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Verständlich aufgeschlüsselt

Zwei neue Bücher in der Reihe Campus Einführungen: Bioethik und Globalisierung.

Von Nina Hesse

Globalisierung und die Auswirkungen der Biotechnologie gehören zu den großen politischen Streitfragen unserer Zeit. Umso höher der Bedarf an einem Überblick über die Debatte und verständlichen Hintergrundinformationen darüber.

Götter in Weiß, die allzu oft Gott zu spielen versuchen. Das ist der Eindruck, den die Öffentlichkeit immer wieder von Wissenschaftlern in der medizinischen Forschung bekommt. Viele Themen in Medizin und Biotechnologie sind ethisch hoch brisant, bergen moralische Probleme: Stammzellenforschung, das Klonen von Menschen, vorgeburtliche Diagnostik, Abtreibung, Patientenautonomie und das Recht auf Gesundheitsversorgung werden immer wieder heftig diskutiert. Thomas Schramme hat herausdestilliert, worum es dabei eigentlich geht: Leben machen. Sterben lassen. Gerechtigkeit. Diesen großen Linien folgt seine Einführung. Hervorragend schafft er es, komplizierte Sachverhalte zu vermitteln. Eben Orientierung zu bieten, genau das, was eine Einführung leisten soll. In einer angenehmen, verständlichen Sprache zeichnet er die Argumente nach, fasst die Diskussion zusammen, bringt Fallbeispiele, vermittelt Wissen über das Thema.

Fair, aber mit eigenem Standpunkt.


Bei den meisten dieser ethischen Fragen gehen die Meinungen unversöhnlich auseinander. Für Schramme ganz normal. "Es gibt keine Möglichkeit, diese Fragen objektiv zu beantworten", argumentiert er. "Es sind jedoch Prinzipien und Leitlinien möglich, die Orientierung verschaffen." Zum Beispiel Autonomie, Schadensvermeidung, Fürsorge und Gerechtigkeit. Das Problem ist, dass auch diese Prinzipien manchmal im Widerstreit stehen, zum Beispiel beim Thema Abtreibung. Ein anderes Problem ist die Internationalisierung der Forschung. Der Konflikt ist vorprogrammiert: Jede Kultur hat eigene, andere Werte, beurteilt solche moralischen Fragen anders. Dadurch sind in manchen Ländern gewisse Dinge erlaubt, in anderen verboten. Medizintourismus entsteht.
Schramme diskutiert die Argumente kritisch, bezieht auch Stellung. Beispiel pränatale Diagnostik: "Behindertenfeindliche Einstellungen und Vorurteile bekämpft man nicht sinnvoll durch Verbote medizinischer Technik." Doch er bleibt immer fair und versucht nie, dem Leser seine Meinung aufzudrücken.

Globalisierung für Anfänger.


Der andere neue Band in der Reihe Campus Einführungen, Globalisierung von Klaus Müller, kommt vergleichsweise wissenschaftlich daher und scheint sich eher an eine studentische Zielgruppe zu richten. Jedenfalls liest sich das Büchlein mehr wie ein Reader für das Grundstudium der Politologie oder Soziologie, denn wie eine Hinführung für das allgemeine Publikum. Das mag vielleicht auch am Thema liegen, denn "Globalisierung" beschreibt einen ebenso abstrakten wie komplexen Prozess, der - wie der Begriff schon sagt - alle Kontinente dieses Planeten erfasst hat und sich, so Klaus Müller, "durch seinen Tiefgang, seine Geschwindigkeit und seine Reichweite von konventionellen Formen der Modernisierung unterscheidet". Ganz allgemein und "jenseits politischer Stellungnahmen" definiert Müller Globalisierung "als die Raum-zeitliche Ausdehnung sozialer Praktiken über staatliche Grenzen, die Entstehung transnationaler Institutionen und Diffusion kultureller Muster". Dies konkreter auszuführen ist Thema des knapp 180 Seiten starken Büchleins, das einen Überblick über die zentralen Entwicklungen bietet, Einblick in regionale Globalisierungserfahrungen gibt und über internationale Institutionen informiert.
Müller spricht dabei sowohl die Vorzüge wie die Nachteile und Probleme der Globalisierung an. Auf der einen Seite "die wohlfahrtssteigernden Wirkungen liberalisierter Märkte, den freien Fluss von Ideen und das Schwinden unversöhnlicher Konflikte in einer immer enger zusammenrückenden Welt", auf der anderen Seite eine neue Kategorie von "Weltproblemen", die als Folgen der Globalisierung zunehmend ins Bewusstsein rückten: die ökologischen Bedrohungen, Armut und soziale Ungleichheit, die Risiken deregulierter Finanzmärkte und die weltweit wachsende Migration, nicht selten als Folge von Staatszerfall, Armut und Krisen. Ambivalent fällt somit auch die Bewertung aus. Einerseits droht die Aushöhlung der Demokratie durch einen ungebremsten Kapitalismus, andererseits wird die Globalisierung begleitet "von einer beispiellosen Ausbreitung demokratischer Prinzipien" - für Müller liegt hierin zugleich ihr zentrales Merkmal: "Im Unterschied zu früheren Globalisierungswellen verläuft die gegenwärtige unter dem Vorzeichen von Demokratie und Demokratisierung."

Thomas Schramme:
Bioethik,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2002,
160 Seiten, 12,90 Euro,
ISBN 3-593-37138-3

Klaus Müller:
Globalisierung,
Campus Verlag, Frankfurt/New York 2002,
177 Seiten, 12,90 Euro,
ISBN 3-593-36829-3

Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.

www.campus.de

© changeX Partnerforum [16.01.2003] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.



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Zu den Büchern

: Bioethik.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 160 Seiten, ISBN 3-593-37138-3

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: Bioethik.. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 160 Seiten, ISBN 3-593-37138-3

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Nina Hesse

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