Die besten Bücher 2009

Die Bücher des Jahres – ausgewählt von der changeX-Jury.

 

Stapel von Büchern haben wir auch in diesem Jahr wieder gesichtet und kritisch auf ihren Neuigkeitswert hin abgeklopft. Viele davon haben wir rezensiert oder mit den Autoren Interviews geführt. Jetzt ist es Zeit, die besten Bücher des Jahres zu küren. Die changeX-Jury hat ihre Toptitel 2009 gewählt.

Nudge "Nudge“, das ist der kleine Schubs oder Anreiz, der die Entscheidungen der Menschen zu ihrem Vorteil und zum Nutzen der Gesellschaft beeinflussen soll - ohne ihre Entscheidungsfreiheit einzuschränken.

Richard H. Thaler / Cass R. Sunstein: Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt. Econ Verlag, Berlin 2009, 369 Seiten, ISBN 978-3-430-20081-3

changeX-Buch des Jahres 2009! Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein wissen genau, dass Entscheidungen ein höchst komplexes Feld sind. Sie wollen das neue Wissen der Forschung nutzen, um die Entscheidungen der Menschen zu ihrem Vorteil und zum Nutzen der Gesellschaft zu beeinflussen. Ihnen geht es um den „Nudge“, den kleinen geschickten Schubs oder Anreiz, der bewirken kann, was Bußgelder und Gesetze oftmals nicht zu leisten vermögen: Die Entscheidung der Menschen diskret, aber hocheffektiv in eine erwünschte Richtung zu lenken. Thaler und Sunstein präsentieren eine spannende Denkfigur und – wenn auch zum Teil auf den amerikanischen Markt gemünzt – ein ungewöhnliches Buch voller Überraschungen.
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Profit für alle Eine Punktlandung im Zeitgeist und dennoch diesem weit voraus.

Norbert Bolz: Profit für alle. Soziale Gerechtigkeit neu denken. Murmann Verlag, Hamburg 2009, 189 Seiten, ISBN 978-3-86774-075-3

Bücher des Jahres 2009, Platz 2! Dieses Buch stapelt tief. Es gibt vor, soziale Gerechtigkeit neu zu denken (was nicht wenig wäre), geht aber weit über dieses Ziel hinaus. Norbert Bolz denkt den Kapitalismus neu. In seinem klaren Buch gewinnt Gestalt, was man „Kapitalismus 3.0“ nennen könnte: eine neue Stufe kapitalistischer Entwicklung, die nach der äußeren Balance, der Versöhnung mit der Natur, nun auch eine innere Balance anstrebt: soziale Gerechtigkeit. Nicht als Umverteilung, sondern als Profit für alle, als Produktion sozialen Reichtums, der gleichermaßen aus sozialen Netzwerken wie aus der Kraft des Einzelnen erwächst. „Es geht um die Versöhnung von Profitmotiv und sozialer Verantwortung“, schreibt Bolz. Das ist das Thema, das in vielen aktuellen Debatten aufscheint – von Corporate Social Responsibility über Philathrokapitalismus bis hin zu Social Business. Bolz denkt die neuen Facetten des Sozialen zusammen. Eine Punktlandung im Zeitgeist und dennoch diesem weit voraus.
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Theorie U - Von der Zukunft her führen Es gilt, unsere Wahrnehmungsfähigkeit weiterzuentwickeln - und von einer im Entstehen begriffenen Zukunft zu lernen.

