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Jean Pütz: Neugier und Lust - aber niemals auf Kosten anderer und nur so viel, dass ich morgen noch Lust haben kann. Ich sage immer: Ich hatte die Gnade der frühen Geburt! So wäre mir eine Karriere beim WDR 25 Jahre später sicher nicht möglich gewesen. Als Kind habe ich davon geträumt, das zu werden, was ich geworden bin. Ja, ich hatte Glück im Leben, habe das Glück aber auch im rechten Moment erkannt, so dass ich es ergreifen konnte. Außerdem habe ich meine Seele nie verkauft oder mir etwas eingebildet. Denn wer sich etwas auf sich einbildet, ist primitiv. Mir kam es immer darauf an, selbstkritisch und nie fertig zu sein, Dinge zu hinterfragen. Ich bin stolz auf das, was ich gemacht habe, wobei ich betonen möchte, dass meine beste Produktion mein siebenjähriger Sohn Jean ist!
Jean Pütz: Weil sie innerlich begeistert sind und komplex denken können. Das ist auch ein Grund, weshalb ich mich Künstlern so verbunden fühle: Sie sind ihrer Zeit weit voraus, denn sie sind sensibel und haben eine Ader für die Dinge, die uns umgeben. Sie zeigen uns noch eine andere Dimension. Das ist vielleicht auch eine Erfahrung des Alters, denn je älter man wird, desto mehr erkennt man, dass sich allein durch Rationalität und Wissenschaft nicht alles erklären lässt. Das zu wollen führt in eine Sackgasse. Es lohnt sich also, gelegentlich die Vernunft einzuschalten und mit Gefühl zu kombinieren. Was mich betrifft, so habe ich etwas gegen selbsternannte Eliten und bin immer allein losgezogen und habe gemacht, was ich aus innerem Antrieb tun musste. Vielleicht habe ich auch zu viel gemacht, aber ich wollte immer Problemlösungen finden, um das Leben zu erleichtern.
Martina Grote: Menschen, die sich über das normale Maß hinaus engagieren, sind ein Gewinn für die Gemeinschaft. Ohne sie wäre die Gesellschaft ärmer. Für sie selbst ist dieses "Doppelleben" nach Feierabend oftmals auch Selbstverwirklichung und ein neuer Sinn - für die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege ist es das Fundament der Arbeit für ein liebens- und lebenswertes Zuhause. Wer einmal eines unserer Projekte erlebt und gesehen hat, mit wie viel Herzblut, Kreativität und Ideenreichtum die Ehrenamtlichen sich für ihre Themen engagieren, kann auch ermessen, wie wichtig ehrenamtliche Arbeit für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft ist, in der jeder Einzelne einen Teil beiträgt.
Martina Grote: Die NRW-Stiftung finanziert sich aus den Erträgen der Rubbellos-Lotterie und den Mitgliedsbeiträgen und Spenden ihres Fördervereins. Insgesamt haben wir so jährlich gut sechs Millionen Euro zur Verfügung.
Martina Grote: "Wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt." Zugegeben, diese etwas flapsige Haltung hat schon manch einem durch seinen Büroalltag geholfen, aber wer so denkt, bewegt nichts! Er kennt nicht das Gefühl, für eine Idee, eine Sache, eine Vision zu kämpfen, Misserfolge "verdaut" zu haben und mit neuer Kraft sein Ziel weiterzuverfolgen. Was er auch nicht kennt, ist das gute Gefühl, andere zu begeistern und mitzunehmen und gemeinsam etwas zu erreichen. Menschen, die so denken und sind, trennen in der Regel nicht Privatleben und Beruf, sie sind hier wie dort leidenschaftlich und engagiert.
Martina Grote: Jean Pütz war nach Hanns Dieter Hüsch und Wendelin Haverkamp der Dritte im Bunde, der als Pate für ein Projekt der NRW-Stiftung gewonnen werden konnte. Jean Pütz war hier unsere Wunschbesetzung, weil er begeistert ist und begeistern kann, komplizierte Themen anschaulich vermitteln kann und als gebürtiger Luxemburger bei einem grenzübergreifenden Projekt eine besondere "Vorbildung" hat. Dass er sich über nun fast zehn Jahre mit so viel Überzeugung und Leidenschaft für sein Patenkind, die Narzissentäler der Rureifel, einsetzt, hatten wir uns gewünscht und erhofft.
