Schrumpfende Zukunft und gegenwärtige Vergangenheiten

Die changeX-Buchumschau im späten Spätherbst 2025
Auswahl und Rezensionen: Winfried Kretschmer

In unserer Buchauslese geht es diesmal: um eine Renaissance der Klassengesellschaft; um Flüsse als Lebewesen; um unsere schrumpfende Zukunft und die notwendige Neuausrichtung der Geschichtswissenschaft im Anthropozän; um das Nachdenken über das Denken; um Paradoxien als Erkenntnisinstrument; um die disruptive Kraft bahnbrechender Innovationen; um einen historisch geleiteten Blick auf den Wachstumszwang im Kapitalismus; um eine Ökonomie, die auf Fürsorge basiert, statt auf rastlosem Wachstum; um einen Entwurf für eine Ethik des Verzichts; sowie um den Zwang zum Konsum und den Mut zur Abweichung.

Unsere Buchumschau kommt dieses Mal mit folgenden Autoren und Themen: Seit die soziale Ungleichheit deutlich zugenommen hat, ist das Thema Klassengesellschaft wieder akut, sagt die Soziologin Nicole Mayer-Ahuja. Der Naturschriftsteller Robert Macfarlane unternimmt den Versuch, Wasser neu zu denken. Er sagt: Flüsse sind Lebewesen. Die Historikerin Sandra Maß ist überzeugt davon, dass die menschengemachten planetarischen Veränderungen eine Neuausrichtung der Geschichtswissenschaft erfordern. Über das Denken nachdenken, das ist das Anliegen des neuen Buchs der Philosophin Ina Schmidt. Sie entwirft einen erweiterten Begriff des Denkens, der den Körper und die Sinne mit einschließt. Timm Richter und Torsten Groth beleuchten in ihrer Paradoxie-Einführung den Zusammenhang von Erkenntnis und Paradoxie. Zarah Bruhn setzt sich ein für disruptive und soziale Innovationen als Schlüssel zur Lösung vieler Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft. Und sie plädiert dafür, die "klassische Weltentrennung" zwischen Wirtschaft und sozialen und ökologischen Zielen zu überwinden, um mutigen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen. Jens C. Knipp bietet mit seiner Neuedition von Keynes’ Essay über "Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel" ein interessantes Lehrstück zur Funktionsweise kapitalistischer Ökonomie. Drer Ökonomieprofessor Tim Jackson stellt eine Vision für eine "Wirtschaft als Fürsorge" vor, in der Gesundheit das Leitprinzip ist, nicht "rastlose Expansion". Ruben Zimmermann skizziert eine Ethik des Verzichts, die sich nicht am Verbot, sondern an der Freiheit orientiert. John von Düffel schließlich ermutigt zum Mut zur Abweichung, um aus dem Zwang zum Konsum auszubrechen.


Wie - bei uns?


Klassengesellschaft akut - von Nicole Mayer-Ahuja 

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Für lange Zeit galt als ausgemacht: Die Klassenfrage ist in der bundesrepublikanischen Gesellschaft kein Thema mehr. Die Klassenzugehörigkeit bestimmt nicht mehr über die Zuweisung von Lebenschancen, weil die sozialen Schichten in der Gesellschaft durchlässig geworden sind. Der Gegensatz von Kapital und Arbeit hat seine prägende Kraft verloren. Das war nicht nur politischer Grundkonsens, der die Volksparteien einte, sondern auch die Mehrheitsmeinung in der Soziologie. Wer anders dachte, sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, geistig in der linken Mottenkiste zu kramen. 

Doch das hat sich geändert. Stück für Stück bröckelte dieser sozialpolitische Grundkonsens. Die Zweifel wuchsen, in der soziologischen Fachdiskussion zunächst, dann auch im öffentlichen Diskurs, als maßgebliche Publikationen neue Forschungsergebnisse und Interpretationen lieferten. Es waren die Soziologen Oliver Nachtwey und Nicole Mayer-Ahuja, die die Rede von der Klassengesellschaft mit Nachdruck wieder in den Diskurs einführten. In ihrem Buch Verkannte LeistungsträgerInnen, erschienen 2023, schrieben sie: "Der Kapitalismus hat von Anfang an eine Klassengesellschaft hervorgebracht, und in ihr leben wir bis heute. Lange Zeit galten Klassen jedoch als etwas, das der Vergangenheit angehörte." Das aber habe sich geändert, weil seit den 1980er-Jahren die soziale Ungleichheit deutlich zugenommen hat. Und der "Fahrstuhleffekt" zwischen den sozialen Schichten, von dem der Soziologe Ulrich Beck noch in den 1980er-Jahren gesprochen hatte, nicht mehr funktionierte. 

Nicole Mayer-Ahuja widmet diesem Thema nun ihr neues Buch und unterstreicht dessen Dringlichkeit: Klassengesellschaft akut lautet der Titel. Ihr Buch zeigt, dass die alte Konfliktlinie keineswegs irrelevant geworden ist. Die Göttinger Soziologin wirft vielmehr die Frage auf, "warum in einer Gesellschaft, die angeblich immer individueller, vielfältiger und bunter wird, eine schroff ungleiche Verteilung von Lebenschancen nicht nur fortwirkt, sondern sogar an Bedeutung gewinnt". Die Antwort lautet schlicht: "Lohnarbeit bleibt Lohnarbeit - die Klassengesellschaft bleibt Klassengesellschaft." Das klingt apodiktisch, doch geht es der Autorin nicht um den alten Antagonismus, sondern vor allem um die neue Form, in der er sich heute präsentiert. "Die arbeitende Klasse … hat immer wieder ihr Gesicht verändert", schreibt sie, und zeichnet die Heterogenität, die Vielgestaltigkeit, die die Arbeitsgesellschaft heute angenommen hat, differenziert nach. Sehr genau beschreibt die Autorin die Erfahrungen der Beschäftigten am Arbeitsplatz in unterschiedlichen Berufsfeldern. So einfach das Klassenmodell gestrickt ist, so differenziert fallen die Befunde aus. Genau das macht die gänzlich unideologische Stärke dieses Buchs aus, das sich nicht zuletzt auch gegen das negative Image wendet, das dem Begriff Klasse in Deutschland - anders als etwa in England und Frankreich - anhaftet.