Claus Otto Scharmer: Theorie U - Von der Zukunft her führen. Presencing als soziale Technik. Carl Auer Verlag, Heidelberg 2009, 494 Seiten, ISBN 978-3-89670-679-9

Bücher des Jahres 2009, Platz 3! Claus Otto Scharmer rührt an ein entscheidendes Problem in Zeiten schnellen Wandels: die Zukunftsblindheit. Er fragt: Was tun, wenn die Erkenntnisse von gestern für morgen nicht mehr taugen? Lernen hat nämlich einen großen Haken: Es ist ein Download von Mustern aus der Vergangenheit, denn wir lernen aus unseren Erfahrungen. Die Herausforderung heute ist, unsere Wahrnehmungsfähigkeit weiterzuentwickeln - und von einer im Entstehen begriffenen Zukunft zu lernen. Hierin liegt die entscheidende Aufgabe von Führung: Den Prozess des Sehens von Realität so zu vertiefen, dass wir beginnen, entstehende Möglichkeitsräume wahrzunehmen. Und danach zu handeln. Ein kühnes Buch, das die eigene Haltung in den Mittelpunkt rückt: die eigene Achtsamkeit und Aufmerksamkeit.
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Animal Spirits Der Mensch verfolgt nicht allein ökonomische Ziele und handelt nicht immer rational. Ein provokanter, oft entwaffnend einfacher Blick auf die Ökonomie.

George A. Akerlof / Robert J. Shiller: Animal Spirits. Wie Wirtschaft wirklich funktioniert.. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009, 301 Seiten, ISBN 978-3-593-38937-0

Akerlof und Shiller liefern die Theorie zum Crash des Kapitalismus alter Prägung. Dessen Krise ist Folge eines schiefen Modells von Wirtschaft. Was Keynes wusste, haben seine Nachfolger vergessen: Der Mensch verfolgt nicht allein ökonomische Ziele und handelt nicht immer rational. Es sind Animal Spirits, die ihn leiten. Sie auszublenden hat Folgen. Die Wirtschaft nach der Krise braucht eine neue Theorie. Ein neues Bild des Menschen. Ein provokanter, oft entwaffnend einfacher Blick auf die Ökonomie. Ein Perspektivwechsel, der jene nüchtern ins Licht rückt, die im Theoriegewitter so häufig im Schatten stehen: die - ganz normalen - Menschen.
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Überflieger Der Mythos vom Selfmademan ist ein modernes Märchen. Erfolg lässt sich nicht als Ergebnis persönlicher Anstrengungen erklären.

Malcolm Gladwell: Überflieger. Warum manche Menschen erfolgreich sind - und andere nicht.. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009, 272 Seiten, ISBN 978-3-593388380

Unternehmenserfolg ist nicht planbar, das war die wohl wichtigste Bucherkenntnis des vergangenen Jahres. Und nun kommt Bestsellerautor Malcolm Gladwell und behauptet selbiges für den individuellen Erfolg: Der Mythos vom Selfmademan ist ein modernes Märchen. Erfolg lässt sich nicht als Ergebnis persönlicher Anstrengungen erklären. Natürlich zählen Talent und Fleiß, doch niemand kommt aus dem Nichts. Alle Überflieger dieser Welt profitierten von besonderen Vorteilen, außergewöhnlichen Chancen und einem fördernden kulturellen Umfeld. Die Konsequenz: Unsere Gesellschaft muss Chancen neu denken. Unsere Rezensentin Anja Dilk empfiehlt: „Ein suuuper Buch!“
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Der Ego-Tunnel Metzinger gelingt es, den Mythos des Selbst zu zertrümmern.

Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Berlin Verlag, Berlin 2009, 384 Seiten, ISBN 978-3-827-00630-1

