Vertrauen braucht Vorschuss
Vertrauen und Führung - das neue Buch von Hartmut Laufer.
Von Heike Rudloff
Vertrauen ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Unternehmensführung. Das wird oft betont, angekommen ist diese einfache Erkenntnis längst nicht in allen Führungsetagen. Oft aber mangelt es weniger an der Einsicht, sondern an der praktischen Umsetzung. Es klingt so simpel, auf Vertrauen zu setzen, ganz einfach ist es dennoch nicht. Denn Vertrauen erfordert einen Vorschuss. Es will erst gegeben werden, bevor man seine Erträge ernten kann. / 13.04.07
"Vertrauen wird zur Schlüsselvariable erfolgreicher Unternehmensführung." Das schrieb Reinhard K. Sprenger in seinem 2002 erschienenen Buch Vertrauen führt. Herumgesprochen hat sich das allerdings noch längst nicht in allen Führungsetagen dieses Landes. Vertrauen als Führungsinstrument ist ein stark unterschätztes Werkzeug. Noch immer wird vertrauensvolles und vertrauensförderndes Verhalten viel zu selten eingesetzt, obwohl sich Unternehmenserfolge damit spürbar steigern lassen, kritisiert der Führungskräftetrainer Hartmut Laufer. Mit seinem Buch Vertrauen und Führung will er Mut machen, die Ressource Vertrauen gewinnbringend einzusetzen. Denn in einem entscheidenden Punkt ist sich der Autor mit Managementvordenker Sprenger einig: Allein Vertrauen zu den eigenen Mitarbeitern macht ein Unternehmen schnell genug, um auf den sich rapide wandelnden Märkten unserer Zeit mithalten zu können. Hartmut Laufer beschreibt die daraus erwachsenden Konsequenzen für den Führungsalltag und offeriert Anregungen und Arbeitshilfen dazu. Viele kleine Tipps machen es leicht, Vertrauen im betrieblichen Alltag umzusetzen. Und gerade an dieser praktischen Umsetzung mangelt es so oft.

Messbare Steigerung des Unternehmenserfolgs.


Es klingt so simpel, auf Vertrauen zu setzen - aber ganz einfach ist es dennoch nicht: Denn Vertrauen erfordert einen Vorschuss. Es will erst gegeben werden, bevor man seine Früchte ernten kann. Hartmut Laufer macht allen Führungskräften Mut, ihren Mitarbeitern diesen Vertrauensvorschuss zu gewähren. An ihnen sei es, den ersten Schritt zu tun. Denn "ohne Einsatz kein Gewinn", so der Autor, der sich schon seit etwa 20 Jahren mit dem Thema Vertrauen beschäftigt. Wer vertrauensvoll gegenüber Mitarbeitern handelt, legt den Grundstein, auf dem vertrauensvolles und engagiertes Mitarbeiterverhalten wachsen kann. Auch dort, wo Ängste und Barrieren Mitarbeiter und Chefs hindern, offen miteinander umzugehen, lässt sich mit kleinen Veränderungen in der Summe viel bewirken und die Arbeitsatmosphäre verbessern. Der Lohn: in Zahlen messbare Steigerungen des Unternehmenserfolgs. Und damit verbunden stellen sich berufliche Erfolge auf allen Hierarchieebenen eines Unternehmens ein.
"Das wirksamste Führungsmittel ist und bleibt Kommunikation", macht Laufer seinen Lesern klar. Denn ohne gute Kommunikation läuft nichts rund im Unternehmen. Die Mitarbeiter wollen gut informiert sein - denn das gibt ihnen das Gefühl, ein Teil des Unternehmens zu sein. Und das wiederum steigert ihr Engagement für ihre Arbeit, ihr Wohlbefinden und ihre Motivation: Das Unternehmen wird "ihr" Unternehmen. Damit entsteht ein Gemeinschaftsgeist, der gute Leistungen ermöglicht. Dahinter aber steht Vertrauen: Vertrauen in die Chefs, Vertrauen in das Unternehmen, Vertrauen in die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Nicht zuletzt entwickelt sich bei den Mitarbeitern das Vertrauen, dass ihre Cheffinnen oder Chefs ihren Arbeitseinsatz schätzen und zu würdigen wissen.

Gefahr der Manipulation.