Wasser neu denken


Sind Flüsse Lebewesen? - von Robert Macfarlane 

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Sind Flüsse Lebewesen? Was für eine Frage, was für ein Buchtitel! Robert Macfarlane, einer der bekanntesten Naturschriftsteller unserer Zeit, macht darin den rechtlichen Schutzstatus von Flüssen zum Thema und verschafft ihm Gewicht in der internationalen Debatte um Klima-, Natur- und Artenschutz. Sein Buch ist nur zu einem kleinen Teil Sachbuch - die sachlichen Fragen werden im Wesentlichen auf etwas mehr als 20 Seiten abgehandelt -, im Mittelpunkt der übrigen gut 300 Seiten steht in der Tradition des Nature Writing die Schilderung dreier Reisen in den ecuadorianischen Nebelwald, nach Südostindien und nach Kanada. "An allen drei Orten", schreibt Macfarlane, wurde die Beziehung des Menschen zur Natur "auf revolutionäre Weise neu gedacht." Hier wurde juristisches Neuland betreten, indem Flüssen der Status einer juristischen Person zugebilligt wurde. Der Autor schildert eindrucksvoll den Kampf für die Rechte und gegen die Zerstörung von Flüssen und Flusslandschaften in den drei Landstrichen. Dabei mischt er sich nicht in die natur- und systemwissenschaftlichen Debatten um die Definition von Leben und Lebewesen ein, sondern beschränkt sich auf den juristischen Status von natürlichen Systemen. 

Angestoßen wurden die Überlegungen hierzu im Jahr 1971, als der Wissenschaftler Christopher Stone in einer Vorlesung zum Thema Sachenrecht spontan (und gegen die Langeweile der Studierenden ankämpfend) die Frage aufwarf, ob auch die Natur Rechte hätte. Er erntete Hohn und Spott. Stone jedoch verfolgte diese Frage weiter und verfasste eine Publikation mit dem Titel "Haben Bäume Rechte?". Gut vier Jahrzehnte später griff dann Jacinta Ruru, Rechtsgelehrte der Mãori, diese Idee auf - mit Erfolg. 2017 wurde der Fluss Whanganui als lebendes Wesen und zudem als juristische Person anerkannt. Seither haben weltweit immer wieder Gerichte für den Schutz von Flüssen entschieden. 

Der zweite historische Strang, der hier von Bedeutung ist, reicht weiter zurück. In indigenen Weltbildern galt die Natur sehr wohl als belebt, doch mit der Durchsetzung des westlichen Rationalismus wurde ihr dieses Eigenleben aber systematisch ausgetrieben. Natur wurde reduziert auf den Status eines unbelebten Rohstoffs. Erst die gravierende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen führte zu der neuen Anschauung, der sich auch Macfarlane anschließt: "Ich möchte ebenfalls von Flüssen und Wäldern als Personen sprechen." 

Seine Reiseschilderungen zu den Flüssen und ihren Ursprüngen sind ein packendes Plädoyer für ein neues Naturverständnis. Sein auch konzeptionell in der Kombination von Sachbuch und Nature Writing wegweisendes Buch "unternimmt den Versuch, Wasser neu zu denken". Das gelingt auf ebenso fesselnde wie berührende Weise. Für Leser, die dennoch Schwierigkeiten haben, ihm auf seinen Gedankengängen zu folgen, hat Macfarlane einen nur zu realistischen Rat parat: "Wenn es Ihnen schwerfällt, einen Fluss als Lebewesen zu betrachten, können Sie sich auch einen toten oder sterbenden Fluss vorstellen. Das macht es vielleicht einfacher."


Schrumpfende Zukunft


Zukünftige Vergangenheiten - von Sandra Maß 

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Das Anthropozän als ein neues, vom Menschen geprägtes Erdzeitalter auszurufen - diese Idee war von Anfang an provokant. Und hat vielen nicht gefallen. Kritiker sehen sich bestätigt, seit die internationale Geologengemeinschaft sich im Frühjahr 2025 nicht darauf verständigen konnte, wann dieses erdgeschichtliche "Zeitalter des Menschen" denn genau begonnen habe. Dies gab Zweifeln Nahrung. Ist vielleicht der Einfluss des Menschen doch nicht so eindeutig und gravierend? Doch dieser Eindruck täuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Erst allmählich dämmert den Wissenschaften, welche Paradigmen-brechende Wucht diese Annahme eines verheerenden Einflusses des Menschen auf seine Welt entfalten kann. Denn nun sind es nicht allein Plattentektonik, Erosion, Vulkanausbrüche und Meteoriteneinschläge, die das Gesicht der Erde verändern, nun tritt auch der Mensch in diese Reihe der Urgewalten. 

