.

Manfred Kets de Vries:
Das Geheimnis erfolgreicher Manager,
Financial Times Prentice Hall,
München 2002, 276 Seiten, 39,95 Euro,
ISBN 3-8272-7091-X

Peter Felixberger ist Publizist und Geschäftsführer des Online-Magazins changeX.

www.ftmanagement.de

© changeX Partnerforum [12.03.2002] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.


changeX 12.03.2002. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

Artikeltools

PDF öffnen

Financial Times Prentice Hall

Weitere Artikel dieses Partners

Gut besprochen ist halb umgesetzt

Besprechungen moderieren, das neue Buch von Ulrike Wikner. zur Rezension

Der schnelle Wissensnachschub

Die neue E-Learning-Reihe x-presso digital. zum Report

Verkaufen durch Verzaubern

Charismating, das neue Buch von Claudius A. Schmitz. zur Rezension

Zum Buch

: Das Geheimnis erfolgreicher Manager.. Financial Times Prentice Hall, München 1900, 276 Seiten, ISBN 3-8272-7091-X

Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon

Autor

Peter Felixberger

Peter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.

nach oben