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Crème de la Crème

Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten - das Kompendium von Jack Covert, Peter Felixberger, Wolfgang Hanfstein und Todd Sattersten
Text: Jost Burger

Orientierung ist gefragt. Das gilt auch und gerade für das überbordende Angebot an Wirtschaftsbüchern. Sie versprechen praktisch anwendbares Wissen fürs Business. Den Überblick, den es braucht, um das richtige und passende Werk zu finden, verschafft ein dicht gewebtes Kompendium der besten Titel. Die Empfehlung fürs Wirtschaftsbuchregal!

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getamen.com, also "hol dir dein Amen ab", lautet ein derzeit gehyptes Internetangebot. Auf getamen geht es darum, das jeweils Beste und Schlechteste einer Sache zu benennen - weltweit. "The Best Philosophical Cat Ever" etwa, oder "The Worst Party Ever". Zwischenstufen sind nicht vorgesehen.  

Das Prinzip ist klar. Es ist alles so verwirrend, und so viel. Da brauchen wir Orientierung. getamen.com setzt dabei auf das Prinzip der großen Zahl - und dass das funktionieren kann, hat James Surowiecki in seinem Buch The Wisdom of Crowds (Deutsch: Die Weisheit der Vielen) gezeigt.  

Sobald es aber um Fragen der Qualität geht, braucht es andere Mechanismen, die uns helfen, das Richtige, Passende zu finden. Da ist Rat gefragt, weise Auswahl und zielsichere Empfehlung. Wir brauchen Menschen, die sich auskennen, und denen wir vertrauen. 

Zum Beispiel, wenn es um die Wahl des richtigen Wirtschaftsbuches geht. Mehr als 8.000 neue Titel sollen jedes Jahr alleine in Deutschland auf den Markt kommen. "Und irgendwo in diesem Wust an Papier verbirgt sich die Lösung Ihres akuten geschäftlichen Problems." So heißt es in der Einführung zu einem - ja: grandiosen - neuen Buch aus dem Murmann Verlag. Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten will helfen, dieser Flut Herr zu werden. Es versteht sich ganz selbstbewusst als Filter und Wegweiser.  

Solche Filter braucht es, trotz oder gerade wegen der Möglichkeiten, die das digitale Zeitalter bietet. Das ist vielfach diskutiert worden. Klar ist aber auch, dass die Filter in diesen Zeiten besonders gut sein müssen.  

Daran besteht bei Die 100 besten ... zum Glück kein Zweifel. Die amerikanische Originalausgabe wurde von Jack Covert und Todd Sattersten herausgegeben - beide gehören zu den bedeutendsten Wirtschaftsbuchkritikern der USA. Für die deutsche Ausgabe wurde das Team um Peter Felixberger, Programmdirektor beim Murmann Verlag, seit Jahrzehnten Kritiker und langjähriger Chefredakteur von changeX, und Wolfgang Hanfstein, Chefredakteur der führenden Wirtschaftsbuchhandlung managementbuch.de, erweitert - und damit auch die Liste der Titel in der deutschen Ausgabe.


Für eine neue Wahrnehmung von Wirtschaftsliteratur


Man kann sich also drauf verlassen, dass die Autoren nicht einfach den Bestsellerlisten folgen. Zumal sie ihre Auswahlkriterien sehr transparent machen. Alle Bücher mussten sich denselben Fragen stellen: "Argumentiert der Autor schlüssig? Hat er etwas Neues zu sagen? Decken sich die Ideen im Wesentlichen mit dem, was wir über das Thema wissen?" Zweites wichtiges Kriterium: die praktische Anwendbarkeit im Unternehmen. Wobei sich die Anwendbarkeit eines Konzepts für die Autoren auch daraus ergibt, ob es noch zeitgemäß ist. Und schließlich mussten die ausgewählten Werke verständlich geschrieben sein.  

Aus diesen Kriterien ergibt sich eine Liste, die wenig mit klassischen Hitlisten oder gar einem Pantheon der Wirtschaftsliteratur zu tun hat. Adam Smith findet sich nicht, Keynes nicht und auch Karl Marx nicht. Denn es geht nicht um Standardwerke der Volkswirtschaft, sondern eben um Wirtschaftsbücher. Darunter verstehen in Deutschland viele immer noch wissenschaftliche Werke. Die englische Sprache hat’s da leichter: Dort wird traditionell unterschieden zwischen Economy, Economics und Business. Im Originaltitel heißt es demnach "Business Books".  