Das Anthropozän erfordere "eine Geologie der Gegenwart", schrieb der Geowissenschaftler Jürgen Renn mit Blick auf seine Disziplin, die sich sonst mit Millionen Jahre alten Gesteinen beschäftigt. Dieses Problem stellt sich auch den Geschichtswissenschaften, die seit ihrer Begründung auf die Menschheitsgeschichte hin ausgerichtet sind. Auch sie sehen sich damit konfrontiert, dass diese durch die Einflüsse des Menschen auf die Erde nun plötzlich mit der Erdgeschichte verwoben ist und diese beeinflusst. Die Historikerin Sandra Maß, Professorin für transnationale Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Ruhr-Universität Bochum, macht in ihrem Buch die Konsequenzen deutlich. Sie sagt: Die Geschichtswissenschaft wird sich mit der Multikrise unserer Gegenwart und nahen Zukunft "in ihrer planetarischen Verwobenheit" beschäftigen müssen - ist aber von ihrer paradigmatischen Ausrichtung auf die Menschheitsgeschichte und von ihren Methoden und Erzählweisen her darauf nicht vorbereitet. Das alte Fundament der Disziplin, die Beschränkung auf von Menschen gemachte Geschichte und schriftliche Quellen ist hinfällig, auch die Chronologie der Darstellung und die Einteilung in Zeitblöcke sind der neuen Situation nicht mehr angemessen. Nicht nur das, die Gestalt der Zukunft selbst verändert sich. Die Annahme der Offenheit und Gestaltbarkeit der Zukunft, nichts weniger als "das Gründungsmanifest der modernen Geschichtswissenschaft" gerät im Klimawandel ins Wanken, denn nun ist die Entwicklung durch die Klimagaskonzentration vorherbestimmt. Zudem schmilzt im Klimawandel die Zukunft zusammen. So spricht der von Maß zitierte Historiker Achim Landwehr davon, dass die Zukunft schrumpfe und näher an die Gegenwart heranrücke, ja sogar auf die Gegenwart drücke. 

Kurzum: Sandra Maß ist überzeugt davon, "dass die bevorstehenden planetarischen Veränderungen eine Anpassung von Theorie, Methodik und Gegenstandsbereich der Geschichtswissenschaft erfordern und in die schulische und universitäre Lehre integriert werden müssen". Die Disziplin muss sich verändern und erweitern, so die Historikerin. Denn "nur das Wissen um die Vergangenheit ermöglicht vernunftgeleitete Entscheidungen in der Gegenwart. Insofern ist Geschichte eine Ressource für die Zukunft."


Nachdenken über das Denken


Wofür es sich zu denken lohnt - von Ina Schmidt 

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Unsichere Zeiten verlangen nach Vergewisserung, wenn schon die Gewissheit abhanden gekommen ist. Wie umgehen mit Veränderung? Und welches Maß an Unsicherheit lässt sich mit unserem Handeln, Denken und Fühlen vereinbaren? Diese Vergewisserung sucht Ina Schmidt in der Philosophie, verstanden "weniger als historischer Fundus für Denkmodelle und Theorien", sondern "als Methode, als fragende Haltung, die das eigene Denken auf den Prüfstand stellt". Und eben das lohnt, betont die Autorin. Ihre These lautet, "dass das Denken zwar eine ziemlich aufreibende Angelegenheit sein kann, es aber am Ende Inspiration und Hoffnung lebendig hält, Beziehungen stiftet und Verbundenheit zum Ausdruck bringt - und damit sogar mitten in diesen unsicheren Zeiten eine Quelle des Glücks sein kann". 

Es geht also um eine Selbstvergewisserung im Denken. "Über das Denken nachzudenken", ist das Anliegen. Denken begreift Ina Schmidt dabei nicht als Erklimmen theoretischer Höhen, sondern als Praxis. Um die "Form einer denkenden Praxis" geht es in ihrem Buch. Das verlangt, die Descart’sche Hirnzentrierung der Philosophie zu überwinden und sie für ein Denken zu öffnen, das alle Sinne mit einbezieht. Sechs menschliche Grundfertigkeiten sind dabei wesentlich, so die Philosophin: "das Wahrnehmen, das Betrachten, das Zuhören, das Nachfragen, das Begreifen und das Prüfen". Dieses Verständnis von Denken öffnet die Philosophie erstens der Erkenntnis, dass Gedanken nicht alleine im Gehirn entstehen, sondern daran auch der Körper und alle Sinne beteiligt sind. Zweitens löst sich so verstandenes Denken aus der Ein-Person-Perspektive und öffnet sich für ein soziales, partizipatives, kollaboratives Miteinander. Denken ist nie eine Einzelleistung, sondern geschieht in einem sozialen und kommunikativen Denkraum, den viele mit ihren Gedanken mitgestalten. 

Diese soziale und die körperliche, auf die sinnliche Wahrnehmung bezogene Dimension des Denkens rückt Ina Schmidt unmissverständlich in den Mittelpunkt. Ihr Argument am Ende ihres Buches: "Wir brauchen andere Denksysteme, die die bestehenden ergänzen und erweitern und doch in Bezug zu ihnen bleiben und sich nicht unkritisch abwenden." Das ist wohl richtig, doch ein Gedanke ruft nach einem Einwand: Sich "unkritisch abwenden" ist sicher der falsche Weg - aber wie wäre es mit: sich "kritisch abgrenzen"? Abgrenzung wird notwendig sein, um ein neues Denken deutlich zu machen. Denn neue Ideen entfalten sich meist nicht ohne Abgrenzung zu den bestehenden, etablierten Paradigmen. Denken hat somit auch eine disruptive Dimension.


