Handschlag
Vertrauen macht den Unterschied. Michael Berndt über Rechte, Vertrauen und hanseatische Geschäfte.
Von Michael Berndt
Muss man es nicht so sehen: Jeder Vertrag, der erdacht, formuliert, geschrieben und unterschrieben wird, ist der grundsätzliche Ausspruch des Misstrauens gegenüber dem Vertragspartner! Sagt unser Autor. Und erinnert an das alte Kaufmannsethos, die "hanseatischen Geschäfte". Per Handschlag. Auf Vertrauen. Das sei nicht mehr zeitgemäß? Im Gegenteil: Vertrauen macht den Unterschied. Erst Vertrauen bringt die Menschen dazu, all ihre Leidenschaft in eine Sache oder einen anderen Menschen zu investieren. Probieren wir's. Und lassen den Worten Taten folgen. / 10.12.07

In einer Kultur, die Recht vor Vertrauen setzt, erhält Recht eine eigene Bedeutung. Denn Recht bedeutet nicht Gerechtigkeit, und Recht zu haben heißt noch lange nicht Recht zu bekommen. Dennoch hat das Recht einen Nutzen. Es erlaubt uns, den moralischen und faktischen Wert einer Sache oder Leistung verbindlich festzulegen. So kann man gegebenenfalls einfordern, was einem rechtmäßig zusteht.
Mit dem Vertrauen sieht es schon anders aus, denn welche Maßstäbe wollen hier angesetzt werden, die für alle gleichermaßen Gültigkeit hätten? Hier wird nichts von außen festgelegt, sondern Vertrauen speist sich aus dem eigenen Wertesystem, den Wertvorstellungen, Überzeugungen und Lebenseinstellungen einer Person. Orientierung hierbei geben allgemeine Moralvorstellungen, die sich in einer Gesellschaft herausbilden. Diese aber wandeln sich ebenso wie die Bedürfnisse der Menschen, also deren Ansprüche an ihr direktes Lebensumfeld. Somit ist es kein Wunder, wenn so viele Menschen im Zeitalter der Globalisierung ihren moralischen Halt verlieren und den Verlust altbewährter Denkmodelle beklagen. Die Werte der neuen Welt offenbaren ihren Nutzen nicht im gleichen Tempo, wie der Verlust vertrauter Traditionen voranschreitet - und sich betrauern lässt. Aber gerade hierin liegt die Chance, das eigene Handlungsspektrum an neuen Wertepfeilern auszurichten: den eigenen!

Raum für eine Neubesinnung.


Denn das Vakuum des Werteverlustes bietet Raum für eine Neubesinnung.

  • Warum nicht - wenngleich im Gegensatz zu fast allen Mitbürgern - öfter mal auf seine angestammten Rechte verzichten? Und das, was einem "zusteht", darauf prüfen, durch wen es zugestanden wird? Und warum?
  • Müssen wir für alles entlohnt werden? Haben wir unser Recht auf Selbstbestimmung bereits einem automatisierten Belohnungsprozess geopfert?
  • Was richtig und falsch ist, entscheidet derjenige, der die Mittel hat, um zu belohnen?
  • Wer belohnt, der kann diese Belohnung auch nach eigenem Ermessen wieder entziehen oder vorenthalten, kann somit bestrafen. Doch sind damit nicht die Grundsätze "Alle sind vor dem Gesetz gleich" und "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ad absurdum geführt? Ist dies die zu akzeptierende Konsequenz des Verteilungskampfes?
  • Wird hier nicht der Generalverdacht ausgesprochen, wir alle seien ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht? Sprich: Wenn es kein Recht geben würde, dann wäre das Chaos vorprogrammiert? Und kann somit unterstellt werden, wir alle seien nicht vertrauenswürdig - weil es sonst keiner Gängelung durch staatliche Instanzen bedürfte?
  • Und wann fangen wir an, uns darauf zu besinnen, was wir zu geben haben?

Das klingt seltsam und fremd? Diese Gedanken sollen ein Appell sein, sich auf das zu besinnen, was den Unterschied zu all jenen macht, die von einer Belohnung zur nächsten leben, die Recht als die einzige Quelle von Verbindlichkeit verstehen. In einem Markt ist der Unterschied das Einzige, was ein Produkt aus der Masse heraushebt. Dieses Produkt kann vieles sein: ein Gegenstand, eine Dienstleistung, eine Idee, der Mensch an sich. Ein Unterschied könnte sein, den Faktor Vertrauen wieder stärker in sein eigenes Leben zu integrieren und den Umgang mit seinen Partnern wieder stärker auf diesen Faktor zu konzentrieren.

Vertrauen macht den Unterschied.


