Softwaretechniker beschäftigen sich damit, wie man Software und die Prozesse dahinter modelliert. "Wir setzen uns vor allem mit Prozessen und Methoden der Softwareentwicklung auseinander", erklärt Sebastian Menge, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls und für ViCO zuständig. "Das ist wie der Unterschied zwischen dem Architekten und dem Bauunternehmer. Der Architekt entwirft das Gebäude, der Bauunternehmer leitet die Entstehung des Gebäudes. Wir sind sozusagen die Architekten."
Im Projekt ViCO ist die Aufgabe von Sebastian Menge und seinen Kollegen, das Konzept für die endgültige Programmierung des Coachs zu erstellen und die Schnittstelle zwischen den Didaktikern und den Programmierern zu bilden. Der Reiz des Projekts für den Lehrstuhl für Software-Technologie liegt vor allem darin, die vielen unterschiedlichen Vorstellungen der Projektpartner zu bündeln und zu konkretisieren. Dabei muss immer mit Erfahrung abgewogen werden, welche Wünsche mit welchem Aufwand realisierbar sind. Dabei achten die Softwaretechniker immer darauf, dass das Programm erweiterbar ist, damit es auch nach der Fertigstellung leicht an neue Anforderungen angepasst werden kann. Dass man es mit einer Unternehmensform der Zukunft zu tun hat, verpflichtet zur Nachhaltigkeit.
Ein schwer fassbares Thema.
  Sebastian Menge ist einer von
  zurzeit zwölf Mitarbeitern des Lehrstuhls; neben seiner Arbeit
  für das Projekt ViCO promoviert er über Softwareperformance. Die
  meisten seiner Kollegen sind wie er selbst Diplom-Informatiker,
  aber auch ein Mathematiker arbeitet am Lehrstuhl, denn bei der
  Forschung wird es hier schnell theoretisch und mathematisch.
  
Doch da es für die Projekte meist einen konkreten Kunden
  gibt, sind die Softwaretechniker darin geübt, sich verständlich
  auszudrücken und zukünftige Software für den Kunden als
  logisch-übersichtliches Diagramm zu entwerfen. "Die
  Herausforderung von Projekt zu Projekt ist", beschreibt Sebastian
  Menge, "sich in die Sprache des Kunden hineinzudenken, das
  Problem zu verstehen und in Diagramme und Anforderungsdokumente
  umzusetzen, die der Programmierer dann in Software verwandeln
  kann."
  
Von virtuellen Unternehmen und Personalentwicklung hatte
  Sebastian Menge zwar vor dem Projekt ViCO noch nicht viel gehört,
  aber das war auch nicht notwendig, da Softwaretechniker es
  gewohnt sind, sich schnell und gründlich in die
  unterschiedlichsten Domänen einzuarbeiten. Zum Beispiel haben sie
  für Studenten der Baugeschichte den Altenberger Dom und für die
  Archäologen die alten Griechen multimedial aufbereitet; die
  Module werden in Vorlesungen eingesetzt und machen den Stoff
  anschaulich. Im Vergleich dazu war das neue Thema allerdings
  anspruchsvoller. "Virtuelle Unternehmen sind schwer zu fassen",
  meint Sebastian Menge. "Wenn es um eine Software für
  Banktransaktionen geht, sind die Anforderungen komplex, aber
  eindeutig - im Bereich der virtuellen Unternehmen sind die
  Anforderungen aber höchst unscharf."
  
Hinzu kommt, dass der Projektplan schon vor drei oder vier
  Jahren festgelegt wurde, zu einem Zeitpunkt, als über virtuelle
  Unternehmen noch kaum etwas bekannt war. Inzwischen ist das
  Phänomen durch die Forschungsarbeit der anderen an ViCO
  beteiligten Institute gut eingegrenzt und beschrieben. Jetzt gilt
  es, aus den Ansätzen der Geisteswissenschaftler ein konkretes
  Produkt zu machen - und den damaligen Zeitplan weiterhin
  einzuhalten. "Das geschieht in einem stetigen Dialog mit unseren
  Partnern im Projekt", so Sebastian Menge. Das Arbeitspaket der
  Softwaretechnologen läuft seit November 2004 und endet Mitte
  2006.
Eine Architektur entsteht.
  Die geplante Architektur der
  Software wird immer konkreter: ViCO entwickelt ein Profil aus
  dem, was Mitarbeiter eines virtuellen Unternehmens an Auskünften
  über sich geben. Dank eines didaktischen Modells, das Matthias
  Heiner und Björn Fisseler vom Hochschuldidaktischen Zentrum in
  Dortmund erarbeitet haben, kann der Nutzer sich dabei seiner
  eigenen Sprache bedienen, um Angebote in der Sprache des
  Weiterbildungsmarktes oder anderer, professioneller
  Beschreibungssprachen zu finden. Sagt er beispielsweise, er habe
  "Schwierigkeiten mit dem Telefonieren", dann kann der Nutzer mit
  Hilfe des Programms herausfinden, ob es sich schlicht um ein
  Kommunikationsproblem (rhetorische Kompetenz) oder etwa um ein
  anderes Kompetenzproblem (soziale Kompetenz oder Lösung eines
  psychischen Konflikts) handelt. ViCO bietet dann schrittweise
  eine Problemklärung an und empfiehlt zum Beispiel eine
  spezifische Weiterbildung oder hält andere Alternativen bereit.
  Auf diese Art den Weiterbildungsbedarf zu ermitteln ist eine
  Hauptaufgabe des Coachs, dafür sollen Pfade über verschiedene
  Situationen und verschiedene Softwareassistenten angeboten
  werden. "Es galt zu überlegen, wie man ein Kompetenzprofil
  modelliert, das dann vom Nutzer weiterentwickelt werden kann",
  erklärt Sebastian Menge.
  
Nach der Bestandsaufnahme bekommt der Teilnehmer
  Weiterbildungsangebote vorgeschlagen; dafür soll ViCO
  Seminardatenbanken nutzen, aber auch Bücher und Onlineressourcen
  in Betracht ziehen. Zurzeit wird am Lehrstuhl für
  Software-Technologie überlegt, wie man diese Suche technisch
  gestalten könnte.
  
Programmiert wird all das letztlich von der Firma Think
  GmbH, Freiburg - in Java und XML, denn die Lösung soll gut
  funktionieren und gleichzeitig kostengünstig sein. Für den Nutzer
  wird das Programm sehr leicht zu bedienen sein, alle Funktionen
  laufen über eine Web-Applikation, die über den Internet-Browser
  gestartet wird. Vielleicht wird es bald zum Standard, sich von
  ViCO beraten zu lassen? Die Zukunft und bald schon der erste
  Prototyp werden es zeigen.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
  
  www.virtueller-coach.de
  
 
  ls10-www.informatik.uni-dortmund.de
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ViCO - Virtueller Qualifizierungs-Coach
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