Die Hirnforschung revolutioniert nicht nur das Bild des Menschen, sondern auch unseren Blick auf die Welt. Der Philosoph und Bewusstseinsforscher Thomas Metzinger bündelt nun die Erkenntnisse der Neurowissenschaften in seinem kraftvollen Buch zu einer Theorie des Bewusstseins, die unser Selbstbild radikal infrage stellt. Die moderne Philosophie des Geistes und die kognitiven Neurowissenschaften sind dabei, den Mythos des Selbst zu zertrümmern. Das Selbst gibt es nicht, es ist eine Illusion, die das Gehirn erzeugt, so Metzingers These. Unser Gehirn konstruiert ein Modell der Wirklichkeit, das aber nicht als Konstrukt erfahren wird, sondern als subjektiv erlebte Wirklichkeit. Was wir wahrnehmen, ist nichts als „ein virtuelles Selbst in einer virtuellen Realität“. Das ist die Bewusstseinsrevolution, die neue ethische Herausforderungen in sich birgt und gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen anstoßen kann, von denen wir noch gar nichts ahnen. Wir brauchen eine neue „Bewusstseinsethik“, so die Forderung Metzingers. Ein furioses Buch!
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Warum Lernen glücklich macht Kenntnisreich, anschaulich, knackig fassen die Autoren die wichtigsten Erkenntnisse zur Lernforschung auf solider Literaturbasis zusammen.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Warum Lernen glücklich macht. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2009, 94 Seiten, ISBN 978-3-89204-997-5

Viele Menschen haben es als Last erlebt, als Mühsal, als Langeweile: Lernen, das hieß für sie, Vokabeln, Formeln, Gedichte pauken. Das hieß Müssen. Das war nie, was es sein könnte. Es ist Zeit für einen Perspektivwechsel: Lernen ist pures Glück. Mit diesem Band ist der Bertelsmann Stiftung ein echter Hingucker gelungen. Kenntnisreich, anschaulich, knackig fassen die Autoren die wichtigsten Erkenntnisse zur Lernforschung auf solider Literaturbasis zusammen.
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Der Homo oeconomicus bekommt Konkurrenz Ein kleines, in der Argumentation aber gewichtiges Büchlein. Die These: Nach der Maxime des größtmöglichen ökonomischen Nutzens gestaltete Arbeitsverhältnisse machen krank.

Johannes Siegrist: Der Homo oeconomicus bekommt Konkurrenz. Die Wiederentdeckung der Emotion in der Wirtschaft. Identity Edition, Düsseldorf 2008, 71 Seiten, ISBN 978-3-89901-186-9

Ein kleines, in der Argumentation aber gewichtiges Büchlein widmet sich der Wiederentdeckung der Emotion in der Wirtschaft. Und das heißt: dem Ende des rein nutzenmaximierenden Homo oeconomicus. Waren es bislang neuere Ansätze in den Wirtschaftswissenschaften selbst, die an den Fundamenten der klassischen Lehre rüttelten, droht dem alten Paradigma nun Ungemach aus anderer Richtung. Johannes Siegrist zeigt unter Berufung auf neuere medizinische Studien: Nach der Maxime des größtmöglichen ökonomischen Nutzens gestaltete Arbeitsverhältnisse machen krank. Und das kommt teuer. Ein wichtiges Buch für ein notwendiges Ziel: eine auf Vertrauen, Kooperation, Fairness, Gerechtigkeit und Solidarität gründende Wirtschaft.
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Fortuna und Kalkül Ebenso elegant wie tiefgründig konfrontiert Enzensberger die exakteste aller Wissenschaften mit der Endlichkeit ihrer Theorien ebenso wie mit ihren möglicherweise doch metaphysischen Grundlagen.

Hans Magnus Enzensberger: Fortuna und Kalkül. Zwei mathematische Belustigungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, 72 Seiten, ISBN 978-3-518-26022-7

Zu allen Zeiten haben die Menschen Praktiken erfunden, um mit den Wechselfällen des Lebens fertigzuwerden und das Schicksal des Einzelnen wie der Gemeinschaft zu deuten. Erst die Moderne räumte mit der Unvernunft auf und setzte an die Stelle des Aberglaubens das Kalkül. Nicht mehr von Schicksal war nun die Rede, sondern von Zufall. Alles schien nun kalkulier- und berechenbar – bis hinein in die feinsten Verästelungen der Finanzmathematik. Die Folgen kennen wir. Nur selten aber erfasst die allgegenwärtige Krisenanalyse deren wirklichen Ursachenkern: die Mathematisierung unserer Weltsicht. Hans Magnus Enzensberger gelingt das ganz wunderbar. Ebenso elegant wie tiefgründig konfrontiert er die exakteste aller Wissenschaften mit der Endlichkeit ihrer Theorien ebenso wie mit ihren möglicherweise doch metaphysischen Grundlagen. Lesetipp!
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Global Impact Eine gute Zukunft ist möglich! Ein Buch mit einer umspannenden Vision für die Welt.