Aber warum sollte ausgerechnet Vertrauen den Unterschied machen? Der Grund tritt zutage, wenn man die Perspektive umdreht: Jeder Vertrag, der erdacht, formuliert, geschrieben und unterschrieben wird, ist der grundsätzliche Ausspruch des Misstrauens gegenüber dem Vertragspartner! Denn was ist ein Vertrag anderes als eine Absicherung im Fall der Fälle: dass der Vertragspartner nicht hält, was er zugesagt hat. Ein Vertrag ist die Regelung dessen, was man kann/darf/soll/muss. Er regelt dies, weil davon ausgegangen wird, dass einer der Vertragspartner sich entweder aus der Verantwortung stehlen oder zur Auffassung gelangen könnte, er habe zu wenig für sich selbst beansprucht.
Ist es somit nicht sinnvoll, einen Vertrag in der Tasche zu haben? Aber sicher doch. Hier soll auch nicht die generelle Nützlichkeit von Verträgen bestritten werden. Die grundsätzliche Überlegung ist, ob die vermeintliche oder tatsächliche Notwendigkeit eines Vertrages in Einklang steht mit unserer Sicht auf die Welt. Das Klagelied vieler Unternehmer, Manager, Führungskräfte lautet: "Wenn die Menschen um mich herum doch endlich das tun und halten würden, was sie sagen und versprechen!" Viele großartige Ideen und Worte werden niemals zu greifbaren Ergebnissen führen, wenn die Handlungsenergie aus der Angst vor einem Verlust heraus in Absicherungsmaßnahmen umgeleitet wird. Hier muss wechselseitiges Vertrauen geschenkt und aufgebaut werden, Risiko hin oder her. Erst dieses Vertrauen bringt die Menschen dazu, all ihre Leidenschaft in eine Sache oder einen anderen Menschen zu investieren. Dies ist die Grundlage für eine optimale Zusammenarbeit. Erst dann kann Leistung passieren, die einzigartig ist. Und erst dann kann sich die individuelle Energie ganz und gar auf ein Ziel konzentrieren und mit sich selbst multiplizieren.
Vertrauen schenken bedeutet aber nicht, das Geben über das Nehmen zu stellen und seine eigenen Bedürfnisse zu zähmen. Im Gegenteil. Die Aufgabe besteht darin, die eigenen Motive, die Ansprüche an sich selbst und an andere klar zu beschreiben. Dadurch erhält auch das Wort Selbstbewusstsein eine neue Bedeutung. Denn wer um sich selbst, seine Talente, Fähigkeiten, Grenzen und Triebe weiß, der wird darauf vertrauen können, dass er auch in schwierigen Situationen auf sie zugreifen kann. Dadurch entsteht Selbstvertrauen, die Quelle für das Zutrauen in andere. Dieses Zutrauen in uns selbst bringt uns auf Augenhöhe mit Menschen, die mehr zu geben haben als nur Titel oder Status. An dieser Stelle können krisenstabile Bündnisse entstehen, die auf Wissen, auf Wollen und auf Gemeinsamkeiten aufbauen und - weil sie nachhaltiger sind - jedem Vertrag und jeder Verordnung per Regelwerk überlegen sind. Dies bedarf praktizierter Toleranz, erfordert Respekt vor den Werten und Überzeugungen anderer. Und es braucht manchmal tatsächlich Mut, spätestens wenn es Zeit wird, zu handeln. Doch da "Vertrauen" von "Trauen" kommt, ist dieser Mut wohl auch der erste Schritt in die Andersartigkeit - das Fundament für den bereits zitierten Unterschied.

Hanseatische Geschäfte oder das Ethos des guten Kaufmanns.


Mir ist aus Jugendtagen noch der Begriff der "hanseatischen Geschäfte" in Erinnerung, die das Ehrenwort eines Mannes in den Mittelpunkt jeder Handlungsaktivität stellten. Jedem Kaufmann wurde die ordentliche und ehrenhafte Abwicklung der per Handschlag vereinbarten Transaktion unterstellt. Der Handschlag, das war der Vertrag! Ein Mann, ein Wort! Aber der Einwand folgt sofort: "Ja, aber diese Zeiten sind doch mit den heutigen Mechanismen der Märkte nicht vergleichbar!"
Doch ist das wirklich so?
Rückblickend passt sich der Mensch den Notwendigkeiten der Geschichte in dem gleichen Maße an, wie er sie beeinflusst. Welche Antworten wollen wir also auf Fragen geben, die heute bestenfalls zu erahnen sind? Unser künftiger Wohlstand bedarf des Gespürs für kommende Märkte. Doch wie sehen die Chancen und Risiken dieser Zukunft aus? Welche Fähigkeiten oder besser Talente braucht der Manager, Unternehmer und Mitarbeiter von morgen?
Wenn Sie sich bereits heute entscheiden müssten, welchen Typus würden Sie wählen:

  • Einen angstbesetzten, weil regel- und gesetzgesteuerten Menschen?
  • Oder einen mutigen, weil lust- und triebgesteuerten Menschen?

Wer wäre Ihr Kandidat für die Aufgaben der Welt ab morgen?
Was soll's also sein? Mehr Regeln, mehr Kontrolle? Mehr Vertrauen, mehr Zutrauen?

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Die Björn-Schulz-Stiftung bietet Hilfe für krebs- und chronisch kranke sowie für schwerst- und unheilbar kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und deren Familien. Sie betreibt ein Kinderhospiz in Berlin und ein Nachsorgehaus auf Sylt. Weitere Informationen unter www.bjoern-schulz-stiftung.de.

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Michael Berndt ist freiberuflicher Wirtschafts- und Führungskräftetrainer sowie Buchautor. Zuvor war er Geschäftsführer mehrerer Saturn-Elektrofachmärkte und setzte ein eigenwilliges, auf Eigenverantwortung bauendes Führungskonzept erfolgreich um - das er dann zum Thema seines Buches Halbzeit - Ein außergewöhnliches Teamspiel mitten in Deutschland machte. Als Initiator der lautdenker-Initiative setzt sich Michael Berndt für ein dynamisches Generationenverständnis und für den Wissenstransfer in Wirtschaft, Kunst und Kultur ein.
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