Paradoxie und Erkenntnis


Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung - von Timm Richter und Torsten Groth 

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Was bedeutet es, wenn man sagt, etwas sei paradox? Auf alltagssprachlicher Ebene meint paradox bekanntlich so viel wie widersinnig, widersprüchlich. In der Logik ist der Begriff näher bestimmt als "einen unauflöslichen Widerspruch in sich enthaltend", so der Duden. Diese logische Bestimmung hilft freilich nicht recht weiter, wenn es um schillernd vielgestaltige Phänomene geht, deren Facetten differierende Wahrnehmungen unterschiedlicher Beobachter widerspiegeln. Und das ist der zentrale Punkt, nicht logische Widersprüchlichkeit. Denn das ist meist gemeint, wenn wir den Begriff paradox verwenden. Hier erweist sich eine Metapher als hilfreich, die auf Niklas Luhmann zurückgeht: die Idee des "dauerhaften Oszillierens". Eine Formulierung, auf die die Organisationsberater Tim Richter und Torsten Groth in ihrem aktuellen Buch zum Thema hinweisen. "Unter Paradoxie verstehen wir einen Gegenstand einer Beobachtung", hatte Luhmann geschrieben, "die den Beobachter zum endlosen Oszillieren zwischen zwei Positionen zwingt". Paradoxien liegen also in der Wahrnehmung des Beobachters, und sie wirken nicht unbedingt bloß als Störfaktor, sondern sind bestenfalls ein Erkenntnisinstrument, denn sie fordern dazu auf, einen gangbaren Umgang mit ihnen zu finden. "Sie sind also Indikatoren für Anpassungsbedarf und -möglichkeiten", so Richter und Groth in ihrem Buch, das sich mit systemischem Paradoxiemanagement in Organisationen beschäftigt, so der Untertitel, aber über diese engere Themenbestimmung hinaus eine - exzellente - Einführung zum Thema Paradoxie insgesamt bietet. Die vielleicht wichtigsten Punkte kurz referiert: 

"Paradoxien … sind unvermeidlich. Alle Formen der Erkenntnis und der Komplexitätsreduktion sind paradoxiebehaftet", schreiben die Autoren, und erläutern den Zusammenhang wie folgt näher: "Erkenntnis und Paradoxie spielen auf eine besondere Weise zusammen: Erkenntnis reduziert Komplexität auf unsichtbare paradoxe Art, sichtbare Paradoxien zeigen die Grenzen der Komplexitätsreduktion auf." In diesem Wechselspiel wird deutlich, wie sich Paradoxien nutzbar machen lassen. Paradoxien können - und sollen - helfen, "nützliche Erkenntnis wahrscheinlicher zu machen". Im Kern geht es darum, "neue Wirklichkeitskonstruktionen zu kreieren". 

Doch besteht dabei nicht die Gefahr, sich in paradoxen Schleifen zu verfangen und seine Handlungsfähigkeit zu verlieren? Schon, doch besitzen Paradoxien einen gegenläufigen Effekt: Paradoxien zu erkennen, hat seinerseits eine paradoxe Wirkung. "Die größte transformative, befreiende Wirkung im Umgang mit Paradoxien besteht darin, ihre Unlösbarkeit anzuerkennen", beschreiben Richter und Groth eine ihrerseits paradoxe Einsicht. Dann nämlich werde es möglich, anders auf die Situation zu schauen und sie tiefer zu verstehen. Und dies ist die Voraussetzung, um kreative Lösungen im Umgang mit dieser Situation zu entwickeln - die aber, wie man vermuten kann, wieder in die nächste Paradoxie münden. Die größte Paradoxie aber haben die Autoren im Untertitel versteckt: das Versprechen nämlich, dass sich Paradoxien managen ließen.


Die disruptive Kraft bahnbrechender Innovationen


Wer, wenn nicht wir? - von Zarah Bruhn 

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Es war im Jahr 2005, als der kanadische Journalist David Bornstein in seinem Buch Die Welt verändern einen neuen Typus von Unternehmern vorstellte. Soziale Entrepreneure, die daran arbeiten, soziale Probleme vor Ort zu lösen. Seine These: Immer mehr Menschen werden weltweit aktiv, um die Lebensverhältnisse ihrer Mitmenschen zu verbessern - als Unternehmer. Zu seinem Buch inspiriert hatte Bornstein der Gründer der Grameen Bank in Bangladesch, Muhammad Yunus, der angetreten war, mittels Mikrokrediten Armen eine selbständige Existenz als Kleinunternehmer zu ermöglichen. Für Yunus, der für seinen Ansatz den Friedensnobelpreis erhielt, war das die Blaupause eines neuen Typs von Unternehmen: Social Business - Unternehmen, die sich durch den Verzicht auf die Ausschüttung einer Dividende klar von der Welt der gewinnorientierten Wirtschaft abgrenzen. "Bei dieser Art von Unternehmen macht die Firma einen Gewinn, aber niemand entnimmt diesen Gewinn", so Yunus, der seit 2024 Chef der Übergangsregierung von Bangladesch ist. 

Heute gibt es zu Social Business und Social Entrepreneurship Konferenzen, Institute, Lehrstühle und Förderprogramme. Und es ist nicht einfach, den Überblick über die heterogene Vielfalt von Initiativen und Akteuren zu bewahren. Nun ist ein neues Buch erschienen, das sich als Aktualisierung und Weiterführung des Klassikers von David Bornstein lesen lässt. Geschrieben hat es Zarah Bruhn, Gründerin und Geschäftsführerin des Sozialunternehmens socialbee und Mitarbeiterin für gesellschaftliche Innovation bei der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIN-D sowie Mitglied des Rats für Nachhaltige Entwicklung. Nicht zuletzt war sie von 2022 bis Mai 2025 Beauftragte für Soziale Innovationen im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sie kennt also das Feld aus eigener Anschauung und Erfahrung. Wie Bornstein stellt Bruhn in den Kapiteln ihres Buchs wichtige Akteure vor und setzt den einordnenden Rahmen. 

