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Kontrolle ist besser
Der EVW fordert einen Ethikausschuss für jede Branche und die öffentlichen Hände.
Von Ulf D. Posé und Rupert Lay
Die Ethikdebatte, die in der Wirtschaft schon seit Jahren in Gang ist, scheint nichts bewirkt zu haben. Möglicherweise könnten Ethikausschüsse der einzelnen Branchen helfen - wenn die Unternehmen nicht mehr tun, als Hochglanzbroschüren zu veröffentlichen, wird über kurz oder lang der Gesetzgeber eingreifen.
Mit großer Sorge erlebt der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e. V. den zunehmenden Verfall der Sitten in Deutschlands Unternehmen und der öffentlichen Hand. Die Skandale nehmen nicht ab. Die Fälle der letzten Monate zeigen, dass die hoch gelobten Führungsgrundsätze, der Corporate Governance-Kodex und Ethik-Kodizes der Unternehmen das Papier nicht wert sind, auf das sie gedruckt wurden. Die ethische Selbstverpflichtung der Unternehmen greift nicht, wie Fälle bei VW, DaimlerChrysler und jetzt E.ON Ruhrgas zeigen. Erst wenn juristische Schritte eingeleitet werden, findet eine intensive Auseinandersetzung mit ethisch verwerflichen Vorkommnissen statt. Nun ist nicht jede ethische Frage gleichzeitig eine juristische Frage. Für die Unternehmen steht oft mehr als nur eine juristische Verurteilung auf dem Spiel. Imageschäden sind oft langfristig teurer als juristische Sanktionen.

Selbstkontrolle jeder Branche.


Menschen machen Fehler, und je nach Position sind diese Fehler anders. Der EVW fragt sich, welche Möglichkeiten Unternehmen haben, die Selbstverpflichtung der Ethik-Kodizes auch trotz aller persönlichen Interessen tatsächlich einzuhalten. Es besteht sicher die Gefahr, dass irgendwann der Gesetzgeber Ethik-Kodizes juristisch verpflichtend erklärt. Wenn deutsche Unternehmer und Unternehmen dies verhindern wollen, dann haben sie nur eine Möglichkeit: Sie sollten für jede Branche einen Ethikausschuss implementieren. Das Gleiche gilt für die öffentliche Hand. Ein Ethikausschuss der Branchen und der öffentlichen Hand ist die einzige Chance, ethisch relevante Fragen in Unternehmen und Politik verbindlich zu klären. Nur so ist es möglich, sich gegenseitig auf Einhaltung ethischer Standards wirksam zu überprüfen.
Der Ethikausschuss sollte aus Ethikbeauftragten verschiedener Unternehmen einer Branche und für die Politik aus verschiedenen Vertretern der öffentlichen Hand bestehen. Das ist sicher notwendig für Banken, die Pharmazie, die Autoindustrie, die Energiebranche und andere. Dies hat den Vorteil, auch fachlich kompetente Mitglieder mit der Beurteilung ethischer Fragen zu betrauen. Dies ist sicher erfolgreicher, als sich durch fachfremde Unternehmensberater begleiten zu lassen. Der zweite Vorteil ist, dass eine ganze Branche an ihrem Ruf wahrscheinlich stärker interessiert ist als ein am persönlichen Vorteil interessiertes Unternehmen.

Leichte Durchführung.


Für den EVW ist die Durchführung leicht sicherzustellen. Der Aufsichtsrat beziehungsweise Beirat eines Unternehmens benennt einen Ethikbeauftragten, der sich mit seinen Kollegen aus der gleichen Branche regelmäßig trifft, um ethisch relevante Themen der einzelnen Unternehmen zu klären. Der Ethikbeauftragte sollte in der Regel nicht Unternehmensmitglied sein, um nicht nur die Interessen seines Unternehmens zu vertreten. Der Ethikausschuss beurteilt die vorgestellten Fälle als entweder ethisch verwerflich oder ethisch tolerabel.
Der Ethikausschuss muss dazu mit Kompetenzen ausgestattet werden. Dazu gehört, dass der Ethikausschuss Vorgehensweisen beurteilt, ob sie ethisch verwerflich oder ethisch tolerabel sind. Dazu gehört auch, dass der Ethikausschuss ethisch verwerfliche Handlungen untersagen darf und dass der Ethikausschuss das Ergebnis seiner Beurteilung veröffentlichen darf. Bei langfristigem und erheblichem Verstoß gegen ethische Maximen muss der Ethikausschuss diesen Sachverhalt publizieren.
Der EVW sieht hier die einzige Chance, ethische Standards über ihre Hochglanzbroschürenfunktion hinaus in konkretes, ethisch tolerables Handeln zu überführen und damit den Ruf einzelner Unternehmen und ganzer Branchen nachhaltig zu verbessern. Es ist dringend an der Zeit, dies zu tun.

Professor Rupert Lay ist Ehrenpräsident, Ulf D. Posé ist Präsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft e. V.

Kontakt:
Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e. V.
c/o Pallasky & Partner
Goethestr. 31-33
60313 Frankfurt
Tel.: 069 90029414
Mobil: 0171 8549321
www.ethikverband.de

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