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Geld oder Leben
Geld, Konsum, Effektivität. Vieles ist unserer Gesellschaft wichtiger als Gefühle und Beziehungen. Die Quittung: das Maß an Depression, an der sie leidet. Empathie aber braucht günstige Umstände, sagt der Psychologe Wolfgang Schmidbauer: Zeit, Langsamkeit. Und die Bereitschaft, Empathiefähigkeit zu lernen.
Geld verführt. Seine Eleganz als Wertmaßstab und die vermeintliche Sicherheit, die es verspricht, verleiten dazu, es höher zu bewerten als Gefühle und Beziehungen. Sagt der Psychologe Wolfgang Schmidbauer: "In unserer Gesellschaft ist die Gefahr groß, dass wir die Beziehungswerte unterschätzen und erst, wenn sie verloren sind, merken, dass sie doch mehr bedeutet haben als Geld." Und weil es nichts umsonst gibt, hat die Überbetonung materieller Werte psychische Konsequenzen: Die Quittung ist das Maß an Depression, unter der unsere Gesellschaft leidet. Gelingende Zusammenarbeit und funktionierende Beziehungen aber brauchen Empathie. Die aber muss gelernt, muss erarbeitet werden.
Wolfgang Schmidbauer ist Psychologe und arbeitet als Lehranalytiker, Paartherapeut und Autor in München. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt ist von ihm das Buch Das kalte Herz. Von der Macht des Geldes und dem Verlust der Gefühle erschienen.
Schlüsselzitate
"In unserer Gesellschaft ist die Gefahr groß, dass wir die Beziehungswerte unterschätzen – und erst, wenn sie verloren sind, merken, dass sie doch mehr bedeutet haben als Geld."
"Mobbing ist eine gestörte Kränkungsverarbeitung am Arbeitsplatz. Stalking ist eine gestörte Kränkungsverarbeitung in Beziehungen."
"Anpassung ist die Vorbereitung für das Depressive."
"Man kann auch als Erwachsener seine Empathiefähigkeit verbessern. Aber man muss sich halt anstrengen. ... Das ist ein wenig wie Training, ein seelisches Training. Dadurch wächst die Kompetenz, mit Menschen umzugehen."
changeX 30.06.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Autor
Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Chefredakteur und Geschäftsführer von changeX.