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Im Zeichen der Doppelhelix

Das neue Z_paper ist erschienen, diesmal liegt der Schwerpunkt auf der Biotechnologie und ihren Zukunftsperspektiven.

Von Nina Hesse

Die Forschung im Bereich Life Sciences birgt große Chancen, sie wirft aber auch viele ethische Fragen auf. Für Interessierte, die mehr Klarheit über diese Zukunftstechnologie wollen, haben die Zukunftsforscher von Z_punkt eine exzellente Einführung erarbeitet.

Zum bestellen des Buches auf das Cover klicken. Lebenswissenschaften und Biotech werden vielfach als das zentrale Technologiefeld des 21. Jahrhunderts gewertet, das der Medizin, der Landwirtschaft und industriellen Fertigungsprozessen lang ersehnte Basisinnovationen bescheren soll. Spätestens mit der endgültigen Kartierung des menschlichen Genoms im Jahr 2003 ist der Öffentlichkeit vor Augen geführt worden, mit welch ungeheurer Dynamik sich diese Technologien entwickeln. In den Augen vieler scheinen daher auch keinerlei Zweifel daran zu bestehen, dass das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der neuen "Life Sciences" werden wird: Wissenschaftler und Forscher wollen den innersten Zusammenhängen des Lebens auf die Spur kommen, Mediziner träumen von einer krankheitsfreien Gesellschaft, Agrarwissenschaftler wollen die Ernährungsprobleme der immer noch wachsenden Erdbevölkerung durch genmodifizierte Tierrassen und Pflanzensorten lösen (nach dem Motto: vom Farmer zum Pharmer), Ingenieure sehen große Chancen in einer "Biologisierung" von Produktionsverfahren, und Manager hoffen auf Milliardengewinne aus bio- und gentechnischen Innovationen.
Doch neben aller Euphorie sind auch kritische Stimmen zu vernehmen. Nicht nur, dass viele im heutigen Boom der Lebenswissenschaften einen neuerlichen Technikhype sehen, eine Blase, die zerplatzen wird, wenn sich die hochgesteckten Hoffnungen nicht erfüllen. Auch stünden mit vielen der Entwicklungen grundlegende Werte zur Disposition: Forscher, so heißt es, manipulierten am Code des Lebens und berühren damit das Wesen des Menschen; der Mensch selbst werde zu einer Ressource und einem fast beliebig formbaren Produkt der entfesselten Biotech-Wirtschaft, seine Entwicklung würde den über Jahrmillionen vorgezeichneten evolutionären Linien entrissen. Der Politik fällt es angesichts der überschwänglichen Euphorie einerseits und der düsteren Mahnungen andererseits schwer, sich ein ausgewogenes Urteil über die möglichen Chancen und Risiken zu bilden. Sie steht in dem Zwiespalt, entweder die Entwicklung zu verschlafen und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu gefährden oder aber auf das falsche Pferd zu setzen und falsche Signale für die Wissenschaft und die Gesellschaft zu geben.

Durchblick und Orientierung.


Schon seit Jahren werden diese Themen hitzig diskutiert. Für den Laien wird es immer schwerer, den Überblick zu behalten. Worum ging es nochmal bei der Stammzellforschung, was sind DNA-Sonden, was genau versteht man unter "Grüner", "Roter" oder gar "Grauer" Biotechnologie? Was kann man alles mit transgenen Pflanzen anstellen? Das gerade erschienene Z_paper 08/2003, geschrieben von den Z_ punkt-Zukunftsforschern Karlheinz Steinmüller, Andreas Neef, Beate Schulz-Montag, und Klaus Burmeister, bietet einen systematischen Überblick über die verschiedenen biotechnologischen Anwendungsfelder und einen Einstieg in die Diskussion um Marktchancen und ethische Implikationen der Life Sciences. Wer eine knappe, kompetente Einführung ohne Fachjargon sucht, der ist damit exzellent bedient.
Was auch voll und ganz im Sinne der Autoren ist: Ihrer Meinung nach scheint die Gesellschaft insgesamt für den Aufbruch ins Biotech-Zeitalter noch schlecht vorbereitet zu sein. Zu unübersichtlich sind die Forschungsfelder und die sich aus ihnen möglicherweise ergebenden Konsequenzen, zu lückenhaft ist das allgemeine Wissen über die Entwicklungen in den modernen Naturwissenschaften und zu viele populäre Mythen verschleiern die Wahrnehmung der tatsächlichen Chancen und Risiken. Das Z_paper will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Zunächst wird das Konzept der Lebenswissenschaften vorgestellt und werden die Konturen der zentralen Einsatzfelder Medizin und Landwirtschaft gezeichnet. Darauf aufbauend werden Gegenwart und Zukunft der biotechnologischen Industrie in Deutschland umrissen und Einschätzungen zu ihrem Marktpotenzial gegeben, sowie eine mögliche chronologische Abfolge biotechnologischer Fortschritte bis 2020.