Auch sie nimmt die aktuelle Multikrisenlage zum Ausgangspunkt. "Um unsere Ohnmacht zu überwinden und ins Handeln zu kommen, müssen wir Probleme als das sehen, was sie sind: Herausforderungen, die wir meistern können." Ihre Hoffnung schöpft sie aus dem, was sie die "positive Unbekannte" nennt: Das ganze Potenzial von Ideen und Lösungen, die wir noch nicht sehen, weil sie gerade erst im Entstehen sind - und die disruptive Kraft, die sie entwickeln, wenn sie dann in die Tat umgesetzt werden. "Denn die größten Veränderungen kommen nicht aus einer geradlinigen Fortschreibung dessen, was schon da ist. Sondern aus plötzlichen Durchbrüchen, neuen Technologien, mutigen Ideen. Disruptive Innovationen haben immer wieder alles auf den Kopf gestellt." 

Die disruptive Kraft neuer Ideen ist die eine wichtige Komponente, auf die sie ihre Hoffnung stützt. Die andere liegt in der Grundidee von Social Business, nämlich mit unternehmerischen Mitteln soziale Probleme zu lösen. Mit anderen Worten, das Dogma zu überwinden, das die Autorin "die klassische Weltentrennung" nennt: die Doktrin, nach der Soziales und Wirtschaft nicht vermischt werden dürfen. Dieses Modell sei überholt, schreibt sie. "Die strikte Weltentrennung zwischen Wirtschaft und sozialen beziehungsweise ökologischen Zielen ist veraltet." Und ein Hindernis für die Entwicklung bahnbrechender Innovationen.


Vom Wachstumszwang im Kapitalismus


John Maynard Keynes: Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel - herausgegeben von Jens C. Knipp 

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95 Jahre ist es her, dass der Ökonom John Maynard Keynes einen kleinen Aufsatz veröffentlicht hat, in dem er eine kühne These formulierte. Durch die Steigerung der technischen Effizienz, hatte Keynes geschrieben, sei die Menschheit dabei, ihr wirtschaftliches Problem zu lösen: den Kampf ums Bestehen, das Problem der Knappheit. Bis in hundert Jahren könne diese Frage gelöst sein, prognostizierte Keynes damals, im Jahr 1930. Und die wenige Arbeit, die dann zu tun bliebe, werde sich in "Drei-Stunden-Schichten oder Fünfzehn-Stunden-Wochen" erledigen lassen, proklamiert der auf einem Vortrag des Autors basierende Aufsatz, der entsprechend "Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel" überschrieben ist. Der Nachhall dieser Prognose hält bis heute an. Nicht, weil sie eintraf, sondern weil die Vorhersage sich als grandios falsch erwies. 

Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - hat Keynes‘ Essay "eine bemerkenswerte Rezeptionsgeschichte erlebt", so Jens C. Knipp, Lektor, Übersetzer und Gymnasiallehrer, der den Text neu übersetzt und mit einem kommentierenden Nachwort versehen hat. Bemerkenswert deshalb, weil dieser Essay ein extrem geteiltes Echo gefunden hat. In der Ökonomie selbst wurde er kaum zur Kenntnis genommen, in "ökonomienahen Kreisen" am thematischen Rand der Wirtschaftswissenschaften hingegen gilt er als Klassiker - allerdings "ohne dass oft deutlich würde, auf was seine Anziehungskraft nun eigentlich beruht", schreibt Knipp. Zu dieser paradoxen Rezeptionsgeschichte gehört auch, dass der Aufsatz in deutscher Sprache nur sehr schwer erhältlich war - ein Mangel, dem Knipps Edition nun abhilft. Wobei eine Lektüre des Textes die eben zitierte Einschätzung des Herausgebers im Hinblick auf die Anziehungskraft des Textes nur zu bestätigen vermag. Oder deutlicher: Es ist ein Rätsel, wie ein solches Plauderstück mit einer dahingesagten, kaum näher begründeten These eine solche Wirkung entfalten konnte. Der Grund liegt wohl in der steilen These, die die mangelnde wissenschaftliche Qualität des Beitrags überstrahlte. Und zitiert wurde, eben weil sie so prägnant und schillernd daherkam. 

Zur Lektüre empfiehlt sich das kleine Büchlein trotzdem. Denn die zeitgeschichtliche und wissenschaftshistorische Einordnung, die Knipp dem Beitrag mitgibt, macht es zu einem interessanten Lehrstück zur Funktionsweise kapitalistischer Ökonomie. So gab Keynes selbst zu bedenken, dass "dem Kapitalismus … der Geburtsfehler einer übermäßigen Wachstumsorientierung" anhafte, so Knipp. Und darin, diese Wachstumsorientierung falsch eingeschätzt zu haben, lag der Geburtsfehler seiner These. Denn "der Kapitalismus" tat einen Teufel, die Effektivitätsgewinne in die Verringerung der Arbeit fließen zu lassen, sondern verfrühstückte sie selbst: für das eigene Wachstum. Es sei erstaunlich, "dass Keynes den Wachstumszwang im Kapitalismus nicht wahrgenommen hat", schreibt die Wachstumskritikerin Ulrike Herrmann in ihrem, das Buch abschließenden Essay: "Der Kapitalismus ist nur dann stabil, wenn er expandieren kann."


