Geld macht glücklich

Bodo Schäfer verspricht, seine Leser zu Millionären zu machen - und arbeitet dabei penetrant am eigenen Mythos.

Von Sylvia Englert

Das Geheimnis des Reichwerdens ist, so Schäfer, die eigene Einstellung zu Geld zu ändern und es als etwas Positives zu akzeptieren. Aber der beste Weg, reich zu werden, ist anscheinend immer noch, auf die Träume seiner Leser zu spekulieren und einen Bestseller zu produzieren.

Die Auflage, die Bodo Schäfers Buch inzwischen erreicht hat, kann einen schwindelig machen. Zwar kann sie mit Harry Potter noch nicht mithalten, aber das liegt vermutlich daran, dass die Übersetzung in andere Sprachen noch aussteht.
Was den Erfolg des Buches ausmacht, ist schwer zu definieren. Eigentlich ist der Großteil von Schäfers Ratschlägen konservativ und entsprechen dem gesunden Menschenverstand: Durch Sparen wird man reich, lautet einer seiner Kern-Tipps, Konsumschulden unbedingt vermeiden ein anderer. Doch auch Originelles hat er auf Lager: So sollte man zum Beispiel immer einen 500-Euro-Schein mit sich herumtragen. Denn, so Schäfer, "die beste Vorbereitung für Wohlstand ist zu lernen, sich mit Geld wohl zu fühlen". Mit dem Schein in der Tasche (den man nicht ausgeben sollte!) fühlt man sich reich und baut allmählich die Angst ab, Geld zu verlieren.
Mit Hilfe einer Checkliste leitet Schäfer dazu an, die eigene Haltung gegenüber der klingenden Münze zu erforschen. Steckt tief verwurzelt in der Seele der Spruch "Geld verdirbt den Charakter"? Wenn ja, dann sollte man ihn möglichst schnell durch "Geld macht glücklich" ersetzen. Darüber hinaus sollte man natürlich noch Schäfers andere Ratschläge befolgen, zum Beispiel im Job die Erwartungen übertreffen, sich fortbilden und als Experte positionieren. Außerdem natürlich seine Gewohnheit ablegen, Leistungen zu erbringen, ohne Geld dafür zu verlangen. Wie man das Erworbene mit Hilfe von Zinseszins, Aktien und Fonds dann vermehrt (man sollte, so Schäfer, auf eine Geldanlage mit mindestens zwölf Prozent Rendite achten - man kann nur hoffen, dass die Gier seine Leser nicht blind macht und sie auf Betrüger mit astronomischen Renditeerwarten hereinfallen). Wer erstmal in die schwarzen Zahlen kommen muss, dem ist sein Kapitel über das Thema Schuldenabbau ans Herz zu legen.
Nachdrücklich fordert Schäfer auf, sich gute Vorbilder und am besten einen Coach zu suchen. Dieser Coach sollte, so legen seine Werbungsanzeigen auf den letzten Seiten nahe, am besten Schäfer selbst sein. Der gute Mann will halt auch reich bleiben, schließlich hat er, zumindest angeblich, auch von Null angefangen und sich erfolgreich zur finanziellen Freiheit hochgearbeitet. Etwas aufdringlich durchzieht Schäfers eigene Geschichte, zum Mythos stilisiert, das Buch: Auch er habe einmal mehr ausgegeben, als er verdient, auch er ist einmal arm gewesen und hat 96 Kilo gewogen, weil ihm Joggen verhasst war. Und nun, seht mich an, so scheint das Titelbild seines Bestsellers zu sagen. Seht an, was aus mir geworden ist!

Bodo Schäfer:
Der Weg zur finanziellen Freiheit. In sieben Jahren die erste Million,
Campus Verlag, 16. Auflage 2001,
308 Seiten, 21,50 Euro,
ISBN 3-593-36027-6

Sylvia Englert, Journalistin und Buchautorin, ist Redakteurin bei changeX.

www.campus.de

© changeX [14.12.2001] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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: Der Weg zur finanziellen Freiheit. . In sieben Jahren die erste Million. . Campus Verlag, Frankfurt 1900, 308 Seiten, ISBN 3-593-36027-6

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