So einleuchtend das klingt, so ernüchternd ist die Praxis: In deutschen Unternehmen wird Vertrauen als Führungsinstrument stark unterschätzt und viel zu wenig beachtet, kritisiert Laufer. Wie es sich auswirkt, wenn Vertrauen im Unternehmen fehlt, kann jeder erleben, der in solch einem gestörten Beziehungsumfeld dem "Flurfunk" zuhört: Wie bei der "Stillen Post" werden da Botschaften weitergegeben - und dabei phantasievoll ausgeschmückt und ergänzt, bis von der ursprünglichen Information nicht mehr viel übrig ist. Läuft hingegen die interne Kommunikation gut, trägt das erheblich zur Vertrauenskultur bei und bewirkt, dass sich Mitarbeiter mit aller Kraft für ihre Firma einsetzen, so zitiert Laufer eine Bertelsmann-Studie. Die gute Nachricht für Chefs: Nicht unbedingt jedes Detail muss mit Mitarbeitern diskutiert werden, um eine vertrauensvolle und damit engagierte Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Stattdessen rät Laufer, Mitarbeitern emotionale Botschaften zu senden. Also Gefühle zu äußern, Wünsche zu nennen, eigene Anschauungen zu vermitteln und selbst gut zuzuhören, sodass die Beziehungen - und damit Vertrauen - zwischen Chef und Mitarbeitern wachsen und verlässlicher werden können. Das wiederum motiviert die Mitarbeiter. Was eher raubauzige Chefs fröhlicher stimmen wird: Man muss nicht unbedingt geliebt werden - wenn das Führungsverhalten authentisch, klar und konsequent ist, lässt sich auch mit einem rustikalen Führungsstil die eigene Truppe motivieren und zu vertrauensvollem Engagement bringen.
Wichtig ist nur das Wort authentisch. Wenn Vertrauen nicht ehrlich gemeint ist, unterminiert dies alle Bemühungen. Laufer warnt davor, Vertrauen zu gezielt einzusetzen. Denn das sei "nüchtern betrachtet eine Form der Manipulation". Sobald Mitarbeiter das Verhalten ihres Vorgesetzten als solche empfinden, schlägt schnell die Stimmung um. Und dann weht dem Chef ein anderer Wind aus seiner Abteilung entgegen. Mitarbeiter zu enttäuschen mag manchmal unvermeidlich sein, sie zu täuschen ist oft aber nicht mehr gutzumachen. Die Folge ist meist sinkende Produktivität. Vertrauensvolles Verhalten erfordert somit Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Doch die Alternative ist keine. Das "Führungsmittel" Angst wird für jedes Unternehmen auf Dauer viel zu teuer.

Selbstvertrauen bilden.


Dennoch gehört für Laufer auch eine gewisse Portion Misstrauen zum Geschäft. Also: Wie führt man Kontrollen durch, ohne die aufgebauten vertrauensvollen Beziehungen zu gefährden? Wie äußert man Kritik, ohne Vertrauen zu zerstören? Und lässt sich Vertrauen überhaupt mit Misstrauen vereinbaren? Offenbar ja - schon Reinhard K. Sprenger hat klar formuliert: Stößt Vertrauen auf Granit, dann bedeutet das, die Kooperation sofort abzubrechen. Die Grundfrage für Hartmut Laufer ist also: Wie stellt man im Führungsalltag eine gesunde Balance zwischen Vertrauen und Misstrauen her? Für Sprenger führt der Weg über Selbstvertrauen, verstanden als die innere Gelassenheit und Ich-Stärke, die es erlaubt, die Spannung zwischen Vertrauenserwartungen und Verratsmöglichkeiten auszuhalten. Laufers praktische Umsetzung: Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern mit einer Haltung begegnen, die es diesen ermöglicht, sowohl bei Erfolgen wie auch bei Misserfolgen Selbstvertrauen zu bilden. Der Weg dahin führt nur über Vertrauen. Hartmut Laufer bringt es auf den Punkt: "Vertrauen ist der Schlüssel zum Führungs- und Unternehmenserfolg."

Heike Rudloff ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Hartmut Laufer:
Vertrauen und Führung.
Vertrauen als Schlüssel zum Führungserfolg,

GABAL Verlag, Offenbach 2007,
147 Seiten, 17.90 Euro,
ISBN 978-3-89749-670-5
www.book-at-web.de

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: Vertrauen und Führung. . Vertrauen als Schlüssel zum Führungserfolg. . GABAL Verlag, Offenbach 1900, 147 Seiten, ISBN 978-3-89749-670-5

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