Ziel: eine gesunde Wirtschaft

Wir Reformer, das neue Buch von Christa Liedtke.

Von Nina Hesse

Das COMPASS-Konzept hilft Unternehmen, die eigenen Prozesse unter die Lupe zu nehmen und nachhaltiger zu wirtschaften. Entwickelt wurde es von einer Arbeitsgruppe des Wuppertal Instituts. In Wir Reformer stellen sie sich, ihre Arbeit und die von ihnen entwickelten Instrumente vor.

Eine Wirtschaft, in der sich Ökologie und Ökonomie nicht widersprechen, ist keine Utopie. Es bringt einem Unternehmen viele Vorteile, wenn es seinen Naturverbrauch auf ein Minimum drückt. Das ist die Botschaft einer Gruppe von Wissenschaftlern, die Unternehmen den Weg zur Nachhaltigkeit weisen wollen. Seit ihrer Gründung entwickelt die Arbeitsgruppe "Ökoeffizienz & Zukunftsfähige Unternehmen" am Wuppertal Institut Konzepte und Instrumente, mit deren Hilfe die Wirtschaft sich selbst analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten finden kann. Mittlerweile sind diese Instrumente, beispielsweise das COMPASS-Konzept, vielfach erprobt und haben sich in der Praxis bewährt. Der Lohn des nachhaltigen Wirtschaftens sind, so hat sich gezeigt, Kosteneinsparungen und höhere Wettbewerbsfähigkeit. In ihrem Buch stellt das Team Unternehmern, Managern sowie Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung sein Konzept vor.

Einführung in das Thema Nachhaltigkeit.


Vorkenntnisse über Ökoeffizienz sind für die Lektüre von Wir Reformer nicht nötig, das Buch ist angenehm verständlich geschrieben und vermeidet Fachchinesisch. Am Anfang steht ein Streifzug durch die Welt der Nachhaltigkeit. Von der Rio-Konferenz, auf der der Begriff geprägt wurde, über das MIPS-Konzept (eine Maßeinheit für den Umweltverbrauch, die als "ökologischer Rucksack" bekannt geworden ist) bis hin zum berühmten Konzept "Faktor Vier" von Weizsäcker und "Faktor Zehn" von Schmidt-Bleek. Das große Ziel all dieser Experten: die Stoffströme in den Industrieländern zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhöhen. Ein besseres Ergebnis bei verringertem Naturverbrauch.
Mit diesem Ideal vor Augen suchte die Gruppe am Wuppertal Institut nach gangbaren Wegen. Schnell wurde klar, dass man den Hebel bei Nachhaltigkeits-Reformen bei den Unternehmen ansetzen musste. Also begann die "Reformer-Crew", an Hilfestellungen zu arbeiten, die sie aus der praktischen Arbeit mit den Unternehmen ableitete und auf die Basis soziologischer Grundlagenforschung stellte. 1998 waren COMPASS und das Analyseinstrument SAFE so weit gediehen, dass sie als standardisierte und verallgemeinerte Konzepte für Unternehmen und Branchen niedergeschrieben werden konnten. Bei der Arbeit mit den ersten Unternehmen, die die Teammitglieder moderierten, wurde COMPASS noch weiter verbessert.

Das Team bekommt ein Gesicht.


In Wir Reformer stellt das Team - der Titel verrät es bereits - nicht nur seine Ergebnisse vor, sondern auch sich selbst. Schritt für Schritt bekommt die Gruppe ein Gesicht, wird deutlich, dass eine solche Leistung wie COMPASS nicht das Werk anonymer Scharen von Arbeitnehmern ist, sondern dass dahinter Einzelpersonen stehen. Zum Beispiel Teamleader Christa Liedtke, Holger Rohn, der "Wirtschaftsminister" der Gruppe mit seinen guten Kontakten zu Unternehmen, "Finanzminister" Thomas Orbach, der Spezialist für Zahlen und Finanzen, oder "Außenminister" Michael Kuhndt, der als COMPASS-Theoretiker agiert und ständiger Berater des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ist. Schnell wird klar, dass die Gruppe sehr viele unterschiedliche Kompetenzen vereint und längst nicht nur aus Umweltexperten besteht. Das hat einen guten Grund: "Oft ist", so schreibt Liedtke, "der Faktor Mensch das Hindernis, die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln. Das beste Analyseinstrument nützt nichts, wenn die Mitarbeiter nicht informiert und beteiligt werden." Deshalb wurde die Zusammensetzung des Teams verändert, neue Mitglieder aus Psychologie, Pädagogik, Betriebssoziologie kamen hinzu.

Vier Elemente und vier Fallgeschichten.


Doch was ist COMPASS nun überhaupt? Es gibt den Rahmen, den Weg vor, der zurückgelegt werden kann. SAFE ist ein Instrument, mit dessen Unterstützung ein Teil des Weges gegangen werden kann. Im zweiten Teil des Buches werden das Konzept und seine Durchführung detailliert beschrieben. Es besteht aus vier Elementen, Profil, Vision, Analyse und Management genannt. Zuerst gilt es, ein Profil des Ist-Zustands zu erstellen und den Kenntnisstand der Mitarbeiter herauszufinden. Anschließend wird ein Leitbild formuliert und verabschiedet - es bietet sich an, das im Rahmen eines "Zukunftsworkshops" zu tun. Anschließend folgt die detaillierte Leistungsmessung des Unternehmens, nun werden die internen Prozesse unter die Lupe genommen. Jetzt können Indikatoren erstellt werden, die ein Benchmarking mit anderen Unternehmen möglich machen. Ein abschließender Report fasst zusammen, wie nachhaltig das eigene Unternehmen wirtschaftet und was sich verbessern ließe.
In vier Fallgeschichten schildert das Buch, wie das Instrument in der Praxis zum Einsatz kommt: bei der Analyse eines Wohnungsbauunternehmens oder einer Privatbrauerei zum Beispiel. Auch an eine komplette Branche wagte sich das Reformer-Team, es durchleuchtete die Stoffströme und Verbesserungspotenziale der Aluminiumindustrie. Neue Einsichten und Einsparungen waren die ersten Erfolge. Spätestens dann wird auch dem letzten Leser klar: Wer sich auf COMPASS einlässt, kann eigentlich nur gewinnen.

Lesen Sie dazu auch das Gespräch mit Christa Liedtke: Was macht ein Unternehmen zukunftsfähig?

Christa Liedtke (Hg.):
Wir Reformer gestalten Unternehmen neu,
Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig 2003,
135 Seiten, 25 Euro,
ISBN 3-7776-1194-8

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

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: Wir Reformer gestalten Unternehmen neu. Hirzel Verlag, Stuttgart, Leipzig 2003, 135 Seiten, ISBN 3-7776-1194-8

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