Optimistische Visionen.


Obwohl ihr Ton im gesamten Dossier nüchtern und neutral ist, zeigt sich hier, dass die Autoren - trotz bissiger Kommentare über Gentherapie und Warnungen vor den langfristigen Folgen von transgenen Pflanzen - an das Potenzial der Biotechnologie glauben. 2007 sehen sie auf Genanalysen basierende Methoden zur Vorhersage des individuellen Krankheitsrisikos bei genetisch (mit)bedingten Krankheiten wie Krebs, Bluthochdruck und Diabetes. 2013 ist, so sagen sie vorher, die Wirkungsweise des menschlichen Immunsystems so gut verstanden, dass Immunkrankheiten und Allergien geheilt werden könnten. 2017 ersetzen mit Hilfe von bio- und gentechnischen Verfahren hergestellte Therapeutika mehr als die Hälfte der chemischen Medikamente. 2018 wird eine wirksame Therapie gegen Alzheimer entwickelt, ein Jahr später kommt der Impfstoff gegen den Aids-Virus. Bis dahin ist es mit gentechnisch veränderten Kulturpflanzen auch möglich geworden, in Wüstengebieten und am Polarkreis Ackerbau zu betreiben, für Schädlings- und Krankheitsschutz wird keine Chemie mehr gespritzt und auf 20 Prozent der Ackerfläche wachsen gentechnisch optimierte nachwachsende Rohstoffe. Schön wär's, warten wir's ab!
Auch wirtschaftlich trauen die Zukunftsforscher der Biotechnologie einiges zu: "Die ökonomische Performanz der Biotechnologie ist beeindruckend und bestätigt die Hoffnungen, die in diese Zukunftsbranche gesetzt werden." Europaweit gibt es zur Zeit mittlerweile 1.900 Biotech-Firmen, nach dem regelrechten Gründungsboom der letzten Jahre (dank einer Novellierung des Gentechnikgesetzes) sind es in Deutschland 360 Firmen mit 13.400 Mitarbeitern. Nicht schlecht - allerdings sind die Mitarbeiterzahlen und vor allem Umsätze in den USA zehnmal so hoch.

Viele offene Fragen.


Zum Abschluss erörtern die Autoren offene Fragen für die Life Sciences - besonders in den Bereichen geistiges Eigentum, Ethik, soziale Probleme und Datenschutz steckt noch viel Zündstoff für Debatten. Welche Interessen die "Stakeholder", die einzelnen Interessengruppen, verfolgen, hat der Leser aus dem Dossier ja schon erfahren.
Den Anspruch, auf diese Fragen eine Antwort zu finden, haben die Essener Zukunftsforscher nicht, wie sie schon in der Vorbemerkung des Dossiers betonen: "Die Z_paper greifen Themen auf, von denen Impulse für die Zukunft zu erwarten sind. Sie liefern keine abgeschlossenen Resultate oder fertige Ergebnisse, sondern geben unseren Stand der Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema wieder. Durch den offenen Charakter der Arbeitspapiere möchten wir notwendige Zukunftsdiskurse anregen, fördern und weiterführen."
Bleibt zu hoffen, dass mit Hilfe ihrer Einführung in Zukunft informierter diskutiert wird.

Zum bestellen des Buches auf das Cover klicken. Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung (Hg.):
Z_paper 08/ 2003: Im Zeichen der Doppelhelix.
Die Zukunftsperspektiven der neuen Life Sciences,

Essen 2003,
57 Seiten, 10 Euro,
ISBN 1617-7789


Bestellung online unter:
http://www.z-punkt.de/zpunkt/z-paper08.html
Oder direkt bei:

Z_ punkt GmbH
Büro für Zukunftsgestaltung
Zeche Zollverein Schacht �
Bullmannaue 11
45327 Essen
Tel.: + 49 (0)201 74727 0
Fax: + 49 (0)201 74727 22
E-Mail: mailto@z-punkt.de
URL: www.z-punkt.de

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: Z_paper 08/ 2003: Im Zeichen der Doppelhelix. Die Zukunftsperspektiven der neuen Life Sciences. Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung, Essen 2003, 57 Seiten, ISBN 1617-7789

Z_paper 08/ 2003: Im Zeichen der Doppelhelix

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Nina Hesse

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