Wirtschaft als Fürsorge statt rastlose Expansion


Ökonomie der Fürsorge - von Tim Jackson 

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Kann eine Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch gelingen? Kann also Wachsen ohne Wachstum funktionieren? Ein klares Nein, lautet die Antwort des Ökonomen Tim Jackson. In seinem Buch Wohlstand ohne Wachstum, erschienen 2011, zog er den Schluss: Eine Veränderung im Rahmen der wachstumsorientierten Systemlogik reicht nicht aus. Notwendig ist eine Veränderung dieser Systemlogik selbst: ein neues Wirtschaftssystem. Eine Entkopplung von Wachstum und Wohlstand, nicht nur von Wachstum und Ressourcenverbrauch. 

Die Wurzeln liegen freilich tiefer. Nicht nur Wachstum steht infrage, sondern auch unsere Vorstellung von Wohlstand und einem guten Leben. Wie wollen wir leben? war folgerichtig dann auch der Titel von Jacksons 2021 erschienenem Buch. Darin stellt er dem "Mythos Wachstum" seine Vision einer Gesellschaft gegenüber, die uns ohne Wachstum reicher macht statt ärmer. Sein Buch verstand er als Einladung, darüber nachzudenken, was das Leben lebenswert macht. 

In seinen neuesten Büchern wendet sich Jackson dann einer Ökonomie nach dem Wachstum zu - Post Growth heißt sein nur in englischer Sprache erschienener Titel (2021), ein Zwischenschritt hin zu einer inhaltlichen Konkretisierung einer Postwachstumsökonomie. Das ist das Thema von Ökonomie der Fürsorge, Jacksons aktuelles, 2025 erschienenes Buch. Darin stellt er zwei zentrale Ideen vor, die "auf offensichtlicher Weise miteinander verbunden" seien: "Die erste ist, dass menschlicher Wohlstand, wenn man genau hinschaut, auf Gesundheit basiert, nicht auf Reichtum. Deswegen sollte sich, zweitens, die Wirtschaft in erster Linie mit Fürsorge in allen ihren Formen befassen, und nicht mit Wachstum." Jackson, Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey und Direktor des Centre for the Understanding of Sustainable Prosperity, präsentiert damit eine Vision für eine "Wirtschaft als Fürsorge (…), in der das Leitprinzip die Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung unserer Gesundheit ist" - nicht die "rastlose Expansion". Mit seinem Buch knüpft er zugleich an die Debatte um Care- und Sorgearbeit an, die sich seit der Neubewertung der pflegenden Berufe in der Corona-Pandemie intensiviert hat. 

Es erstaunt freilich, dass der Ökonom sich in seiner Argumentation weitgehend von seiner eigenen Disziplin abwendet und nach Exkursen in die Historie von Medizin und Pflege im Patriarchat eine gängige Erklärung findet. Das ist naheliegend, erklärt freilich nicht, wie genau die Verengung des Arbeitsbegriffs, die bei Aristoteles bereits angelegt war, Eingang in die ökonomische Theorie fand und so prägende Wirkung für die Ausgestaltung der Arbeitsgesellschaft entfalten konnte. Es blendet zudem aus, dass die Zusammenhänge vielleicht vielschichtiger sein könnten, als es die etablierte und gängige Erklärung vermuten lässt. Notwendig erscheint eine Erweiterung der Perspektive über die Diskurse um Care-Arbeit und Postwachstum hinaus, um den Zusammenhang und die Wechselbeziehungen zwischen Arbeit, Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus in den Blick zu bekommen. 


Verzicht üben


Warum weniger gut sein kann - von Ruben Zimmermann 

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Verzichten, das bedeutet, etwas nicht in Anspruch zu nehmen, das einem eigentlich zustehen würde. Entsprechend unbeliebt ist Verzicht. Gerade in einer Gesellschaft, die ganz wesentlich darauf basiert, dass Leistung durch den Anspruch auf eine Gegenleistung vergütet wird. Eine Gesellschaft, in der Arbeit, Leistung und erworbene Ansprüche bestimmend sind. Und weil Menschen ungern freiwillig verzichten, wird - gerade in politischen Debatten - Verzicht häufig mit Zwang in Beziehung gebracht. 

Verzicht erinnere an Verbote, Defizite und Entbehrungen, damit beginnt auch Ruben Zimmermann sein kleines Büchlein, das sich als Grundlegung einer Ethik des Verzichts versteht. Warum weniger gut sein kann, heißt es, und will mit dem negativen Image von Verzicht und Verzichten aufräumen. Es begründet Verzicht als eine Ethik des Unterlassens und des Nichtstuns und löst den Begriff damit aus der Umklammerung einer Pflichten- oder Verbotsethik. Und es geht noch einen Schritt weiter: "Verzicht ist seinem Wesen nach von Freiheit, Freiwilligkeit und Flexibilität gekennzeichnet", betont der Autor, Professor an der evangelisch-theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg Universität Mainz. 

