Und Ihr Businessplan?

Serie Gründergeist 53: Mein Business Plan - der Ratgeber von Uwe Herzberg
Text: Jost Burger

Er gilt als das Nonplusultra der Existenzgründerei: der Businessplan, gehypter Fetisch aller Zahlen- und Planungsversessenen. Doch dass diese Art von Planung nicht funktioniert, spricht sich rum. Moderne Gründer machen das gefürchtete Zahlenkorsett zum Prüfkasten und Reflexionsinstrument ihrer Gründung.

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Das hatte sich Tommy "Radke" Schmidtchen aber anders vorgestellt. Ausgerüstet mit dem festen Glauben an seine Geschäftsidee - ein mobiler Fahrradreparaturdienst für die Großstadt - und jeder Menge Redetalent war er bei seinem zuständigen Sparkassenberater aufgetaucht, um über einen Kredit zu verhandeln. Doch dann war man nicht einmal auf konkrete Zahlen zu sprechen gekommen. Denn auf die - aus der Pistole geschossene - Frage nach dem Businessplan musste Schmidtchen passen. Woraufhin seine Existenzgründung für die Bank gestorben war. 

Schmidtchen ist Opfer des Businessplan-Kultes geworden. Einer Manie, die landauf, landab grassiert: Ohne Businessplan brauchst du gar nicht erst anzutreten! Das galt bislang als Dogma in der Gründerszene. Banken veranstalteten Businessplan-Wettbewerbe, Consultants verdienten ihr Geld mit Businessplan-Trainings, und kein Ratgeber ohne seitenlange Ausführungen zum Thema. Inzwischen indessen zeichnet sich ein Wandel ab. Existenzgründung geht auch ohne den Fetisch Businessplan - zumindest, ohne alles Handeln sklavisch an ihm auszurichten. Denn ganz sinnlos ist er nicht, wenngleich nicht als Instrument rigider Planung. 

Ablesen lässt sich dieser Umschwung im Businessplan-Denken auch bei Uwe Herzberg, Autor des mittlerweile in der sechsten Auflage vorliegenden Werks Mein Business Plan. So heißt es im Einführungskapitel: "Da der Business Plan das Konzept für die Realisierung einer Idee ist, liegt der Schwerpunkt naturgemäß weniger in akribischen Zahlen als in der Würdigung der kritischen Erfolgsfaktoren. Diese sind, je nach Thema des Plans, Kundennutzen, Wettbewerbsvorteile, strategischer Fokus, Management Team und andere." Sprich: Ein Businessplan ist keine Bibel. Sondern eine Möglichkeit, sich auf strukturierte Weise über die Umsetzungspotenziale der Existenzgründungsidee klar zu werden. Das ist aber etwas anderes als die Form von Planwirtschaft, die man jahrzehntelang den Gründern hierzulande abverlangt hat. 

Heute aber geht es weniger um Planung, sondern eher um die Möglichkeiten, die Eventualitäten, die sich ergebenden Überraschungen. Planen meint eher das flexible Verfolgen von Großzielen, die man auch einmal über Irrwege erreichen kann.  

Dass man aber - Planung so zurechtgerückt - vor seiner Gründung darüber nachgedacht hat, wie es denn so aussehen könnte mit dem Cashflow, wie hoch ein Deckungsbeitrag sein sollte und welche Controllinginstrumente man wohl benötigen wird - das schadet nicht. All das beschreibt Herzberg sehr praxisnah, eingängig und gut umsetzbar. Checklisten, Beispiele, nützliche Adressen und eine CD-ROM mit Ressourcen inklusive. Ein Buch also für alle, die einen Businessplan weniger als Planungskorsett denn als hilfreiche Leitlinie für die Gründung betrachten.


changeX 27.01.2012. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

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Zum Buch

: Mein Business Plan. 6. Auflage. Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau 2010, 188 Seiten, 18.80 Euro, ISBN 978-3-648-00338-1

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Jost Burger
Burger

Jost Burger ist freier Journalist in Berlin. Er schreibt als freier Mitarbeiter für changeX.

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Winfried Kretschmer
Kretschmer

Winfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.

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