Hafen zwischen Leben und Tod
Das Johannis Hospiz in Elmshorn ermöglicht todkranken Menschen ein würdiges Sterben.
Von Sascha Hellmann
Sterben und Tod. Unsere Gesellschaft tut sich schwer damit. Hospize ändern das. Sie ermöglichen unheilbar kranken Menschen, die letzte Phase ihres Lebens in Würde zu erleben. Im Johannis Hospiz in Elmshorn legt man die Betonung auf "leben": Im Mittelpunkt stehen Selbstbestimmung und die Lebensqualität der Patienten, die man hier Gäste nennt. / 25.11.08
Foto: Sascha Hellmann"Machen Sie das bei mir genauso schön?", fragte einmal ein Bewohner im Johannis Hospiz. Schwester Heidi Richtberg konnte ihm das versichern. Denn das, was der Gast als so schön empfunden hatte, ist ein feststehendes Ritual im Johannis Hospiz: Wenn ein Bewohner stirbt, wird für ein paar Tage eine Schale mit einem Schiff und einer Kerze vor seinem Zimmer aufgestellt. "Jeder Bewohner ist hier ein Schiff, das im Hospiz vor Anker geht. Und irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem es hinausfährt", sagt Richtberg. Das Hospiz als Hafen, als Schwelle zwischen Leben und Tod.
"Unserer christlichen Grundeinstellung folgend, nehmen wir Krankheit, Sterben und Tod als menschliche Grunderfahrungen an. Wir begreifen den Tod als natürlichen Teil des Lebenszyklus. Wir sind dem Hospizgedanken verpflichtet und lehnen aktive Sterbehilfe ab!", heißt es im Leitbild des Johannis Hospiz, das zu 75 Prozent ein Beteiligungsunternehmen der Regio Kliniken gGmbH Pinneberg ist und zu 25 Prozent vom Johanniterorden, Subkommende Grafschaft Rantzau, getragen wird - und dieser Zusammenarbeit auch seinen Namen verdankt. Die Nähe eines Hospizes zu einer medizinischen Einrichtung ist nicht selbstverständlich. "Für die Patienten der Regio Kliniken ist es ein Vorteil, dass die räumliche Nähe zum Hospiz besteht", sagt die Direktorin Regina Steenbeek-Schacht, die darin auch einen Schritt zur gesellschaftlichen Integration dieser Einrichtung sieht. Denn Hospize als "Insellösungen" seien gefährlich. Und nach wie vor sind der Tod als Teil des Lebens und die Begleitung Sterbender in der Gesellschaft ein sensibles Thema.

Die Würde des Menschen achten.


"Beim Wort 'Hospiz' denken die Menschen in der Regel ans Sterben, dabei kann man hier unter den besten Umständen leben", sagt Schwester Richtberg. Denn das oberste Ziel im Johannis Hospiz sei, die Würde des Menschen zu achten und die Lebensqualität der Gäste in der letzten Phase ihres Lebens so gut wie nur möglich zu erhalten. Und diese optimale Versorgung kann oftmals nicht mehr durch die Angehörigen zu Hause geleistet werden. Die Gäste, die an unheilbaren Krankheiten leiden, sollen während ihrer Zeit im Hospiz ihr Leben selbst bestimmen können. Dazu gehört, dass es keinen routinierten Tagesablauf gibt, keine Weckzeiten und keine festgelegten Essenszeiten. Deshalb nennt man die Patienten Gäste. Besucher können nach deren Wünschen kommen und auch über Nacht bleiben. Die Pflege richtet sich nach den Bedürfnissen des Gastes, wobei die Schmerzbehandlung im Vordergrund steht. Denn das oberste Pflegeziel ist die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität. Wenn möglich übernimmt der schon vertraute Hausarzt auch die medizinische Betreuung vor Ort und wird von Palliativmedizinern beraten und unterstützt. Neben der umfassenden Betreuung erfüllt das Pflegeteam hierbei eine wichtige integrative Funktion: Da das Hospiz grundsätzlich mit allen ambulanten und stationären Anbietern des Kreises, die sich in der Versorgung von Schwerstkranken engagieren, zusammenarbeitet, ist eine gleichberechtigte Kommunikation und Kooperation von entscheidender Bedeutung. Ärzte, Psychologen, Pflegedienste, Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Wundversorger, Apotheken, Pastoren, Seelsorger, Sozialarbeiter, ehrenamtliche Hospizdienste sowie Sozialämter und Beratungsstellen sind zum Wohle der Hospizgäste auf eine gelingende Zusammenarbeit angewiesen, die durch regelmäßige Fall- und Teambesprechungen sowie Supervisionen gefördert wird.

Zeit haben.


Dass der Mensch mit seinem körperlichen Befinden, aber auch mit seinem Bedürfnis nach Zuwendung im Mittelpunkt steht, ist selbst für die Gäste manchmal außergewöhnlich. So erzählt Schwester Richtberg, dass es nicht selten vorkomme, dass sie sich bei Patienten ans Bett setze, um mit ihnen zu reden oder ihnen einfach nur zuzuhören - und die dann fragten: "Haben Sie denn die Zeit, sich mit mir zu unterhalten?" Diese Zeit haben die Pflegekräfte, denn emotionalen Beistand zu leisten und den Prozess des Sterbens und Abschiednehmens zu begleiten gehört für sie ebenso zu ihrer Aufgabe. Aber auch bei sozialen und behördlichen Fragen der Angehörigen ist das Hospizteam behilflich. "In der Hospizarbeit sind die Angehörigen immer mit im Blick - nicht nur die Gäste selbst", erklärt Diakonin Ulrike Wohlgemuth, die den Sozialen Dienst im Hospiz leitet. Oftmals bräuchten Angehörige und Freunde ebenso Begleitung und Unterstützung. Deshalb können sie mit Fachkräften des Hospizteams offen über den Krankheitsverlauf, über Möglichkeiten der Schmerzlinderung oder auch über ihre eigenen Sorgen und Nöte sprechen. Für das Thema Tod und die damit verbundenen Ängste und Unsicherheiten der Angehörigen offen zu sein sieht auch die Direktorin Steenbeek-Schacht als äußerst wichtigen Teil der Hospizarbeit an: "Für die Angehörigen ist es oftmals schwerer. Die Gäste des Hospizes sind hingegen meistens an einem Punkt, an dem sie sagen können: 'Es ist okay.'"

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Susanne Eyrich
Pressesprecher
Regio Kliniken gGmbH
Bleekerstr. 5
25436 Uetersen
Telefon 04122/469-1764
Telefax 04122/469-1822
Susanne.Eyrich@regiokliniken.de
www.regiokliniken.de

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Sascha Hellmann
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Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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