Verzichten sei ein freiwilliger Akt, der gerade zu konstitutiv sei für das Menschsein. "Wir Menschen sind Verzichtswesen", die im alltäglichen Leben bereits vielfach Verzicht übten, "ohne groß darüber nachzudenken", so Zimmermann. Gerade in diesem kleinen, alltäglichen Verzicht, der nicht im Prinzipiellen wurzelt, sondern angepasst und auch nur für eine bestimmte Zeit vollzogen werden kann, erblickt der Autor das Potenzial der Idee des Verzichtens. Weil es in einer Welt des Überflusses und des Übermaßes, in der das Zuviel zum Maßstab geworden ist, geboten sein kann, zu verzichten. Oder tatsächlich geboten ist. "Verzicht üben" lautet dann auch die Maxime des Buchs. Denn Verzichten sei etwas, das man erlernen kann, so das optimistische Resümee: "Verzichten kann eingeübt, erprobt und gefördert werden." Und, fügt Zimmermann hinzu, "Menschen sind zum Verzicht in der Lage, wenn ihnen etwas wichtig ist."


Mut zur Abweichung


Ich möchte lieber nichts - von John von Düffel 

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"Das Wenige und das Wesentliche" stand im Mittelpunkt von John von Düffels so betitelten letztem Buch: das, worauf es ankommt im Leben. Auch im falschen Leben gebe es eine richtige Richtung, lautete die richtungweisende Überzeugung. Das Richtige tun, darauf komme es an: Konzentration auf das Wesentliche; weglassen, was nicht fehlt; das rechte Maß finden; sich an dem orientieren, was man wirklich braucht, was wesentlich ist. Das sind die Kernpunkte der Perspektivumkehr, die der Autor versucht. 

John von Düffels neues Buch greift nun diese Gedanken auf und führt sie erzählerisch fort. Der erste Asket der Zukunft, der ihm begegnet sei, schreibt Düffel, war eine Frau: Fiona, eine schottische Philosophiestudentin. Sie sucht er nun Jahrzehnte später wieder auf. In Edinburgh, zwei Tage mit einem intensiven Gedankenaustausch über das Wenige und das Wesentliche und die zentralen Fragen unserer Zeit. Fiona ist der radikale Gegenpart zur allgegenwärtigen Konsumgesellschaft. Ihr Standardspruch, wenn sie gefragt wurde, ob sie mitkommen wolle in die Mensa oder in eine Kneipe, lautete "I don’t feel, like consuming". "Ich möchte lieber nichts", der Titel des neuen Buchs. "Es geht nicht um Konsum, es geht um Abhängigkeit", sagt Fiona. 

Sie argumentiert: Es ist ein Leben im radikalen Komparativ, das wir führen. Der Hyperindividualismus unserer Zeit ist in Wirklichkeit "ein entfesselter, von Kapital und Technik getriebener Narzissmus". Ein maßvolles Leben ist die einzig mögliche Antwort, erwidert der Erzähler John in einem Briefwechsel, der sich nach seinem Treffen mit Fiona entfaltet. Maßhalten statt verzichten. "Aber was tun? Wie ein Maß finden?" Genau darin, ein Maß zu finden, liegt die einzig mögliche Antwort in einer Gesellschaft, die den Komparativ und mit ihm den Konsum auf die Spitze getrieben hat. Konsum verlernen. Das Maß finden, das mir genügt. Das sind die Kerngedanken, die einen Ausweg aus dem Narzissmus-Dilemma weisen. Denn: "Genügen ist das Unvergleichliche. (…) Das Genug hebt mich aus dem Vergleich." Und der "Mut zur Abweichung" ist es, der dazu befähigt. In der Klarheit und Konsequenz seiner Gedanken ist dieses Buch Ermutigung und Ermunterung zugleich, diesen Mut zu fassen. 

 

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Zitate


"Der Kapitalismus hat von Anfang an eine Klassengesellschaft hervorgebracht, und in ihr leben wir bis heute. Lange Zeit galten Klassen jedoch als etwas, das der Vergangenheit angehörte." Nicole Mayer-Ahuja: Klassengesellschaft akut

"Lohnarbeit bleibt Lohnarbeit - die Klassengesellschaft bleibt Klassengesellschaft." Nicole Mayer-Ahuja: Klassengesellschaft akut

"Die arbeitende Klasse … hat immer wieder ihr Gesicht verändert." Nicole Mayer-Ahuja: Klassengesellschaft akut

"Ich möchte … von Flüssen und Wäldern als Personen sprechen." Robert Macfarlane: Sind Flüsse Lebewesen?

"Wenn es Ihnen schwerfällt, einen Fluss als Lebewesen zu betrachten, können Sie sich auch einen toten oder sterbenden Fluss vorstellen. Das macht es vielleicht einfacher." Robert Macfarlane: Sind Flüsse Lebewesen?

"Ich bin davon überzeugt, "dass die bevorstehenden planetarischen Veränderungen eine Anpassung von Theorie, Methodik und Gegenstandsbereich der Geschichtswissenschaft erfordern und in die schulische und universitäre Lehre integriert werden müssen." Sandra Maß: Zukünftige Vergangenheiten

"Nur das Wissen um die Vergangenheit ermöglicht vernunftgeleitete Entscheidungen in der Gegenwart. Insofern ist Geschichte eine Ressource für die Zukunft." Sandra Maß: Zukünftige Vergangenheiten

Ina Schmidts These lautet, "dass das Denken zwar eine ziemlich aufreibende Angelegenheit sein kann, es aber am Ende Inspiration und Hoffnung lebendig hält, Beziehungen stiftet und Verbundenheit zum Ausdruck bringt - und damit sogar mitten in diesen unsicheren Zeiten eine Quelle des Glücks sein kann." Ina Schmidt: Wofür es sich zu denken lohnt

"Unter Paradoxie verstehen wir einen Gegenstand einer Beobachtung, die den Beobachter zum endlosen Oszillieren zwischen zwei Positionen zwingt." Niklas Luhmann, in: Timm Richter, Torsten Groth: Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung

