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Wenn Seminarteilnehmer das klärende Gespräch zwischen den beiden im Rollenspiel simulieren, kommt es sehr oft zur Kündigung - und die einst so enge Freundschaft lässt sich nicht mehr wiederbeleben. Und das, obwohl sich die Teilnehmer im Gespräch bewusst um Sachlichkeit bemüht hatten! Doch das ist genau der Fehler, wie Dagmar Kohlmann-Scheerer zu bedenken gibt. "Der Fall Freundschaft lässt sich keinesfalls sachlich lösen! Hier geht es ausschließlich um Gefühle wie zum Beispiel Enttäuschung und Wut." Besser ist es für Markus B. und Wolf H., auch auf einer Gefühlsebene über die ganze Sache zu sprechen und dabei auch mal "Dampf abzulassen".
Den Neid abfedern.
  Der Bruch zwischen den ehemaligen
  Freunden ist nur einer der vielen Fallstricke, über die
  frischgebackene Chefs stolpern können. Heikel ist die Situation
  immer, wenn ein Auserwählter aus dem Kollegenkreis aufsteigt.
  Nicht nur, weil Neid aufkommt bei denen, die übergangen wurden.
  Auch von ehemaligen Kollegen ohne größere Ambitionen wird der
  Aufsteiger skeptisch und oft mit einer Spur von Misstrauen
  beäugt, schließlich gehört er jetzt zur "anderen Seite". Oder die
  einstigen Kumpels erwarten, dass der neue Chef sich nun für sie
  besonders stark macht, schließlich kennt er alle ihre Probleme
  aus eigener Erfahrung. Eine Erwartung, die oft enttäuscht wird,
  denn die Geschäftsleitung hat ganz andere Wünsche an den Neuen.
  Der sich zwischen allen Stühlen wiederfindet.
  
"Lassen Sie sich erst mal Zeit, um in Ruhe über notwendige
  Veränderungen nachzudenken", rät Dagmar Kohlmann-Scheerer. "Erst
  wenn man sich gründlich informiert und Vorschläge von
  Mitarbeitern gesammelt hat, ist es Zeit zum Agieren." Das
  Intervall hat auch den Vorteil, dass es verletzten Gefühlen genug
  Spielraum zum Heilen gibt - damit erhöht sich die Chance, im
  Führungsstil eine gute Balance zu finden und nicht zum Despoten
  oder Weichei zu mutieren. Denn das ist eine sehr reale Gefahr bei
  unerfahrenen Chefs, die mit ehemaligen Kollegen zu tun haben und
  die Situation nicht mit sehr viel Fingerspitzengefühl
  handhaben.
Zahlreiche Fallbeispiele.
  In bewährter GABAL-Manier ist
  Kohlmann-Scheerers Buch verständlich geschrieben und auf das
  Wichtigste beschränkt. Die Autorin verzichtet auf Predigten und
  präsentiert die häufigsten Fallstricke in Form von Beispielen,
  die sie analysiert und mit Lösungsvorschlägen versieht. Dann kann
  sich jeder selbst überlegen, was er getan hätte. Kombiniert mit
  den kurzen, prägnanten Erläuterungen ist das pädagogisch
  vorbildlich.
  
  Gestern Kollege, heute Vorgesetzter leitet nicht nur zur
  Bewältigung typischer Probleme an, sondern vermittelt auf
  anschauliche Art Grundlagen des Führens. Zum Beispiel, wie man
  seine Mitarbeiter zu Lösungen coacht, statt alles selbst in die
  Hand zu nehmen, und richtig delegiert. Oder wie man richtig
  motiviert und bei seinen Mitarbeitern die Freude an der Arbeit
  wiederbelebt oder verstärkt, statt mit Zuckerbrot und Peitsche zu
  regieren. Denn ausgerechnet Incentives werden manchmal zu
  Motivationskillern: "Acapulco und Jamaika sind incentivemäßig
  schon abgegrast. Die Radtour auf Mallorca ist ein alter Hut und
  die Reise in die wunderschöne Lüneburger Heide wird als
  Beleidigung empfunden", gibt die Autorin zu bedenken. "Das Essen
  beim Italiener (als Belohnung für eine nicht unerhebliche
  Umsatzsteigerung) führt zur inneren Kündigung."
  
Aber auch das Thema Kommunikation nimmt in ihrem Buch
  breiten Raum ein. Von Tipps, wie man mit den ehemaligen Kollegen
  den richtigen Ton findet (allzu leger ist jetzt nicht mehr
  angebracht), über eine Anleitung, wie man auf unfaire Taktiken im
  Gespräch reagiert, bis hin zum Test: "Wie gut können Sie aktiv
  zuhören?" Da frischgebackene Chefs darauf angewiesen sind,
  behutsam Veränderungen einzuleiten, lehrt Kohlmann-Scheerer die
  Kunst der Konfliktlösung und des Kritisierens, ohne zu verletzen.
  Eine der Grundregeln: Bevor Sie kritisieren, suchen Sie nach
  einem Grund für das Fehlverhalten! Dann kommen Sie den Ursachen
  auf die Spur, statt an Symptomen herumzudoktern. Und die
  ehemaligen Kollegen akzeptieren Sie nach und nach als Chef, statt
  ihren Frust zu nähren und dem alten Boss
  hinterherzutrauern.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
  
  Dagmar Kohlmann-Scheerer:
  
  Gestern Kollege - heute Vorgesetzter.
  
So schaffen Sie den Rollentausch,
  
GABAL Verlag, Offenbach 2004,
  
173 Seiten, 17.90 Euro,
  
ISBN 3-89749-463-9
  
 
  www.gabal-verlag.de
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Dagmar Kohlmann-Scheerer: Gestern Kollege - heute Vorgesetzter. . So schaffen Sie den Rollentausch. . GABAL Verlag, Offenbach 1900, 173 Seiten, ISBN 3-89749-463-9
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