Jean Pütz: Es lohnt sich, für Nordrhein-Westfalen zu kämpfen. Es ist ein wunderbares Land mit wunderbaren und fröhlichen Menschen. Und die NRW-Stiftung hat in den vergangenen 20 Jahren wesentlich zu seiner Identität beigetragen. Zum Paten bin ich von der Stiftung gemacht worden. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mich 500 Menschen dort erwarteten und mir plötzlich applaudierten. Ich wusste in diesem Moment gar nicht, wie mir geschah. Jedenfalls kann man in solch einer Situation nicht nein sagen. Als Pate hätte ich mir rückblickend kein besseres Projekt wünschen können. Es passt zu mir, denn die Bäche, die die Narzissenwiesen durchziehen, fließen durch belgisches Gebiet und setzen ihren Weg in Deutschland fort. Mit solchen Grenzgängern fühle ich mich seelenverwandt. Auch hat die wild wachsende Gelbe Narzisse, die schöne Schwester der Osterglocke, 150 Jahre Preußenherrschaft gut, aber im Untergrund überwunden. Übrigens: Ein bisschen giftig ist sie schon - man darf nicht auf die Wiese, wenn sie blüht!
Jean Pütz: Ja, es ist wichtig zu wissen, wo man seine Wurzeln hat, aber man kann auch verpflanzt werden. Wichtig ist bei alledem der Einheitsgedanke, das Wissen um die konzentrischen Kreise, die zusammengehören: Individuum, Familie, Freundeskreis, Gemeinde und Weltbürger.
Jean Pütz: Ich engagiere mich aktiv seit Beginn der 90er Jahre im fairen Handel, weil es mir darauf ankommt, den Menschen in der Dritten Welt Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Übrigens bin ich auch Pate für "faire Kamelle"! Seit es meine Sendereihe, die "Hobbythek", nicht mehr gibt, werden die beliebtesten Produkte für Kosmetik, Körperpflege und gesunde Ernährung unter www.jean-puetz-produkte.de angeboten. Ich verdiene daran nichts, sondern bürge lediglich für die Qualität der Produkte und bestimme, was verkauft wird.
Jean Pütz: Werte sind Leitplanken, an denen wir uns orientieren können. Der christliche Glaube gehört zum Beispiel dazu. Ich habe mich auch mit Immanuel Kant auseinandergesetzt, der den kategorischen Imperativ formuliert hat: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Zusammengefasst meint das: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem andern zu." Leider wird Moral heute nicht mehr vermittelt, und Zivilcourage ist die Courage, die am wenigsten vorkommt. Vieles wird lustlos gemacht, und Vorurteile verhindern Erkenntnis. Freundschaft und Achtung sollten zählen - ebenso das, was den Menschen positiv vom Tier unterscheidet: Der Mensch kann sich emotional in die Lage eines anderen versetzen. Auch Mitleid ist menschlich. Mein Weltbild ist humanistisch geprägt - im Sinne von menschenfreundlich. Vieles davon findet sich auch bei den von mir verehrten Autoren wie Erich Kästner, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz oder Heinrich Böll. Es kommt darauf an, sich im Leben nicht korrumpieren zu lassen. Wenn ich zum Beispiel an die Versprechen der Politiker vor der Wahl denke, spreche ich gern vom kollektiven Alzheimer-Syndrom � Trotz allem: Wir brauchen eine optimistische Sichtweise in unserem Leben, das stärkt auch das Immunsystem!
Martina Grote: Nur wer Flügel hat, kann fliegen, beziehungsweise andere Perspektiven erleben, abheben, zu neuen Zielen aufbrechen. Für Unternehmen könnte dies bedeuten: Man braucht Flügel, um aufzusteigen, kein Aufstieg ist jedoch ohne Risiko, denn es kann in höheren Lüften auch Turbulenzen geben, aber ohne Flügel passiert gar nichts.
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Dr. Alexandra Hildebrandt
Leiterin Kommunikation Gesellschaftspolitik
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