"Paradoxien … sind unvermeidlich. Alle Formen der Erkenntnis und der Komplexitätsreduktion sind paradoxiebehaftet." Timm Richter, Torsten Groth: Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung

"Erkenntnis und Paradoxie spielen auf eine besondere Weise zusammen: Erkenntnis reduziert Komplexität auf unsichtbare paradoxe Art, sichtbare Paradoxien zeigen die Grenzen der Komplexitätsreduktion auf." Timm Richter, Torsten Groth: Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung

"Die größte transformative, befreiende Wirkung im Umgang mit Paradoxien besteht darin, ihre Unlösbarkeit anzuerkennen." Timm Richter, Torsten Groth: Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung

"Die größten Veränderungen kommen nicht aus einer geradlinigen Fortschreibung dessen, was schon da ist. Sondern aus plötzlichen Durchbrüchen, neuen Technologien, mutigen Ideen. Disruptive Innovationen haben immer wieder alles auf den Kopf gestellt." Zarah Bruhn: Wer, wenn nicht wir?

"Die strikte Weltentrennung zwischen Wirtschaft und sozialen beziehungsweise ökologischen Zielen ist veraltet." Zarah Bruhn: Wer, wenn nicht wir?

"Es ist erstaunlich, dass Keynes den Wachstumszwang im Kapitalismus nicht wahrgenommen hat." Ulrike Herrmann, in: John Maynard Keynes: Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel

"Der Kapitalismus ist nur dann stabil, wenn er expandieren kann." Ulrike Herrmann, in: John Maynard Keynes: Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel

Tim Jackson stellt zwei zentrale Ideen vor: "Sie sind auf offensichtlicher Weise miteinander verbunden. Die erste ist, dass menschlicher Wohlstand, wenn man genau hinschaut, auf Gesundheit basiert, nicht auf Reichtum. Deswegen sollte sich, zweitens, die Wirtschaft in erster Linie mit Fürsorge in allen ihren Formen befassen, und nicht mit Wachstum." Tim Jackson: Ökonomie der Fürsorge

"Verzicht ist seinem Wesen nach von Freiheit, Freiwilligkeit und Flexibilität gekennzeichnet." Ruben Zimmermann: Warum weniger gut sein kann

"Wir Menschen sind Verzichtswesen." Ruben Zimmermann: Warum weniger gut sein kann

"Menschen sind zum Verzicht in der Lage, wenn ihnen etwas wichtig ist." Ruben Zimmermann: Warum weniger gut sein kann

"Es geht nicht um Konsum, es geht um Abhängigkeit." John von Düffel: Ich möchte lieber nichts

"Genügen ist das Unvergleichliche. (…) Das Genug hebt mich aus dem Vergleich." John von Düffel: Ich möchte lieber nichts

 

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Die changeX-Buchumschau im Frühherbst 2025 zur Buchumschau

Quellenangaben

Zu den Büchern

: Klassengesellschaft akut. Warum Lohnarbeit spaltet - und wie es anders gehen kann. Verlag C.H.Beck, München 2025, 279 Seiten, 26 Euro (D), ISBN 978-3-406-83783-8

Klassengesellschaft akut

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: Sind Flüsse Lebewesen?. aus dem Englischen von Frank Sievers und Andreas Jandl. Ullstein Buchverlage, Berlin 2025, 416 Seiten, 29.99 Euro (D), ISBN 978-3-550202506

Sind Flüsse Lebewesen?

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: Zukünftige Vergangenheiten. Geschichte schreiben im Anthropozän. Wallstein Verlag, Göttingen 2025, 222 Seiten, 19 Euro (D), ISBN 978-3-8353-5663-4

Zukünftige Vergangenheiten

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: Wofür es sich zu denken lohnt. Ein philosophischer Wegweiser für unsichere Zeiten. Verlag Rowohlt Polaris, Hamburg 2025, 256 Seiten, 18 Euro (D), ISBN 978-3-499-01649-3

Wofür es sich zu denken lohnt

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: Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung. Systemisches Paradoxiemanagement in Organisationen. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2025, 143 Seiten, 29.95 Euro (D), ISBN 978-3-8497-0579-4

Zwischen Inszenierung und Invisibilisierung

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: Wer, wenn nicht wir?. Unsere Zukunft neu denken. Verlag Rowohlt Berlin, Berlin 2026, 288 Seiten, 24 Euro (D), ISBN 978-3-7371-0233-9

Wer, wenn nicht wir?

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: Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von: Jens C. Knipp, mit einem Nachwort von Ulrike Herrmann. Reclam Verlag, Stuttgart 2024, 94 Seiten, 7 Euro (D), ISBN 978-3-15-014493-0

Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel

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: Ökonomie der Fürsorge. Warum wir Wohlstand, Gesundheit und Arbeit neu denken müssen, übersetzt von Hans-Peter Remmler und Moritz Langer, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung. oekom Verlag, München 2025, 480 Seiten, 28 Euro (D), ISBN 978-3-98726-100-8

Ökonomie der Fürsorge

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: Warum weniger gut sein kann. Eine Ethik des Verzichts. Reclam Verlag, Stuttgart 2025, 120 Seiten, 7 Euro (D), ISBN 978-3-15-014661-3

Warum weniger gut sein kann

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: Ich möchte lieber nichts. Eine Geschichte vom Konsumverzicht. DUMONT Buchverlag, 24 Euro (D) 2024, 208 Seiten, 24 Euro (D), ISBN 978-3-7558-0010-1

Ich möchte lieber nichts

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Autor

Winfried Kretschmer
Kretschmer

Winfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.

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