Franz Josef Radermacher, Marianne Obermüller, Peter Spiegel: Global Impact. Der neue Weg zur globalen Verantwortung. Carl Hanser Verlag, München 2009, 288 Seiten, ISBN 978-3-446-41730-4

Der Weltuntergang ist abgesagt. Zwar haben wir Krisen, haben Probleme, aber es wächst auch die Fähigkeit der Menschheit, mit Problemen und Krisen umzugehen. Insofern heißt die Botschaft heute: Eine gute Zukunft ist möglich! Diesen Trend zum Zukunftsoptimismus haben sich Franz Josef Radermacher, Marianne Obermüller und Peter Spiegel auf die Fahnen geschrieben. In ihrem Buch denken sie zusammen, was es an guten, positiven und tragfähigen Ansätzen gibt – von Global Governance über regenerative Energien bis hin zu Social Business und Bildung für alle. Sie zeigen: Es ist alles da, was man braucht, um eine bessere und gerechtere Welt zu bauen - man muss nur damit anfangen. Eine ausführliche Rezension folgt in Kürze.
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Die Revolution der Innovation Wunderbar klar arbeiten die Autoren heraus, wohin die globale Ökonomie treibt: hin zu einer Form der Wertschöpfung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Brillant!

C. K. Prahalad / M. S. Krishnan: Die Revolution der Innovation. Wertschöpfung durch neue Formen in der globalen Zusammenarbeit. Redline Verlag, München 2009, 336 Seiten, ISBN 978-3-86881-015-8

C. K. Prahalad macht seinem Ruf, einer der wichtigsten Managementvordenker unserer Zeit zu sein, abermals alle Ehre. Wunderbar klar arbeiten er und sein Co-Autor M. S. Krishnan heraus, wohin die globale Ökonomie treibt: hin zu einer Form der Wertschöpfung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Sie beschreiben die Entwicklung der globalen Ökonomie mit einer frappierend einfachen Formel: N = 1 und R = G. Kurz gesagt: Die Kundenerfahrung wird individuell, die Ressourcen aber gehen gegen global. Darin verbirgt sich ein neues Modell der Wertschöpfung, das dem des Industriezeitalters diametral entgegengesetzt ist. Brillant!
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Deutschlands nächste Jahre Mit Nachdruck setzt dieses Buch die Frage auf die Tagesordnung: Welche Zukunft hätten Sie den gern?

Peter Felixberger: Deutschlands nächste Jahre. Deutschlands Zukunft: Was bleibt und was sich ändert. Murmann Verlag, Hamburg 2009, 240 Seiten, ISBN 978-3-86774-071-5

Wir gehen auf eine Reise, und was nehmen wir mit? Diese Frage stellt sich im übertragenen Sinn auch für unsere Reise in die Zukunft. Das ist die konzeptionelle Idee, die hinter dem Buch des langjährigen changeX-Machers Peter Felixberger steckt: Einen Rucksack zu packen mit Dingen, die wir in die möglichen Zukünfte mitnehmen wollen. Das Rohmaterial an Packstücken lieferten die maßgeblichen Zukunftsforscher des Landes, die auf einer Reihe von Expertenhearings und Workshops im Bundeskanzleramt ihre Thesen und Konzepte vorstellten. Das verdienstvolle Buch zu diesem Prozess setzt mit Nachdruck die im gesellschaftlichen Tagesdiskurs leider zu oft ausgeblendete Frage auf die Tagesordnung: Welche Zukunft hätten Sie den gern?
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