Der Pass an der Windschutzscheibe

Ein intelligentes drittes Auto-Kennzeichen soll Langfinger abschrecken.

Ein Fahrzeug zu stehlen ist für einen geübten Autoknacker nicht schwer. Und Nummernschilder lassen sich leicht austauschen. Doch der von drei Firmen gemeinsam entwickelte elektronische Auto-Ausweis "iltag" könnte den Ganoven in Zukunft die Arbeit erschweren - und der Polizei das Leben leichter machen.

Allein in Deutschland wurden im Jahr 2001 über 40.000 Fahrzeuge als gestohlen gemeldet. Wo sie landen, findet man meist nie mehr heraus. Ein intelligentes drittes Auto-Kennzeichen mit integriertem Chip soll in Zukunft Diebe abschrecken. Das neue Sicherheitsdokument "iltag" (intelligent license tag) ergänzt die bisherigen Nummernschilder. Nicht jeder kann lesen, was darauf steht: Das selbstklebende Etikett auf der Innenseite der Windschutzscheibe lässt sich nur von autorisierten Personen, wie der Zulassungsbehörde und der Polizei, elektronisch beschreiben und auslesen. Da sich beim Ablöseversuch des "iltags" sowohl die Sicherheitsfolie als auch die Verbindung zwischen Chip und Antenne zerstören, ist er nicht auf andere Fahrzeuge übertragbar.

Sekundenschnelle Überprüfung.


"Geortet werden kann das Auto über den Ausweis nicht, abschreckend würde aber wirken, dass Fahrzeuge darüber leichter kontrolliert werden könnten", sagt Monika Sonntag aus der Abteilung Media Relations von Infineon. "Beispiel: Irgendwo steht ein Fahrzeug, das der Polizei verdächtig vorkommt. In einem solchen Fall könnten die Beamten mit einem Handablesegerät die Daten einscannen und sofort überprüfen." Aber die zuständigen Behörden können das Label auch per Datendirektverbindung checken, also aus der Ferne abfragen. Im Gegensatz zu heute können beispielsweise in Sicherheitszonen geparkte Fahrzeuge in Sekundenschnelle verlässlich überprüft werden, ohne dass deren Fahrer vor Ort sein muss. Die frühzeitige Entdeckung kann vielleicht auch verhindern, dass zum Beispiel mit einem gestohlenen Auto eine Straftat wie etwa ein Banküberfall verübt wird.

Viel Platz für Informationen.


Der "iltag", der etwa so groß ist wie ein Personalausweis, enthält sichtbar aufgedruckte Informationen wie die Zeichenkombination des Nummernschildes. Weitere auf dem Chip gespeicherte Daten, die bis zu 1.000 Zeichen umfassen können, sind zum Beispiel Namen aller berechtigten Fahrer, Steuer- und Versicherungsnachweise und Daten des Fahrzeugscheins. Die Daten sind sowohl beim geparkten als auch beim langsam fahrenden Fahrzeug kontaktfrei auslesbar. Der Speicher selbst kann in verschiedene Bereiche unterteilt werden. Deren jeweiliger Inhalt ist über Sicherheitscodes geschützt und kann nur von denjenigen eingesehen werden, die dazu berechtigt sind. Das ist deshalb besonders sinnvoll, weil sich auf dem "iltag" eine Vielzahl von Informationen unterbringen lässt, nicht nur Zulassungsdaten. Auch private Unternehmen können einzelne Speicherbereiche des "iltags" belegen und zusätzliche Dienstleistungen anbieten. So lassen sich zum Beispiel Zufahrtsberechtigungen vergeben und Parkplatzgebühren oder Sprit durch auf dem Chip gespeicherte elektronische Geldeinheiten bezahlen.

Gemeinschaftsprojekt dreier Firmen.


Bei der Entwicklung von "iltag" haben die drei deutschen Unternehmen Infineon, Schreiner ProSecure und Utsch zusammengearbeitet, die in ihren Branchen zu den führenden weltweit gehören. Von Infineon stammt der RFID-Chip (Radio Frequency Identification) mit Antenne. Schreiner ProSecure integriert diesen zusammen mit einer speziellen Hologrammfolie zum intelligenten Kennzeichen. Die Erich Utsch AG entwickelt federführend das Gesamtsystem und verantwortet die internationale Vermarktung. Der potentielle Markt für das neue Kennzeichen wäre riesig: Im Jahr 2001 gab es einen weltweiten Fahrzeugbestand von rund einer Milliarde Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen - davon etwa 270 Millionen in Europa, 295 Millionen in Amerika und 190 Millionen in Asien/Australien. Weltweit wurden im Jahr 2001 rund 55 Millionen Neuwagen verkauft und registriert. "Allerdings muss das System, damit es überhaupt Sinn macht, in dem jeweiligen Land flächendeckend eingeführt werden", erklärt Monika Sonntag. "Sonst weiß ein Dieb, wenn er auf ein einzelnes "iltag" an einer Windschutzscheibe trifft, womöglich gar nicht, was das ist."

www.infineon.com
www.campeon.de

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