Sprache spiegelt eben auch gesellschaftliche Werte: "Business" gilt bei uns als anrüchiges Geschäftemachen, Wirtschaft ist entweder gleich das große Ganze oder das, was ein Universitätsinstitut dafür hält. Höchste Zeit, dass mit dem Begriff "Wirtschaftsbuch" auch hierzulande praktisch anwendbare Literatur auf hohem Niveau assoziiert wird. Den 100 besten Wirtschaftsbüchern aller Zeiten ist zu wünschen, dass dieser Titel auch in diesem Sinne in keinem Bücherregal fehlt.  

Wobei es ja letztendlich viel mehr Bücher als nur die 100 sind. In großen Kategorien wie "Sie!", "Führung" oder "Management" werden zwar insgesamt 100 Werke vorgestellt, deren Hauptthesen man in den knappen und präzisen Texten kennenlernt. Das Beste aber sind die Querverweise auf andere im Buch vorgestellte Werke - und auf eine Vielzahl anderer Bücher, die ein Thema vertiefen oder ergänzen, ohne dass sie es auf die Liste der Top 100 geschafft hätten. So beginnt man beim Lesen unweigerlich, zwischen den Seiten hin und her zu springen, so anregend und neugierig machend sind die Verweise, die sich im Übrigen auch in den Texten selbst finden.


Dicht gewebtes Kompendium


So wird aus der vermeintlichen Liste ein sehr dichtes Kompendium, ein eng gewebter und zugleich leicht zugänglicher Metatext essenzieller praktischer Wirtschaftsliteratur. Zum Beispiel begegnen wir in der Rubrik "Verkauf und Marketing" Paco Underhills Warum kaufen wir? und können dann dem Vorschlag folgen, zu Seite 302 und der Biografie des Walmart-Gründers Sam Watson zu springen. Wir können auch einen der weiterführenden Lesevorschläge zum Thema "Verkaufen" aufnehmen. Oder wir wenden uns dem nächsten Beitrag zu: Purple Cow von Seth Godin über virales Marketing. Hatten wir zur Watson-Biografie geblättert, landen wir von dort aus in der Rubrik Innovation (Tom Kelley: The Art of Innovation) oder in der Strategie-Abteilung (Bossidy/Charan: Managen heißt Machen). Falls wir nicht einer anderen Spur folgen.  

Diese differenzierte Darstellungsart umfasst auch die Betrachtung der Werke selbst. Wer auf der Liste ist, wird nicht grundsätzlich in allen Punkten und in höchsten Tönen gelobt. An Reinhard K. Sprengers Klassiker Mythos Motivation etwa wird der fehlende praktische Teil der Originalausgabe von 1991 bemängelt. Den bahnbrechenden Erkenntnissen darüber, was Menschen wirklich motiviert, verdankt der Titel aber, dass er trotzdem auf die Liste kam - und in der neuen Ausgabe gibt’s ja auch Praktisches, wie der Besprechungstext nicht vergisst zu erwähnen.  


Eine Klassikerkultur entsteht


Mindestens einen Über-Klassiker gibt’s aber doch. Das ist Dale Carnegies Wie man Freunde gewinnt. Wie schön das ist! Denn seien wir ehrlich: Gerade in Deutschland ist Carnegies Werk bei vielen als flach und populär abgespeichert, irrelevant für ernsthafte Manager. Dabei beschreibt Carnegie grundlegende Prinzipien des menschlichen Miteinanders, die auch im Geschäftsleben Vorteile bringen. Sei höflich! Bringe dem anderen Wertschätzung entgegen! Erst in unserer Zeit, so scheint es, erlangen diese Maximen langsam an Bedeutung. Etwa wenn man sich durchringt, in Kunden Partner zu sehen. Oder sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Wirtschaften ohne menschliches Maß ins Verderben führt.  

Dass Carnegie auftaucht - und Peter F. Drucker zweimal und auch James Surowiecki und Dave Allen und Thomas L. Friedman und John P. Kotter und Taiichi Ohno, um nur einige berühmte Autoren zu nennen -, heißt natürlich auch, dass hier bereits eine Klassikerkultur entsteht - und damit ein Feld der Literatur, das nun auch in Deutschland langsam an Relevanz auch in der breiteren Wahrnehmung gewinnt. Einer der wichtigsten Beiträge dazu ist ohne Zweifel dieses Buch.  


changeX 17.11.2011. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten. Alles, was man wissen muss. Murmann Verlag, Hamburg 2011, 468 Seiten, 24.90 Euro, ISBN 978-3-86774-150-7

Die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten

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Autor

Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

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