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Ganz legal ... meistens
Competitive Intelligence in der Praxis - das neue Buch von Dietmar Pfaff.
Von Winfried Kretschmer
Systematisch Informationen zu beschaffen und auszuwerten ist für Unternehmen immens wichtig. Doch besonders dann, wenn man mehr über Wettbewerber herauszufinden versucht, wird die Sache haarig und beginnt nach Spionage und Schnüffelei zu riechen. Wie weit kann man legal gehen, wo sollte man die Grenze ziehen? Pfaff gibt wichtige Tipps.
"Viele Unternehmen nutzen Informationen auch dann nicht, wenn sie zur freien Verfügung stehen", hat der Management-Guru Peter F. Drucker einmal erbost angeprangert. Nicht zuletzt deswegen, weil Berater wie er unermüdlich auf die ungehobenen Datenschätze hingewiesen haben, hat hier ein Umdenken eingesetzt. Wissensmanagement ist mittlerweile in aller Munde, und Tools zur Erfassung, Sammlung, Zusammenführung und Auswertung von Unternehmensdaten gibt es zuhauf, ebenso spezielle Managementzweige, die sich in unterschiedlichen Unternehmensbereichen mit dieser Aufgabe beschäftigen. Vom Customer Relationship Management über Enterprise Information Systems bis hin zum Data Mining werden an allen Ecken und Enden des Unternehmens Daten erfasst, gesammelt und zunehmend auch miteinander verknüpft. Andere Methoden, wie zum Beispiel Storytelling, begreifen Wissen als Schatz, der erst gehoben werden muss, also als Hintergrundwissen, das in den Köpfen schlummert und der Aktivierung bedarf. Gleichwie spielt Information eine zunehmend wichtige Rolle in Geschäftsprozessen, und auf diesen Umstand zielt ganz allgemein auch die Rede von der "Wissensgesellschaft".

"Intelligence" als Ziel.


Kein Wunder, dass Information zunehmend auch als Faktor strategischer Differenzierung vom Mitbewerber erkannt wird. Das ist im Grundsatz nichts Neues, sonst würden nicht - jenseits der Legalitätsschwelle - für entscheidende Informationen Millionensummen bezahlt. Neu ist indessen, dass die systematische Sammlung und Analyse von Daten unterschiedlichster Art zunehmend als Managementaufgabe erkannt wird, und das (wie so oft) jenseits des Atlantiks ein Stück weit früher als im Alten Europa. Neu ist auch, dass diese Form der Datensammlung sich nicht mehr der Sprache des Wissensmanagements bedient, sondern einer Terminologie, die aus der Welt der Geheimdienste, des Militärs und der Polizei stammt. Schon die Bezeichnung dieser neuen Managementdisziplin erinnert eher an den CIA als an den CIO, der in Unternehmen üblicherweise für die Information zuständig ist: Competitive Intelligence ist der "systematische und kontinuierliche Prozess der Informationserhebung, -analyse und -bewertung", definiert der Medienwirtschaftler Dietmar Pfaff, der diese Disziplin zu seinem Forschungsschwerpunkt gemacht und soeben das erste deutschsprachige Werk zum Thema vorgelegt hat.
Für den Autor zielt der Begriffsbestandteil "Intelligence" denn auch weniger auf den Weg als auf das Ziel: Nicht um die Einführung geheimdienstlicher Methoden in das Wirtschaftsleben geht es, sondern um das Ergebnis: Informationen systematisch und zielgerichtet als Ressource für das Unternehmen nutzbar zu machen. "Fast alle der benötigten Daten können auf legalem Wege beschafft werden", betont Pfaff. Denn mit jedem öffentlichen Auftreten offenbart ein Unternehmen Informationen über sich: "Wie es sich positioniert, welche Produkte es anbietet, wer es wie leitet, welche Innovationen es plant und so weiter. Diese Vielzahl an Informationen muss gesammelt, komprimiert, analysiert und den richtigen Leuten zum richtigen Zeitpunkt präsentiert werden." Das soll der Competitive-Intelligence-Prozess leisten, so der Autor, "und dies alles in Fair Play".

Fließende Grenzen.


Das freilich ist die Crux. Deutlich wird das nicht zuletzt auch daran, wie häufig sich der Autor gegenüber illegalen Praktiken der Informationsbeschaffung abgrenzen muss. Die Welt der Wirtschaftsspionage ist das Schattenreich jenseits der legalen Informationsbeschaffung, und von hier nach da ist es nur ein kleiner Schritt - "die Grenzen zwischen legalem und illegalem Handeln sind ... oftmals fließend", gibt Pfaff zu bedenken. Letztlich liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Unternehmens, diesseits der Legalitätsschwelle zu bleiben - ja, selbst die Finger von Grauzonen zu lassen. Das indes dürfte umso schwerer fallen, je mehr Informationen ihren Wert als strategische Ressource des Unternehmens unter Beweis stellen. Eine Selbstverpflichtung auf saubere Verhaltensweisen, wie sie sich die Society of Competitive Intelligence Professionals verordnet hat, ist nur ein erster Schritt.

Dietmar Pfaff:
Competitive Intelligence in der Praxis.
Mit Informationen über Ihre Wettbewerber auf der Überholspur,

Campus Verlag, Frankfurt/New York 2005,
216 Seiten, 39.90 Euro,
ISBN 3-593-37802-7
www.campus.de

Winfried Kretschmer, Journalist und Autor, arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

© changeX [13.03.2006] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.


changeX 13.03.2006. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Competitive Intelligence in der Praxis. . Mit Informationen über Ihre Wettbewerber auf der Überholspur. . Campus Verlag, Frankfurt/New York 1900, 216 Seiten, ISBN 3-593-37802-7

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Autor

Winfried Kretschmer
Kretschmer

Winfried Kretschmer ist Chefredakteur und Geschäftsführer von changeX.

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