Vom Verwalter zum Gestalter

Zur ZI-Konferenz Ideenmanagement: fünf Fragen an Markus Bock

"Wirksam verändern - mittendrin" ist das Motto der Jahreskonferenz für Ideenmanagement 2013 in Kassel. In einer Reihe von Kurzinterviews geben die Referenten einen Ausblick auf ihren Vortrag. In Folge 4 Markus Bock über das Ideenmanagement bei der K+S Gruppe.

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Markus Bock, Diplom-Betriebswirt, ist seit 2011 Leiter Wissens- und Ideenmanagement in der K+S Gruppe. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die kontinuierliche Weiterentwicklung des Ideenmanagements im Kontext eines dezentralen Führungsinstrumentes. Auf der ZI-Konferenz Ideenmanagement stellt er das Praxisbeispiel "Die Führungskraft als Ideenmanager - das Ideenmanagement bei K+S" vor.
 

Herr Bock, kann man das Thema Ihres Vortrags so interpretieren, dass jede Führungskraft als Ideenmanager agiert? 

Ja und ohne Ausnahme! Sich um die Ideen ihrer Mitarbeiter zu kümmern oder sie auf Neudeutsch "zu managen", ist in unserem dezentralen Vorgesetztenmodell ureigene Aufgabe einer jeden Führungskraft. Diese Aufgabe ist nicht delegierbar, und wir erwarten, dass jede Führungskraft in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich ihr eigenes "kleines" Ideenmanagement als Teil des Ganzen betrachtet. Dabei gliedert sich das Ideenmanagement, wie andere wichtige Führungsaufgaben auch, in den ganz normalen Führungsalltag einer jeden Führungskraft ein.
Darüber hinaus praktizieren wir bei K+S auch die KVP-Kernteamarbeit, die die Führungskräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und dem Erreichen der Unternehmensziele unterstützen soll.
 

Wie setzen Sie das konkret um? 

In unserem dezentralen Vorgesetztenmodell holen die Führungskräfte die Ideen ihrer Mitarbeiter ab und führen das Annahmegespräch. Sie prüfen dann, ob die Vorschläge realisierbar sind. Führungskräfte entscheiden, geben Anerkennung und Wertschätzung. Bis 200 Euro dürfen die Führungskräfte völlig eigenverantwortlich prämieren, und sie führen das Abschlussgespräch mit dem Einreicher.
Ideen außerhalb ihres Verantwortungsbereiches werden in der Regel über den IT-Workflow an den fachlich Verantwortlichen weitergeleitet. Die Führungskraft behält aber die Idee weiter im Blick und kümmert sich auch um die Terminverfolgung.
Ganz entscheidend ist in allen Prozessschritten die zeitnahe Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Diese Prozesse werden in den meisten Fällen durch einen einfachen und transparenten IT-Workflow unterstützt, der es Einreichern und Führungskraft ermöglicht, jederzeit zu erfahren, wie der Stand der Ideenbearbeitung ist. Des Weiteren verfügen wir über ein dezentrales Kennzahlensystem, sodass jede Führungskraft auf Knopfdruck im Bild ist, welche Ergebnisse sie mit ihren Mitarbeitern im Ideenmanagement erreicht hat. Erfolgsfaktor ist und bleibt aber die persönliche Kommunikation aller im Prozess aktiven Personen.
Aber es ist doch am besten, mal aus erster Hand zu erfahren, wie eine Führungskraft die Ideen ihrer Mitarbeiter erfolgreich managt. Das wird auf der Fachtagung in Kassel auch in einem Erfahrungsbericht von einer Führungskraft selbst erläutert.
 

Wie sind Ihre Erfahrungen?  

Mehr als zehn Jahren Ideenmanagement bei K+S mit einer Beteiligung von 60 Prozent und einem generierten Wirtschaftlichkeitseffekt von rund 46 Millionen Euro sprechen für sich. Wenn Ideen den normalen Dienstweg in der Linie gehen, ist das dezentrale konsequente Vorgesetztenmodell dem früheren zentralistisch geführten betrieblichen Vorschlagswesen, das sich durch lange Bearbeitungszeiten und einen nicht unerheblichen bürokratischen Aufwand auszeichnete, haushoch überlegen.
 

Ohne Ihrem Statement zu sehr vorgreifen zu wollen - welche Botschaft möchten Sie dem Kongress vermitteln? 

Aufgabe einer jeden Führungskraft ist, die kreativen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu fördern, und dazu gehört es, sich bewusst zu machen, dass Kreativität und Ideen keine Zufallsprodukte sind. Sie sind Ergebnis guter Führung und klarer Ziele.
Jede Führungskraft hat es selbst in der Hand, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Ideen sprichwörtlich sprießen. Wertschätzung und individuelle Anerkennung sowie der konstruktive Umgang mit Fehlern sind dabei Grundlage einer motivierenden und ideenfördernden Führungskultur.
Mit dem dezentralen Vorgesetztenmodell nehmen wir die Führungskräfte in die Verantwortung für diese essenzielle Aufgabe. Dazu gehört es aber auch, ihnen Freiräume zum Führen zu geben und sie für diese Aufgaben zu befähigen. Letzteres bedarf eines Trainingskonzepts, das bereits im Vorfeld der zukünftigen Führungsaufgaben aufsetzt und dabei die Ideenmanager mit einschließt und fordert.
Die Ideenmanager sollen sich gerade in einem dezentralen Vorgesetztenmodell weiter vom Verwalter zum Gestalter entwickeln. In dieser neuen Rolle werden sie zunehmend Dienstleister und Berater der Führungskräfte sein. Damit wird das Führungsinstrument Ideenmanagement weiter an Akzeptanz gewinnen. Führungskräfte, die sehr erfolgreich führen und die Ideen ihrer Mitarbeiter abholen, haben schnell erkannt, dass das dezentrale schlanke Vorgesetztenmodell hervorragend geeignet ist, die Potenziale der Mitarbeiter zu heben.
 

Was erwarten Sie von der ZI-Konferenz? 

Ich erhoffe mir praxisbezogene Lösungsansätze auf die immer wiederkehrenden neuralgischen Themen  und Barrieren im Ideenmanagement, zum Beispiel die Diskussionen zu Kosten, Nutzen und Belohnung. Darüber hinaus freue ich mich sehr auf den Austausch mit anderen Ideenmanagern, Führungskräften und Betriebsräten mit Best-Practice-Erfahrungen für die Weiterentwicklung des Ideenmanagements.
 


changeX 07.02.2013. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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